Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der galaktische Mahlstrom

Der galaktische Mahlstrom

Titel: Der galaktische Mahlstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
Vom Netzwerk:
 
1.
     
    Die NCC 1701, besser als Sternenschiff Enterprise bekannt, hatte den Auftrag, in diesem Quadranten einen Klingonen-Schlachtkreuzer aufzuspüren, der schon dreimal wie ein Geist durch die Sensorennetze geschlüpft war. Doch nun suchten sie bereits zwölf Tage in immer weiteren Spiralen nach ihm, und Kapitän Kirk wurde schon reichlich ungeduldig, weil gar keine Spur von ihm zu entdecken war.
    Und nun hatten Spocks Instrumente etwas anderes geortet, eine Anomalie, wie er es nach eingehenden Berechnungen nannte. Kirk war froh über diese Ablenkung, denn die erzwungene Untätigkeit ging ihm gegen den Strich, und gab es nicht einen stehenden Befehl der Sternenflotte, daß Ungewöhnlichem, wenn ein Schiff darauf stieß, nachgegangen werden sollte? So sprach er jetzt ins Kapitänslog:
     
    »Sternzeit 4496.1. Wir haben unsere Suche abgebrochen, um einer – sensorischen Anomalie nachzugehen. Der Erste Offizier Spock hält es für unwahrscheinlich, daß dieses Objekt Beziehung zu dem unseres Auftrags hat, findet es jedoch so ungewöhnlich, daß eine Untersuchung ratsam erscheint.«
     
    Mehr gab es im Augenblick wohl nicht darüber zu sagen. »Leutnant Uhura«, rief er. »Was ist der Subraumradius der Anomalie?«
    »Einhundertdreiundsechzig Stunden.«
    Kirk nickte. Es gefiel ihm nicht, verbindungsmäßig so weit von der Sternenflotte entfernt zu sein. Eine Subraumfunknachricht würde bis zur nächsten Sternenbasis sieben Tage brauchen, also vierzehn Tage, bis er mit einer Antwort rechnen konnte. Aber was sollte es? Es war nicht das erstemal, daß er die Alleinverantwortung übernehmen mußte.
    Das Objekt war schnell – für eines, das mit Unterlichtgeschwindigkeit flog – ein Drittel Lichtgeschwindigkeit fast. Aber das wiederum war ein Zeichen, daß es keinen Warpantrieb hatte wie alle modernen Schiffe. Um an es heranzukommen, hatten sie ihren eigenen neutralisieren müssen. Und nun waren sie ihm so nah, daß ihre Schirme es bereits anzeigten. Und es sah ganz so aus, als wäre das Objekt sich der Enterprise nicht bewußt. Zweifellos war das Ding nicht natürlichen Ursprungs. Jemand hatte es hergestellt. Es war riesig, so gewaltig, daß es sich vor die Sterne schob. Aber es war dunkel. Kein Licht von Scheinwerfern, keines aus Fenstern oder Aussichtskuppeln, erhellte seine Oberfläche. Und es antwortete nicht auf Leutnant Uhuras über Funk gesendete Anfragen.
    »Werfen Sie mal Licht darauf!« wandte Kirk sich an Sulu, und dann an Chekov: »Nähern Sie sich auf fünfundzwanzig Kilometer und schicken Sie drei Sonden aus. Und Sie, Mr. Spock senden einen Subraumstrahl zur Sternenbasis, und zwar alle fünfzehn Minuten.« Er drückte auf einige Knöpfe an der Armstütze seines Kontrollsessels. »Mr. Scott und Dr. McCoy, auf die Brücke, bitte.«
    Inzwischen hatte Sulu die Scheinwerfer eingeschaltet. Das Ding vor ihnen war ein verwirrendes Durcheinander von Rädern innerhalb von Rädern, einer Spindel aus etwas, das wie Eis aussah und Metall, mit schlanken Türmen als Speichen, eine kreisrunde Hängebrücke um einen Zylinder. Es war für das Auge unmöglich, alle Einzelheiten dieses sich in steter Bewegung befindlichen Objekts zu erkennen. Kirk mußte sich zwingen, den Blick vom Schirm zu nehmen, das Bild wirkte geradezu hypnotisch. Und so fremdartig es auch war, es weckte irgendwie eine Erinnerung in ihm. Nein, Erinnerung war zu viel. Aber irgend etwas …
    Die Tür hinter ihm glitt leicht zischend auf. Scotty und Pille traten zusammen auf die Brücke. »Was haltet ihr davon?« fragte er sie.
    »Es ist groß!« murmelte Chefingenieur Montgomery Scott.
    »Ich würde gern den Architekten kennenlernen«, sagte Pille, »und ihm die Hand oder Klaue, Pfote, Pranke, oder was immer, schütteln …«
    Kirk drehte sich zu Spock um, als dieser sagte: »Die Frage ist, weshalb es erbaut wurde, von wem, und weshalb es hier ist!«
    Alle drei blickten ihn erwartungsvoll an. »Haben Sie eine Vermutung?« fragte Kirk.
    »Vulkanier stellen keine Vermutungen an«, sagte Spock. »Die Tatsachen sind folgende: Es bewegt sich mit einem Drittel Lichtgeschwindigkeit. Das läßt darauf schließen, daß die Erbauer den Warpantrieb nicht kannten. Es gibt auch keine Anzeichen von Impulsmotoren. Ihre Technologie scheint, nach unseren Begriffen, primitiv zu sein. Die Größe des Objekts kompensiert für seine Unterlichtgeschwindigkeit. Es ist ein Schiff, ein interstellares zweifellos, denn es befindet sich hier tief im Weltraum zwischen den Sternen.

Weitere Kostenlose Bücher