Tanz des Verlangens
zu befehlen, den Schmerz für ihn zu fühlen.
Und ich kann diesen elenden Mistkerl nicht mal mehr abschlachten.
Wie betäubt nahm er einen ihrer winzigen Ballettschuhe in die Hand und strich mit dem Daumen über die Seide. Ihr Tod war grauenhaft gewesen, ihr Leben nach dem Tode unglücklich; aber er konnte dafür sorgen, dass ihre Zukunft eine bessere sein würde.
Sobald er freikäme.
Selbst wenn sie ihn nicht so begehrte wie er sie, war sie ein guter Mensch und verdiente Besseres, jedenfalls mehr Freundlichkeit, als er ihr hatte zuteil werden lassen.
Mit neuer Entschlossenheit legte er den Schuh weg und verließ das Zimmer. Als er den Hackklotz erreichte, packte er mit festem Griff die Axt. Diese Operation würde wegen seiner Ketten problematisch werden, aber er glaubte doch, für einen sauberen Schlag ausreichend Schwung holen zu können.
War dies ein weiterer Beweis für seinen Wahnsinn? Nein. Er würde es für sie tun. Also, worauf wartest du dann noch?
Er hob die Axt und betrachtete seine Hand ohne jede Gefühlsregung.
Ein Hindernis.
23
„Vielleicht kann ich sie erreichen“, murmelte Néomi mit einem Blick auf die Zeitung. „Vielleicht aber auch nicht.“
Schließlich beschloss sie, dass sie die Mühe einfach nicht wert war. Sie wandte der Zeitung, die sich möglicherweise in ihrer Reichweite befand, den Rücken zu, und es machte ihr nicht das Geringste aus. Während sie die Auffahrt entlangschwebte, wehte eine sanfte Brise, und die Sterne leuchteten am wolkenlosen Himmel, und sie konnte einfach nicht aufhören zu lächeln, als sie an den vergangenen Abend dachte.
Sie hatte beschlossen, Conrad noch heute Abend den Schlüssel zu geben, da sie fest davon überzeugt war, dass er geloben würde, seinen Brüdern niemals Schaden zuzufügen.
Und dieser Blick in seinen Augen … Sie glaubte, dass er sich aufrichtig eine Zukunft mit ihr wünschte, so unmöglich das auch erschien. Und ebenso sehr wollte sie mehr von diesem faszinierenden Vampir.
Ob er wohl zuerst wütend werden würde wegen des Schlüssels? Zweifellos. Aber nach dem Wutanfall würde er sich rasch beruhigen. Und wenn seine Brüder irgendwo gefangen saßen, gab es ja auch gar keine andere Lösung …
Als sie sich dem Herrenhaus näherte, fiel ihr eine Bewegung in der Nähe des Werkzeugschuppens auf. Sie runzelte die Stirn, als sie Conrad erblickte. Was machte er denn hier draußen?
Sie blinzelte, um besser sehen zu können. Denn es schien für sie fast so, als ob er vor dem Hackklotz stände und eine Axt in der einen Hand hielt. Was zum Teufel macht er da? Warum sollte er denn …
Und dann kam ihr die grauenhafte Antwort zu Bewusstsein. Die Axt sauste herab. Alles um sie herum begann sich zu drehen.
Das Geräusch des Schlages hallte immer noch wider, als schon das Blut heraussprudelte … Er geriet ins Wanken, ohne ein Wort zu verlieren. Ohne einen Laut von sich zu geben, er will mich nicht mit seinem Schrei aufschrecken, er will nicht, dass ich ihn zufällig finde, wie er sich in aller Stille hier in der Dunkelheit die eigene Hand abhackt.
Mère de Dieu. Ihre Energie flackerte kurz auf, um gleich darauf wieder zu vergehen.
Er drückte sich ein Handtuch auf die Wunde. Der weiße Stoff färbte sich innerhalb von Sekunden rot, und Blut tropfte herab.
Wahnsinn … Schon braute sich ein Unwetter über ihren Köpfen zusammen. Zu viel. In dem Moment, als der Regen zu fallen begann, fand sie genug Luft, um einen Schrei auszustoßen.
Sein Kopf fuhr mit einem Ruck herum, und sein riesiger Körper geriet ins Taumeln. Er biss die Zähne gegen den Schmerz zusammen, während sie sich langsam aufeinander zu bewegten.
„Reg dich nicht auf, koeri “, stieß er hervor, den Blick unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet. Seine Miene war schmerzverzerrt, allerdings nicht wegen seines eigenen Schmerzes. „Sie wird sich … regenerieren.“
Sie konnte ihn kaum hören, so laut rauschte es in ihren Ohren. „Aber … aber …“
„Ich hab es für uns getan.“
„ Oh Gott …“ Welche Qualen er erleiden musste!
Sein Gesicht war nass vom tosenden Regen, sein schwarzes Haar peitschte seine Wangen. „Kannst du … denkst du, du kannst mir mit der anderen helfen?“
„Conrad, nein!“
„Du kannst das, Néomi. Dadurch werden wir einige Tage einsparen … die Zeit zum Heilen. Ich muss diese gottverdammten Dinger loswerden.“
„Warum?“ Jetzt begann sie richtig zu weinen.
„Das ist der erste Schritt. Ich habe eine bewusste Entscheidung
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