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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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winzigen Hütte lebte.
    Von da an gab es ein ständiges Kommen und Gehen von Dienstboten. Manche kündigten nach nur einer Woche, so dass Harriet selbst anpacken musste, um den Haushalt einigermaßen in Ordnung zu halten. Sie beklagte sich bei William über die unpassenden Frauen, und er zeigte sich mitleidig, erklärte, so etwas brauche Zeit.
    »Man hat mir vorgeschlagen, ich solle schwarze Mädchen einstellen und ausbilden«, sagte sie.
    »Davon würde ich dir abraten, Harriet. Keine Schwarzen aus der Stadt. Die auf den Stationen sind anders, sie sind mit der Arbeit aufgewachsen, und die Frauen dort verstehen sie.«
    Er bewies Geduld wegen der Mahlzeiten, die man ihm vorsetzte und die manchmal exzellent, zumeist jedoch seltsam und wenig appetitanregend waren.
    »Ein Dreh am Glücksrad«, pflegte er das Abendessen zu nennen. »Ich weiß nie, was mich erwartet, allmählich betrachte ich unsere Mahlzeiten als kleine Abenteuer.«
    Harriet war am Boden zerstört. »William, es tut mir so Leid. Ich werde mich bessern.«
    »Keine Sorge, du wirst dich bald mit den Dienstboten auskennen. Du weißt, dass ich auf unserer Station gearbeitet habe. Wir waren Monate draußen mit den Tieren, haben von Pökelfleisch, Fladenbrot und schalem Tee gelebt. Essen ist Essen, meine Liebe.«
    »Aber du bist jetzt Besseres gewöhnt, und ich enttäusche dich ständig.«
    »Ich war immer Besseres gewöhnt, aber wenn man Hunger hat, isst man alles. Die Zutaten sind frisch, obgleich dir die Zubereitung nicht gefällt, und auch bekömmlich. Reg dich also nicht auf.«
    Allmählich wurde ihr klar, dass es einfacher gewesen wäre, sich zurückzulehnen und Billy Chinn auftragen zu lassen, was immer ihm in den Sinn kam. Bei Billy war die Küche sauber und das Essen hervorragend gewesen. Was machte es schon, wenn sie sich Braten oder Pasteten gewünscht und Fisch bekommen hatte? Doch nun war es zu spät.
    Dann setzte der Regen ein. In Singapur hatte es täglich geregnet, meist um die Mittagszeit, doch sie hatten in ihrer behaglichen Flitterwochenwelt gelebt, geschützt vor den Unbilden des Wetters. Solchen Regen wie hier hatte sie nie zuvor erlebt. Es goss unaufhörlich, eine Regendecke lag über der Stadt, tagein, tagaus. Das Haus wirkte immer feucht. Die Kleider trockneten nicht, und der Schimmel, über den schon Tom Ling gejammert hatte, befiel Schränke und Kleidung. Dazu kamen riesige Schaben, die über die Böden huschten und sich in dunklen Ecken vermehrten. Taranteln ließen sich im Haus nieder und schienen ihr von einem Zimmer ins nächste zu folgen, starrten sie von hohen Wänden bedrohlich an, während Geckos über die Decken spazierten, die riesigen Augen voll verschleierter Unschuld. Ihre Gegenwart machte Harriet nervös. Dann waren da noch Eidechsen, Miniaturausgaben der dicken Reptilien, die durch den Garten liefen. Dort draußen wurde nicht mehr gearbeitet, das Unkraut wucherte, hohes Gras gedieh auf dem sumpfigen Boden.
    Inzwischen waren die meisten Freunde von den Stationen, die Hamiltons, Westons, Grogans und viele andere in der Stadt eingetroffen, dazu noch Pop Oatley. Harriet war erleichtert, als William das Büro für einige Wochen schloss, denn sie brauchte ihn, um mit dem endlosen Strom der Besucher fertig zu werden. Ständig tauchten Leute unangemeldet auf, manchmal ganze Familien mit Kindern und Enkeln; das gesellschaftliche Leben von Darwin war alles andere als förmlich. William empfing sie begeistert und lud alle zum Essen ein, womit er Harriet völlig aus der Fassung brachte.
    Harriet schlug sich, geplagt von unfähigen Köchinnen und Hausmädchen, tapfer durch, bis einige Frauen von den Stationen ihre missliche Lage erkannten und zu ihrer Rettung eilten. Sibell Hamilton und Aggie Weston »bliesen zur Jagd«. Plötzlich war ihre Speisekammer neu geordnet, die letzte Köchin bekam einen Tritt von Aggie, die danach die Küche putzte, während Sibells Tochter Lucy das Hausmädchen zum Aufräumen antrieb.
    Über Sibell Hamilton konnte Harriet sich nur schwer eine Meinung bilden, fand sie aber sehr freundlich. Sie hatte stets einen Korb mit Scones, Pasteten oder Kuchen dabei und wischte Harriets Einwände einfach beiseite.
    »Meine Liebe, wir müssen die Horden eben füttern, wenn sie heranrücken. Niemand kann erwarten, dass Sie diese Massenverköstigung schon beherrschen.«
    Harriet mochte diese Frauen. Mit ihnen konnte man sich mühelos unterhalten, oft waren sie äußerst amüsant. Sie zogen Pop Oatley auf, gaben vor, mit

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