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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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seiner Waffe absicherte, ging Walde neben der Person in die Hocke. Als Gabi den Kopf anleuchtete, erkannte Walde den Mann.
    »Es ist Kurt Anweber, der Koch.« Walde legte eine Hand auf die Schlagader am Hals des Mannes. »Er lebt.«
    Jetzt sah er auch die dunkel gefärbte Stelle auf dem Teppichboden. Das Blut schien aus einer Verletzung auf der unteren Kopfseite zu kommen.
    »Helft ihr bitte mal, ihn zu drehen?«
    Weil sie wusste, wie empfindlich ihr Kollege auf Blut reagieren konnte, reichte Gabi die Taschenlampe an Grabbe weiter und half Walde.
    »Okay, bringen wir ihn in stabile Seitenlage, eins, zwo, drei!«, gab sie das Kommando. Nachdem Walde und Gabi die Position des verletzten Kochs geändert hatten, leuchtete Grabbe die Kopfverletzung an.
    »Scheint nur noch leicht zu bluten«, Gabi beugte sich über den Mann. »Hey, bleib mal drauf.« Sie griff nach oben und nahm Grabbe, der mit angeekelter Miene in eine andere Richtung schaute, die Lampe aus der Hand. »Ruf den Notarzt und Verstärkung!«
     
    Während er zusah, wie das Display an Grabbes Mobiltelefon aufleuchtete, spürte Walde eine Bewegung im Schiff. Das Rauschen der Strömung an der linken Außenwand verstummte. Er ging zu einer der Luken und sah, wie die Insel aus seinem Blickfeld verschwand. Die Neptun konnte doch jetzt unmöglich losfahren! Walde rannte die Treppe hoch, tastete nach dem Türgriff. Als er ihn endlich mit der Hand umfasste, wurde er mit Wucht nach hinten gerissen. Gleichzeitig erzitterte das Schiff und ein unheimliches Knarren dröhnte in seinen Ohren. Mit äußerster Anstrengung klammerte sich Walde an den Türgriff und den Handlauf des Geländers, um nicht nach hinten die Treppe hinunterzustürzen.
    Er hörte, wie unten Tische über den Boden rutschten, Stühle umfielen und gegen die Wand knallten.
    »Alles in Ordnung?«, rief er nach unten, als der Druck nachgelassen hatte.
    Außer Gabis Fluchen gab es keine Reaktion.
    »Was, um Himmels Willen, war das?«, flüsterte Grabbe.
    Das Rauschen kam wieder von beiden Schiffsseiten.
     
    Als Walde die Außentür aufstieß und hinaustrat, stieß er sich heftig den Kopf. Dichter Regen prasselte auf das Deck. Walde blieb auf den nassen Holzplanken stehen und fasste sich in die Haare. Als er sich die Hand vor die Augen hielt, konnte er kein Blut daran entdecken. Er blickte irritiert auf das Wasser. Statt des erwarteten Ufers lag die gegenüberliegende Insel vor ihm. Über das Getöse des Flusses und das Prasseln des Regens waren unregelmäßige Schläge zu hören.
    Walde hangelte sich an der Reling entlang bis zum Ende des Führerhauses, von wo er auf das Ufer sehen konnte.
    Die Neptun hatte auf einmal den Bug gegen die Strömung und wurde nur noch von einem dicken Tau an einem der Polder auf dem Ufer gehalten. Dort stand ein Mann bis über die Knie im Wasser. Er hackte mit einer Axt auf das bereits zerfasernde Tau ein. Walde erkannte Thomas Wohlenberg, der vermutlich mit derselben Waffe den Koch niedergeschlagen hatte.
    Walde rannte bis zur Mitte des Schiffs, von wo es zum überfluteten Kai ging. Wohlenberg erhöhte die Taktzahl der Axtschläge. Walde kletterte unter der Reling hindurch, und sprang hinunter.
    Mit einem Knall riss das Tau und peitschte ins Wasser. Augenblicklich nahm die Neptun Fahrt auf. Walde landete auf dem überfluteten Kai. Er verlor das Gleichgewicht, fiel ins Wasser, konnte sich aber gleich wieder aufrappeln. Wohlenberg kletterte den Uferdamm hinauf.
    Kaum war Walde wieder auf den Beinen, wurde er mit Wucht in den Fluss gerissen. Wie eine Krake hielt das Ende des Taus seine Wade umklammert. Er wurde hinter der fort treibenden Neptun hergezogen, geriet unter Wasser. Endlich löste sich das Seil.
    Das Wasser war eiskalt. Nach wenigen Metern würde die Anstrengung ihn ohnehin die Kälte nicht mehr spüren lassen. Aber es gab ein anderes Problem. Er hatte Mühe, wieder aus den Fluten aufzutauchen, den Kopf soweit aus dem tosenden braunen Wasser zu bringen, dass er, ohne die stinkende Brühe schlucken zu müssen, nach Luft schnappen konnte. Er hatte die Kraft der Strömung unterschätzt. Das Wasser brodelte, als würde es kochen. Als habe es seine Dichte verloren und dadurch an Tragkraft eingebüßt. Walde schlug wie ein ertrinkender Hund um sich, um den Kopf über Wasser zu halten.
    Die Baumallee am Ufer raste vorbei. An Land zu gelangen, schien aussichtslos.
    Die Kälte kroch bereits in Waldes Knochen. Es würde nicht lange dauern, bis seine Muskeln verkrampften.
    Längst

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