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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Weiden hinter mir ließ, erfreute ich mich an der wohlgeordneten Sauberkeit, welche die englische Landschaft auszeichnet.
    Im Verlauf der vergangenen tausend Jahre war in den Cotswolds jeder Fußbreit Erde irgendwann einmal entweder von Bauern gepflügt, von Schafen abgegrast oder von übermütigen Landschaftsarchitekten umgestaltet worden. Das Ergebnis ist eine kultivierte Landschaft, eine Landschaft, die beruhigend wirkt, und mögen einige sie auch als langweilig und zu sehr gezähmt empfinden, fühlte ich mich in ihr geborgen. Es gibt Menschen, die erst richtig aufblühen, wenn sie am Abgrund von unergründlichen Schluchten balancieren, während sie versuchen, eine Horde Grizzlys in die Flucht zu schlagen, und dann gibt es den Rest – Leute wie mich. Ich hatte kein Bedürfnis danach, in der Dunkelheit einen Pfad durch die Wildnis eines unbekannten Dschungels zu suchen. Ich zog es vor, auf Wegen zu gehen, auf denen Generationen vor mir gegangen waren, wo die Wahrscheinlichkeit, irgendwelchen blutrünstigen Tieren zu begegnen, relativ gering ist. Gut ausgetretene Pfade erlaubten es mir, meinen Tagträumen nachzuhängen.
    Andererseits hat man, wenn man seinen Tagträumen nachhängt, nicht gerade die beste Voraussetzung, seinen Pfad zu finden. Als ich anhielt, um einen Blick auf Emmas Karte zu werfen, und bemerkte, dass ich dank des Wandererfluchs – oder vielmehr dank meiner Unaufmerksamkeit – die unübersehbare Abzweigung übersehen hatte, überkam mich ein vertrautes Gefühl des Verdrusses. Statt links abzubiegen und wieder den Anstieg aus dem Tal zu nehmen, war ich immer geradeaus weitergegangen, bis ich die Talsohle erreicht hatte.
    Augenblicklich hätte ich kehrtmachen und den Weg zurückgehen müssen, aber die Abenteuerlust hatte mich gepackt. Mich in der Sicherheit meines Mobiltelefons wiegend, ging ich weiter und genoss den dumpfen Laut, den meine Wanderschuhe auf dem harten Boden erzeugten, die Stille der schlafenden Bäume und den gelegentlichen Anblick eines Vogels, der nicht in den wärmeren Süden aufgebrochen war. Ich war so eingenommen von dem physischen Hochgefühl des bloßen Voranschreitens, dass mir die Sturmwolken entgingen, die sich über mir zusammenbrauten. Erst als mich eine daunenweiche Schneeflocke an der Wange streifte, bemerkte ich auch die anderen, die plötzlich wie Distelwolle von einem bleifarbenen Himmel herabschwebten.
    »So viel zu Emmas Fähigkeiten, das Wetter vorherzusagen«, murmelte ich und hielt an, um Reginald in den Rucksack zu stopfen. »Willst du wissen, warum es seit Dezember nicht mehr geschneit hat, Reg? Weil der Schnee warten wollte, bis ich auf Wanderschaft ging.« Die schwarzen Augen von Reginald strahlten mich mitleidig an, als ich die Rucksackklappe über seine Ohren zog. »Nun gut«, fügte ich hinzu, während ich den Rucksack wieder schulterte, »vielleicht wird der Wind ihn bald wieder wegblasen.«
    Bei dem Wort wegblasen fuhr eine Windböe in die Baumwipfel. Grimmig lachte ich in mich hinein angesichts dieses kleinen Scherzes, den Mutter Natur sich mit mir erlaubte, und zog den Reißverschluss meiner leichten Daunenjacke zu.
    Dann machte ich kehrt, um den Anstieg aus dem Tal in Angriff zu nehmen, in der Hoffnung –
    auch wenn sie gegen jede Wahrscheinlichkeit war
    –, den Weg zurück zu der Abzweigung zu finden, die ich eigentlich hätte nehmen müssen, ehe die Laune der Natur noch launischer wurde.
    Etwa zehn Minuten später schlug der
    Schneesturm zu. Er schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen und wälzte sich durch das Tal wie eine Schneelawine, sodass die Bäume am Wegesrand nur noch entfernt als graue bizarre Schatten wahrzunehmen waren und der Weg in Windeseile mit einer immer dicker werdenden Schicht Schnee bedeckt wurde. Ein gemeiner Wind blies durch meine Jeans, herumwirbelnde Flocken stachen mir ins Gesicht. Das Geheul des Windes ließ mich nahezu taub werden, die bei ßenden Schneeflocken machten mich blind – ich fühlte mich vollkommen allein auf der Welt. Es machte keinerlei Sinn, Bill einen Hilferuf zu senden. Was hätte ich ihm sagen sollen – »Ich weiß nicht, wo ich bin, aber bitte komm mich holen«?
    Entschlossen streifte ich mir die Wollhandschuhe über und stapfte weiter.
    Ich war keine fünfhundert Meter weit gekommen, als eine schneebedeckte Wurzel mich zu Fall brachte und ich einen kleinen steilen Abhang hinabrutschte, wo ich in einem matschigen Haufen abgestorbener Blätter landete. Mit blauen Flecken übersät,

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