Tango Mosel
Anwalt und Mandantin nahmen auf den unbequemen Stühlen an dem kleinen Tisch Platz, beide lehnten den von Walde angebotenen Kaffee ab.
»Ich habe Sie den ganzen Tag zu erreichen versucht«, eröffnete Walde das Gespräch, während Gabi eintraf und die beiden Besucher begrüßte.
»Meine Mandantin hat sich heute länger mit mir beraten, bevor wir Sie aufgesucht haben.« Haupenberg saß zurückgelehnt auf seinem weit vom Tisch geschobenen Stuhl.
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich das Gespräch aufzeichne?« Walde beobachtete, wie Susanne Hörmann, die Ellenbogen auf dem Tisch, das Kinn auf die Hände gestützt, mit Tunnelblick das Mikrofon fixierte.
»Später vielleicht, ich würde die Unterhaltung zunächst lieber auf informeller Ebene halten.« Der Anwalt verschränkte die Arme. »Darf ich Ihnen einen kurzen Abriss dessen geben, was wir Ihnen mitteilen möchten?«
»Ich bitte darum.« Walde lehnte sich ebenfalls in seinem Stuhl zurück und geriet in den Rauchgeruch, der Gabi umgab.
»Frau Hörmann räumt ein, in der Nacht von letztem Dienstag auf Mittwoch auf einen Anruf von Thomas Wohlenberg hin, mit einem hoteleigenen Leihfahrrad zur Baustelle geradelt zu sein. Dort wurde sie von Herrn Wohlenberg darüber in Kenntnis gesetzt, dass Niklas Domski beim Sturz von einer Treppe tödlich verunglückt war. Anschließend hat sie ihm dabei assistiert, den Verstorbenen in Herrn Wohlenbergs Auto zu verfrachten. Als sie sich weigerte, darüber hinaus bei der Beseitigung der Leiche mitzuhelfen, führte Herr Wohlenberg mehrere Telefonate.«
»Haben Sie mitbekommen, mit wem Herr Wohlenberg telefoniert hat?« Walde richtete die Frage an Susanne Hörmann, die in ihrer Haltung verharrte.
»Das ist nicht der Fall«, antwortete Haupenberg. »Dann sind sie zur Neptun gefahren, und dort ist jemand zugestiegen. Frau Hörmann wurde an ihrem Hotel auf der anderen Moselseite abgesetzt. An der wahrscheinlich sich zeitnah anschließenden Verbringung der Leiche an den späteren Fundort war sie nicht beteiligt.«
»Ihr Anwalt kann das in noch so schöne Worte kleiden«, schnaubte Gabi, »es ändert nichts daran, dass Sie eine geschlagene Woche lang versucht haben, uns an der Nase herumzuführen.«
»Ich möchte Sie doch bitten, die Contenance zu wahren.« Haupenberg signalisierte mit jeder Faser seines Köpers, dass er nicht hierher gehörte. Seine Welt waren großzügige Räumlichkeiten mit gediegenem Mobiliar, nicht dieses Kabuff, in dem schon nach wenigen Minuten die Luft verbraucht schien.
»Was haben Sie zu dem Ganzen zu sagen?«, fuhr Gabi ungerührt Susanne Hörmann an, die ganz und gar nicht mehr die Ausstrahlung einer erfolgsverwöhnten Managerin hatte und nun Hilfe suchend ihren Anwalt anschaute.
»Sie geben doch hier lediglich zu, was wir sowieso schon wissen«, setzte Walde nach. »Das Rad musste über kurz oder lang wieder zurückgegeben werden, sonst wäre es vom Hotel als gestohlen gemeldet worden, und man hätte schnell den Zusammenhang mit Ihnen festgestellt. Zumal wir einen Zeugen haben.«
»Ein alter Herr, dessen Sehvermögen, zumal bei Nacht, in Zweifel gezogen werden kann«, erwiderte Haupenberg.
»Sie scheinen ja bestens informiert zu sein.« Walde warf einen Blick zu Gabi, die ihr Pokerface aufgesetzt hatte. Die beiden wussten also von Kaspar Schreiner, aber offensichtlich nichts davon, dass er tot war.
»Ich habe das Rad beim Nachtportier ausgeliehen und ihn schon seit ein paar Tagen vertröstet.« Die blonde Frau ließ den Kopf aufgestützt und war nur schwer zu verstehen.
»Am nächsten Morgen hat es wohl da, wo Sie es in der Nacht abgestellt hatten, jemandem im Weg gestanden«, sagte Gabi. »Das Rad wurde so ungünstig platziert, dass es meinem Kollegen als gestohlen erschien.«
Frau Hörmann nickte.
»Und dann sind Sie zur Römerbrücke gefahren?«
»Nein, Herr Haupenberg sagte es bereits, Thomas Wohlenberg und ich sind zur Neptun gefahren, dort ist jemand zugestiegen.«
»Kurt Anweber?«
Sie nickte. »Und Thomas hat mich rüber auf die andere Moselseite zum Hotel gebracht.«
»Und auf der Rückfahrt haben die beiden Niklas Domski von der Römerbrücke geworfen.«
»Das nehme ich an. Ursprünglich sollte Domski zur Neptun gebracht werden, aber in dieser Nacht kehrte erst spät Ruhe auf Deck ein.«
»Und was hatten Sie dann gestern auf der Neptun zu besprechen?«
»Es waren einige Dinge schiefgelaufen. Angefangen hatte es damit, dass sich der Abriss des Penthouse verzögerte. Jugendliche
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