Tal der Traeume
Dienstboten schicken, um Dinge zu verkaufen, weil sie nicht in einem Pfandhaus gesehen werden möchten. Das ist durchaus üblich. Und wenn Sie die Ringe nehmen, wünscht er eine Entschädigung.« »Zum Teufel mit ihm«, explodierte William, doch Charlie widersprach ihm höflich. »Mr. Lee erklärt in aller Bescheidenheit, dass Sie keinen Anspruch auf die Ringe haben. Sie gehören ihm. Er hat für sie bezahlt, selbst wenn er das Geld einer Dienstbotin gegeben hat. Es existiert kein Beweis dafür, dass die Ringe gestohlen wurden.« William musste dieser Diskussion ein Ende setzen. »Wie viel verlangt er?« »Dreihundert Pfund.« »Quatsch, ich gebe ihm fünfzig.« Lee hielt zwei Finger hoch, und William antwortete mit einem Finger. »Hundert, du alter Gauner. Nicht mehr.« Der alte Mann lächelte zufrieden und streckte die Hand aus.
William fühlte sich nicht in der Stimmung für Nettigkeiten. Er packte Walters, der gerade unterwegs zur Kirche war, beim Kragen und schüttelte ihn heftig. »Ich will die Wahrheit hören, Sie Mistkerl, sonst schleppe ich Sie auf die Polizeiwache und zeige Sie wegen des Diebstahls dieser Ringe an. Sehen Sie sie? Die gehören meiner Frau, sie wurden in einem Pfandhaus verkauft.« Christy fand Williams Verhalten ein wenig heftig, doch irgendwie mussten sie Walters ja beikommen. Immerhin kannte er die Frau, die den Schmuck verkauft hatte. Der Reverend wollte sich losreißen, mit Oatley reden. Passanten blieben interessiert stehen, um sich das Schauspiel vor der Kirche nicht entgehen zu lassen. William zerrte den schreienden Walters die Straße hinunter zur Wache. »Ich weiß nichts über ihre Ringe. Sie hatte sie noch, als ich sie das letzte Mal sah. Mich interessiert ihr Tand nicht. Lassen Sie mich los, Sie zerreißen mir die Jacke!« »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«, brüllte Christy, der wie ein Terrier neben ihm herlief. »Vor drei oder vier Tagen. Ich verlange, dass Sie mich auf der Stelle loslassen. Die Polizei wird Sie Manieren lehren!« Er stolperte und fiel, doch William riss ihn wieder auf die Füße. »Wo haben Sie Harriet gesehen?« Walters gelang es, sie aufzuhalten, indem er sich an einem Zaunpfahl festklammerte. »Ich sage Ihnen, wo sie ist«, heulte er. »Aber über die Ringe weiß ich nichts. Wenn sie sie verkauft hat, geht es mich nichts an. Wie können Sie es wagen, mich des Diebstahl zu bezichtigen?« »Wo ist sie?«, fragte William noch einmal. »Zuerst loslassen. Hände weg, Oatley, Sie Grobian, eigentlich sollte ich Sie anzeigen.« »Wo ist sie?« »Ihre Frau befindet sich in guten Händen«, setzte Walters an, doch William hatte endgültig genug. »Ich breche ihm den Hals«, sagte er zu Christy, der gerade noch dazwischen gehen konnte.
Harriet schlief. Sie hatte den Versuch aufgegeben, Seife oder Kerzen zu machen, und im Gemüsegarten gearbeitet. Das Unkraut wucherte ungehemmt, doch die Arbeit gefiel ihr. Niemand störte sie, und der Regen war ihr gleichgültig. Minto war immer noch nicht zurück, doch Gott versorgte sie mit Möhren und Pastinaken, die sie roh aß, weil sie mit dem feuchten Holz kein Feuer anzünden konnte. Harriet staunte über Mintos Fähigkeit, all diese schwierigen Aufgaben zu bewältigen. Vermutlich war sie wirklich nutzlos, doch wenn Minto zurückkam, würde sie besser aufpassen und lernen. Sie wurde allerdings nach wie vor schnell müde und hatte die schlechte Angewohnheit, alles zu vergessen. Als sie an diesem Tag ins Haus kam, konnte sie keine Handtücher finden, dabei war sie nass bis auf die Haut. Verzweifelt zog sie Rock und Bluse aus und hängte sie auf die Wäscheleine auf der Veranda, dann zog sie ein Nachthemd aus schwerer Baumwolle an, das sie von dem Mädchen geerbt hatte, das weggelaufen war. Sie wanderte eine Weile umher und stand plötzlich im Schlafzimmer. Da sie ohnehin ein Nachthemd trug, konnte sie sich ruhig schlafen legen. Laute Stimmen weckten sie, und Angst überkam sie. Es war heller Tag, sie musste das Frühgebet verschlafen haben. Harriet sah sich um, weil sie fürchtete, der Reverend könnte sie um diese Zeit im Bett vorfinden und wütend werden. Doch es war zu spät, ihre Kleider zu suchen, wo immer sie auch sein mochten. Sie hörte, wie er nach Minto rief, und betete, er möge nicht ins Schlafzimmer kommen. Plötzlich flog die Tür auf, und Männer drängten sich herein. Wütende Stimmen erfüllten den Raum. Harriet presste sich gegen die Wand, schrie, weil sie an einen Überfall glaubte.
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