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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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mir klar, wo ich mich befand. Durch die Ritzen im Dach schien die Sonne. Es war spät. Ich erinnerte mich unklar, weit mehr von mir erzählt zu haben, als ich im Nachhinein für gut hielt. Hol’s der Teufel!
    Blinzelnd sah ich mich um. Ich war allein. In der Giebelwand des Dachbodens gewahrte ich eine Luke. Ich kroch hinüber und öffnete sie ein wenig.
    Ich blickte in eine weiße, gleißende Welt. Über Nacht war Schnee gefallen, und nun strahlte der Himmel in wolkenlosem Glanz; die Sonne tat meinen Augen weh. Immerhin erkannte ich an den Spuren im Hof, dass der Zug mit den Kaufmannswagen bereits aufgebrochen war. Es war still im Haus. Auch die Pilger und fast alle anderen Gäste hatten wohl die Herberge verlassen. Ich beschloss, hinunterzusteigen und hinter einer Hecke meine Blase zu erleichtern. Das tat ich aus gutem Grund immer weitab von allen anderen.
    Doch ehe ich diese Absicht ausführen konnte, geschah etwas, das mich innehalten ließ. Pferdegetrappel ertönte, und ein Trupp Reiter sprengte in den Hof. Kaum abgesessen, stürmten sie schon in die Gaststube. Neugierig presste ich die Augen an eine Fuge der Dielenbretter. Da waren Pietro und Sambo, die völlig überrascht wirkten. Die beiden Kerle, die gestern noch nach uns eingetroffen waren, der Hagere und der mit der Augenklappe, standen bei ihnen und hielten ihnen Dolche an den Hals. So waren meine Freunde bereits unfähig, sich zu wehren, ehe der ganze Trupp eindrang. Die mussten alle unter einer Decke stecken! Einer der Neuankömmlinge war offenbar der Anführer. Ich konnte ihn zuerst nicht genausehen, dann aber stand er mitten im Raum. Im Gegensatz zu seiner Bande war er gut gekleidet und hatte ein glattes Gesicht. Keine unangenehmen Züge. Aber jene Art von Geschmeidigkeit, die einen misstrauisch macht. Dazu passte, dass er ziemlich leise sprach. Eine zischelnde Stimme, eine, die man nicht vergisst.
    Was für ein reizender Halsabschneider!, dachte ich.
    Dieser Mann blickte suchend um sich und schimpfte mit seinen Leuten. Seine Stimme wurde lauter.
    »Was soll das heißen?«, fauchte er. »Wo steckt er denn?«
    Pietro und Sambo bemühten sich offenbar, so teilnahmslos wie möglich zu wirken. Besonders Sambo hielten die Ganoven scharf im Auge. Bedrohlich genug sah er ja auch aus. Wie sollten sie ahnen, dass er von fast schafsähnlicher Sanftmut beseelt war. Außer natürlich, wenn man seine Wut reizte. Dann konnte er furchtbar sein. Aber jetzt stand er nur ganz ruhig da.
    »Schafft mir den alten Schurken her!«, rief der Anführer. »Aber lebend will ich ihn!«
    Es dämmerte mir, dass es um Ahasver ging. Wenn es stimmte, dass die beiden Kerle da unten schon einen Tag lang hinter uns hergeschlichen waren, konnte es nicht anders sein.
    In diesem Augenblick knarrte die Bohle unter meinen Knien. Die Kerle fuhren herum und starrten herauf.
    »Passt auf!«, schrie der Anführer. »Da oben. Durchsucht alles genau!«
    Eisiger Schrecken fuhr in mich. Ich warf mich so rasch zur Luke hinaus, dass ich kaum wusste wie. Ich glitt vom Dachgesims ab und war auch schon unten. Aber ich tat mir keinen Schaden. Der weiche Schnee hatte den Sturz gedämpft. So schnell ich konnte, rannte ich über den Hof, durch den Küchengarten und einen weißen Abhang hinunter. Ich hielt erst inne, als das Herz mir im Halse pochte und meine Lunge nach Luft rang. Die eisige Kälte stach wie mit Nadeln. Welches Glück, dass ich in der Jacke und sogar mit meinen Stiefeln geschlafen hatte!
     
    Ist alles still?
    Ich hocke hinter einem Dickicht und versuche mein Keuchen zu unterdrücken.
    Da ist etwas! Stimmen.
    Zwei der Kerle folgen meiner Spur! Der Hagere und der mit der Augenklappe. Das Blut saust in meinen Ohren.
    Jetzt muss ich rennen, oder es ist zu spät!
    Ich springe auf, aber nach drei Sätzen gerate ich in tiefe Schneewehen und komme kaum noch vorwärts. Es ist wie ein Albtraum. Ich höre die Rufe meiner Verfolger. Sie haben mich gesehen und kommen rasch näher!
    Da kauere ich im Schnee wie gelähmt und weiß nicht, wie ich entrinnen oder mich verteidigen soll. Die Kerle stapfen heran. Der mit der Augenklappe stößt ein raues Lachen aus und greift nach meinem Arm. Wir fallen beide zu Boden. Sein gerötetes, bartstoppliges Gesicht ist über mir. Er keucht. Sein widerlicher Atem! In diesem Augenblick bäumt er sich auf und erstarrt in der Bewegung. Dann bricht ihm ein Blutstrom aus dem Mund, und er stürzt mit dem Gesicht in den Schnee. Aus seinem Nacken ragt ein kurzer Pfeil.
    Was ist

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