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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Hakennase und einem schwarzen Gehrock, den Filzzylinder schief auf den Kopf gedrückt.
    »Ganz üblen Joss!«
    Coopers Begleiter, Wilf Tillman, gab es einen leichten Ruck, als er aus der näselnden Stimme des jüngeren Mannes die verborgene Schärfe heraushörte. Tillman war untersetzt, hatte ein rötliches Gesicht und stammte aus Alabama.
    »Und ich sage Ihnen, dieser ganze gottverdammte Fliegendreck ist nichts anderes als übler Joss!« erklärte Brock. ›Joss‹ war ein chinesisches Wort, das Glück, Schicksal, Gott und Teufel in einem bedeutete. »Gottverdammt übel!«
    »Hoffentlich nicht, Sir«, entgegnete Tillman. »Die ganze Zukunft des Chinahandels liegt jetzt hier – guter oder schlimmer Joss hin oder her.«
    Brock sah auf ihn herunter. »Hongkong hat keine Zukunft. Was wir brauchen, sind offene Häfen auf dem chinesischen Festland.«
    »Es gibt keinen besseren Hafen in diesen Gewässern«, antwortete Cooper. »Platz genug, um alle unsere Schiffe an Land zu setzen und zu überholen. Platz genug, um Wohnhäuser und Lagerschuppen für uns zu bauen. Endlich keine Einmischung der Chinesen mehr.«
    »Eine Kolonie muß anbaufähiges Land und Bauern haben, die dieses Land bearbeiten, Mr. Cooper. Eigene Einkünfte«, erklärte Brock ungeduldig. »Ich bin hier kreuz und quer herumgelaufen, ebenso wie Sie. Wie soll man denn hier etwas ernten? Es gibt keine Felder, keine Bäche, kein Weideland. Also gibt's auch kein Fleisch und keine Kartoffeln. Alles, was wir brauchen, müssen wir einführen. Stellen Sie sich einmal vor, was das kostet! Mensch, sogar das Fischen wird lausig sein. Und wer soll denn überhaupt die Unterhaltskosten für Hongkong tragen, he? Wir und unser Handel, verdammt noch mal!«
    »Du meine Güte, Mr. Brock, an eine solche Kolonie denken Sie?« rief Cooper. »Ich hatte gedacht, das Britische Reich« – er spuckte geschickt gegen den Wind – »hätte schon mehr als genug solcher Kolonien.«
    Brocks Hand verirrte sich in die Nähe seines Messers. »Haben Sie eben gespuckt, weil Sie was im Hals hatten, oder haben Sie vielleicht das Empire gemeint?« Tyler Brock war ein kräftiger, einäugiger Mann, der auf die Fünfzig zuging, ebenso hart und ausdauernd wie das Eisen, das er in seiner Jugend in Liverpool hatte verhökern müssen, und ebenso kampfstark und gefährlich wie die bewaffneten Handelsschiffe, auf denen er geflohen war und über die er schließlich als Chef von Brock and Sons herrschen sollte. Seine Kleidung hatte eine Stange Geld gekostet, und das Messer an seinem Gürtel war mit Juwelen besetzt. Bart und Haare waren ergraut.
    »Es ist kalt heute, Mr. Brock«, erwiderte Tillman hastig, innerlich über das lose Maulwerk seines jungen Partners erzürnt. Brock war kein Mann, den man reizen durfte, und offene Feindschaft mit ihm konnten sie sich noch nicht erlauben. »Ziemlich scharfer Wind, was, Jeff?«
    Cooper nickte kurz. Aber er wandte seinen Blick nicht von Brock ab. Er hatte zwar kein Messer, aber dafür in seiner Tasche eine kurze Pistole von schwerem Kaliber. Er war ebenso groß wie Brock, nur schlanker und leichter, und er hatte keine Angst.
    »Möchte Ihnen einen guten Rat geben, Mr. Cooper«, sagte Brock. »Besser, Sie spucken nicht so oft, wenn Sie gerade vom ›Britischen Reich‹ geredet haben. Könnten ja mal auf Leute stoßen, die so was nicht so ohne weiteres zu Ihren Gunsten auslegen.«
    »Danke, Mr. Brock, ich will daran denken«, erwiderte Cooper leichthin. »Und auch ich gebe Ihnen einen Rat: es bedeutet einen üblen Joss, an einem Dienstag zu fluchen.«
    Brock unterdrückte seinen Zorn. Am Ende würde er Cooper, Tillman und ihre Firma, die größte der amerikanischen Kaufleute, doch noch vernichten. Jetzt brauchte er sie allerdings als Verbündete gegen Dirk und Robb Struan. Brock verfluchte den ganzen Joss. Joss hatte Struan & Co. zum größten Handelshaus in Asien gemacht, das so reich und so mächtig war, daß die anderen Kaufleute im Chinahandel es voller Respekt und Neid The Noble House getauft hatten – ein vornehmes Haus also, weil es das erste war an Reichtum und an Großzügigkeit, das erste im Handel, weil es die meisten Klipper hatte, aber vor allem, weil Dirk Struan der Tai-Pan war, der Tai-Pan unter allen Tai-Panen Asiens. Und Joss hatte Brock ein Auge gekostet; das war vor siebzehn Jahren, in dem Jahr, in dem Struan sein Reich gegründet hatte.
    Draußen auf See war es passiert, nicht weit von der Insel Tschuschan. Tschuschan lag genau südlich vom großen

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