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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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verschiedenen Horden umher, wobei er nach Lust und Laune seinen Namen änderte. Doch seltsamerweise kannten ihn die Weißen nach all den Jahren noch immer als Neddy, den Mörder. Neddy, dachte er seufzend. So hatte ihn der Boss immer genannt. Irgendwie war der Name hängen geblieben. Nun war er auf dem Weg nach Osten, entzog sich den Trupps der Weißen, die unvermeidlich auftauchen würden, um sich wieder einmal an jedem beliebigen Schwarzen zu rächen, der ihnen über den Weg lief. Auch dies machte Numinga Kummer, lastete schwer auf seinem Herzen. Manchmal dachte er, es sei einfacher, dem allem ein Ende zu bereiten, doch sein Überlebenstrieb war ebenso stark wie sein Körper, und sein Verstand war immer noch wach und neugierig.
    Sie hatten kein bestimmtes Ziel vor Augen, würden irgendwo ihr Lager aufschlagen und die bevorstehende Regenzeit abwarten. Auf hoch gelegenem Gelände. In ihrem eigenen Gebiet wären sie Gefahr gelaufen, vom Wasser eingeschlossen zu werden, eine leichte Beute für bewaffnete Reiter. Irgendwann müssten sie weiterziehen, und dann, so hoffte Numinga, würde er sich von den anderen trennen und den Jungen Djarama mitnehmen. Beide beherrschten die Sprache des weißen Mannes und seine Gebräuche, sie konnten mit den Weißen leben. Als Viehhüter arbeiten, unten im Süden, nahe der Wüste. Er musste sich des Jungen annehmen, ihn von den sinnlosen Kriegen ablenken, selbst wenn er dabei sein eigenes Leben aufs Spiel setzte. Er lächelte grimmig. Die weißen Männer hatten ein gutes Gedächtnis und waren erstaunlich klug, wenn es darum ging, Schwarze wieder zu erkennen. Sie hatte ihn mehr als einmal erwischt, doch er war immer geflohen. Wenn er Djarama vor ihren Gewehren retten konnte, würde sein eigenes Leben als Flüchtling vielleicht einen Sinn bekommen.
    Er sah zu, wie Mimimiadie über Felsen zu einem hohen Grat emporkletterte, der sich vor dem rosig schimmernden, dämmrigen Himmel abzeichnete. Der Aufstieg war beschwerlich, die Hänge länger, als sie erwartet hatten, sie mussten Felsspalten und Sackgassen umgehen, in denen Steinblöcke sie am Weiterkommen hinderten. Jeder Mann ertastete sich seinen eigenen Weg empor zum finsteren Gipfel.
    Sie schlugen ihr Lager auf und entdeckten am Morgen, dass sie sich auf einem riesigen, zerklüfteten Plateau befanden, das bis zum Horizont reichte. Erfreut betrachteten sie das flache Land, das sich bis in die Unendlichkeit ausdehnte. Dies war Adlerland. Hier konnte niemand sie überraschen. Es war gutes Land, das genügend Nahrung bot, überall huschten Kleintiere umher, Schlangen und Eidechsen dösten in der Sonne. Und es gab Wasser. Sie stießen auf kleine Teiche in den Felsen, die kostbares Wasser enthielten. Sie untersuchten die felsigen Höhen und gelangten zu dem Schluss, dass dieses Gebiet niemals die bevorstehenden Regenfluten aufnehmen könnte. Dennoch waren sie sicher, die klobigen Felsblöcke boten Schutz, und vor allem würde kein Weißer dieses Land für sich beanspruchen. Als Weide war es ungeeignet. Dennoch, der Regen musste irgendwo abfließen, und die Hänge, über die sie gestiegen waren, hatten keinerlei Spuren von Wasserfällen aufgewiesen. Sie drangen weiter vor.
    Sie folgten trockenen Rissen im Fels, die so tief waren, dass sie nur von reißenden Wasserläufen stammen konnten. Dann erreichten sie den Felsvorsprung und traten ehrfürchtig zurück. Numinga, dem angesichts der Tiefe, die sich vor ihm auftat, beinahe schwindlig wurde, bekam Angst. Zur Sicherheit legten sie sich auf den Bauch und schauten hinunter in die grandiose Schlucht, deren Boden so weit unten zu sehen war, dass er nicht mehr als die Spanne einer Hand zu messen schien. Sie betrachteten eingehend die gegenüberliegende Wand, die von Höhlen durchsetzt war. Diese mussten, da waren sie sich einig, durch uralte Luftlöcher in der Oberfläche des Plateaus entstanden sein, unter denen weicheres Gestein eingebrochen war. Sie blieben lange dort, überwältigt von der Erhabenheit der Schlucht.
    Als sie am Abend ums Lagerfeuer saßen, sprachen sie nur von der Schlucht und ihren Wundern, und Mimimiadie behauptete, er habe schon lange davon gewusst. Niemand glaubte ihm, da er zur Prahlerei neigte.
    Während die Tage vergingen, entdeckten die anderen Möglichkeiten, in den klaffenden Spalt zu steigen, indem sie sorgfältig Halt auf schmalen Simsen suchten und sich bis zu den Höhlen bewegten, wobei sie den rutschigen Spuren der Wasserfälle auswichen, die schon bald wieder über

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