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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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Strähnchen durchzogen war, fiel ihm bis über die langen, schwarzen Wimpern. Seine mandelförmigen, kobaltblauen Augen leuchteten, und seine Haut war gebräunt, aber auf eine natürliche Weise. Er hatte eine perfekte Nase, perfekte Ohren – er war perfekt! Er war gross und durch sein eng, anliegendes, weisses Shirt bemerkte ich seine Muskeln. Ausserdem trug er eine verwaschene Hose und keine Schuhe. Das Einzige, was mich anfangs ein wenig irritierte war, dass er auf dem Rücken zwei grosse hauchdünne Flügel hatte. Ja, Flügel! Sie waren beinahe durchsichtig, aber hatten doch einen leichten, zu den Augen passenden Schimmer. Er räusperte sich, und mir wurde plötzlich peinlich bewusst, dass ich ihn immer noch anstarrte.
    »In Ordnung, einverstanden. Oh, ich bin Elizabeth, aber alle nennen mich Lizzy«, nuschelte ich. Er lachte. Es war das wunderschönste Lachen das ich je gehört hatte, es perlte regelrecht und klang ein wenig heiser.
    »Nun, Kindchen, hast du Hunger? Du solltest etwas zu Abend essen und dich dann hinlegen. Morgen wird ein langer Tag.«
    Servalva stand auf und verließ den Raum.
    »Danke«, sagte ich zu Giardio.
    »Gern geschehen. So ein hübsches Mädchen muss einfach gerettet werden.« Er strahlte mich an, und ich sah seine perlweissen Zähne. Hübsch! Er hatte mich hübsch genannt! Nicht, dass mich das besonders freute, es war einfach ein nettes Kompliment. Aber warum schlug mein Herz plötzlich Purzelbäume? Ich musste verlegen lächeln, und um mir das zu verkneifen, biss ich mir auf die Unterlippe. In dem Moment kam die Heilerin zurück ins Zimmer. Sie trug ein grosses hölzernes Tablett, auf dem ein dampfender Suppenteller stand. Sie stellte es auf den Tisch, dann blickte sie mich erwartungsvoll an. Auf wackeligen Beinen stand ich auf. Fast fiel ich zurück auf mein Schlaflager, da packten zwei starke Hände mich an den Schultern. Sie richteten mich wieder auf und begleiteten mich bis zum Stuhl. Der Griff lockerte sich nicht, bis ich sicher sass.
    »Danke«, flüsterte ich, erneut überwältigt von Giardios Vollkommenheit. Ich nahm den warmen Holzlöffel in die Hand und tauchte ihn in die Suppe. Sie war sehr flüssig, und undefinierbare Wurzelstücke und Gemüse schwammen darin. Skeptisch beäugte ich sie.
    »Lebwurzelsuppe. Lebwurzeln gekocht in heissem Wasser, sehr delikat und gesund. Du wurdest auch damitgepflegt. Als Heilmittel werden noch ein paar Atblätter hinzugefügt, und – das Geheimnis – man sprenkelt noch ein wenig Lumtpollen hinein«, klärte mich Giardio auf.
    Ich nickte und nippte an der Suppe. Sie schmeckte ein wenig süsslich und war äusserst sättigend. Als ich schon die halbe Schüssel aufgegessen hatte, sah ich auf und blickte in fesselnde Augen Giardios. Er sass vor mir im Schneidersitz auf dem Boden.
    »Woher weißt du das, wenn es so geheim ist?«, fragte ich ihn.
    Er lächelte mich an, und mein Herz setzte einen Schlag aus.
    »Ich will Heiler werden. Deshalb bin ich hier. Servalva unterrichtet mich.«
    Ich war überrascht, hatte angenommen, dass er eher ein Held werden wollte wie Herkules oder Alexander der Grosse. Nicht dass ich seinen Plan nicht auch gut fand, aber irgendwie hatte ich gedacht, dass ihm die Rolle als Held besser stünde. Junge Mädchen in der Freizeit vor blutrünstigen Vampiren zu retten würde genau in dieses Schema hineinpassen. Aber anscheinend hatte ich mich geirrt. Mittlerweile hatte ich die ganze Suppe aufgegessen. Plötzlich stand die Heilerin neben mir.
    »Bitte, leg dich hin. Ich muss deine Wunde pflegen, und du solltest schlafen.«
    Erst jetzt merkte ich, wie erschöpft ich war. Ich legte mich auf mein Schlaflager und drehte mich so zur Seite, dass sie gut an die Wunde herankam. Dann roch ich zum wiederholten Mal diese stinkende, zu süssliche Flüssigkeit und musste lächeln, weil ich ja jetzt in das Geheimnis eingeweiht war. Ich wusste, was dieser Trank war, und aus was er bestand. Sie säuberte die Bisswunde mit einem Lumpen.Anfangs brannte es, und ich zuckte kurz zusammen. Ich spürte Servalvas warmen Atem im Nacken, als sie sich über mich beugte, um den Heilungsprozess zu inspizieren.
    »Licht«, murmelte sie. Sofort hörte ich das zischende Geräusch eines Streichholzes und kurz darauf tanzten die flackernden Schatten der Kerze an der Holzwand neben mir. Noch einmal presste sie das Stück Stoff auf die Wunde und noch einmal zuckte ich zusammen. Dann wünschten mir beide gute Nacht, und Giardio erinnerte mich daran, dass er mich

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