Tao Te Puh
können es uns nicht mehr leisten, unter verzweifelten Anstrengungen in der falschen Richtung und am falschen Platz zu suchen. Wenn Wissen und Klugheit sich weiterhin so verderblich auswirken dürfen, werden sie über kurz oder lang alles uns bekannte Leben auf der Erde ausgelöscht haben, und das bißchen, was vielleicht doch eine Zeitlang überlebt, wird wohl kaum einen Blick wert sein, wenn überhaupt noch jemand da ist, der einen Blick darauf werfen könnte.
Die Meister des Lebens kennen den Weg, denn sie hören auf ihre innere Stimme, die Stimme der Weisheit und Einfalt, die Stimme der Vernunft jenseits aller Klugheit, die Stimme der Gewißheit jenseits allen Wissens. Diese Stimme ist nicht etwa Privileg und Besitz weniger, sondern jedem Menschen gegeben. Aber wer ihr seine Aufmerksamkeit schenkt, wird nur zu oft als Ausnahme von der Regel betrachtet statt als lebendiges Beispiel dafür, wie das Prinzip funktioniert, ein Prinzip, das für jedermann anwendbar ist, der Gebrauch davon macht.
In jedem von uns steckt eine Eule, ein Kaninchen, ein I-Ah und ein Puh. Nur haben wir allzulange den Weg von Eule und Kaninchen eingeschlagen. Und jetzt beklagen wir uns wie I-Ah über die Folgen. Aber das bringt nichts. Wenn wir gescheit sind, nehmen wir den Puh-Weg. Wie aus weiter Ferne ruft er uns mit der Stimme der kindlichen Einfalt. Manchmal ist die Stimme kaum zu hören, aber das ändert nichts an ihrer Bedeutsamkeit, denn ohne sie werden wir nie unsern Weg durch den Wald finden.
Rückwort
„Nun, Puh, wie findest du das?“ fragte ich.
„Finde ich was?“ fragte Puh zurück.
„Das Tao Te Puh natürlich.“
„Was für ein Puh?“ wollte Puh wissen.
„Müssen wir das etwa noch einmal durchgehen?“ sagte ich. „Müssen wir was noch einmal durchgehen?“ erkundigte sich Puh. „Das Tao Te Puh“, erwiderte ich.
„Was ist das Tao Te Puh?“
„Das weißt du doch — der unbehauene Klotz, das Rhabarberkompott-Prinzip, der Puh-Weg, so ein Bär und das alles.“ „Ach so“, sagte Puh.
„Das ist das Tao Te Puh“, erklärte ich.
„Ach so“, sagte Puh wieder.
„Wie würdest du es denn beschreiben?“ fragte ich ihn.
„Na ja. . . mir ist gerade was eingefallen“, sagte er, „ich will es dir vorsingen.“
„Nur zu.“
„Also dann . . . (ehern)“:
„Verstehen wir den Weg,
dann gehen wir den Weg,
dann tut der Weg sich auf:
es tut sich was, und durch das Tun
nimmt alles seinen Lauf.
Mach du nur deine Augen auf!
Doch starr nicht Löcher in die Wand —
die Wand ist nämlich dein Verstand.
Ich bin ich,
und du bist du,
das siehst du sicherlich,
doch wenn du ganz bewußt
nur noch das Deine tust,
dann ist der Weg nicht schwer:
Er läuft dir hinterher.“
„So sehe ich die Sache“, sagte er dann.
„Vollkommen richtig!“ befand ich. „Aber weißt du, meinst du nicht. . .“
„Was?“ fragte Puh.
„Daß es ein und dasselbe ist?“
„Ach so“, bemerkte Puh, „na klar.“
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