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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Knight
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hitzige Diskussion verwickelt; in dieser Hinsicht war sie wie Umar, nur geschickter im Umgang mit Menschen. Rude Dawud ließ sich treiben, machte auf der Party die Runde, schüttelte Hände und verzog sich schließlich mit seiner Beute für die Nacht nach oben.
    Ich konnte sie mir alle so gut vorstellen, jeden einzelnen in seinem üblichen Outfit: Nieten, Iros, Burkas, Aufnäher, Tattoos, Sonnenbrillen, Pork-Pie-Hüte, Kapuzenpullis. Und dann gab es noch mich. Wo zum Teufel war mein Platz in diesem Zoo?

 
     
     
    Kapitel III
     
     
    Am nächsten Morgen sollte ich hinter der Kamera stehen. Ich wachte auf, weil Jehangir Tabari mit dem Zeigefinger an meinen Schädel klopfte, in der anderen Hand hielt er meinen Camcorder.
    »Yusef, Bruder, wach auf«, sagte er sanft und beugte sich über mich. »Wir gehen skaten.«
    »Seid ihr gar nicht verkatert?«, fragte ich und öffnete ein Auge.
    »Alhamdulilla«, entgegnete er und gab mir die Kamera. Jehangir rekrutierte mich meistens dazu, an seinen Skateboard-Ausflügen teilzunehmen, damit er jemanden hatte, der seine Stunts und Sprünge filmte.
    »Bestimmt haben meine Eltern mir die Kamera nur deshalb gekauft, damit ich aufnehmen kann, wie du dir jedes Wochenende den Hals brichst.« Die Kamera war ein Geschenk zu Idu- I -Fitr gewesen.
    »Sag ihnen Jazakallah khair von mir. Los, Mann, steh auf.« Er schlug gegen meine Beine unter der Decke.
    »Nur noch eine Minute«, wimmerte ich.
    »In Ordnung, ich gehe Fasiq holen.« Jehangir erhob sich und warf dabei beinahe die 7 x 12 cm große pakistanische Flagge um, die am Kopfende meines Bettes stand. Ich blickte auf das grüne Feld mit dem weißen Halbmond und dachte an Rawalpindi mit seinen Minaretten, von denen einen die Adhans zum Al-Fadschr wecken. Jehangir trampelte die Treppe hinunter und rief irgendwas. Fasiqs Reaktion ließ vermuten, dass Jehangir sich auf ihn geworfen hatte.
    »Ach Mann«, stöhnte Fasiq. »Geh runter von mir, es ist noch nicht mal elf, verdammt …«
    »Geh runter von meinem Sofa, Arschloch. Wir gehen heute skaten!«
    »Fuck«, sagte Fasiq.
    Fasiq zog sich Schuhe an und kramte sein Skateboard unter einem Haufen von Kleidern und Koranen hervor, die sich neben dem Sofa, das er als Bett benutzte, angesammelt hatten. Wir fuhren in Jehangirs Auto, ich saß hinten. Jehangir hatte seinen Ghettoblaster und einige seiner sorgsam zusammengestellten Tapes dabei.
    »Hier ist für jeden was dabei«, prahlte er und hielt die Tapes hoch. »Ganz nach dem Prinzip der Zirkusmanege. Wenn du die Clowns nicht magst, dann magst du die Elefanten. Wenn du die Elefanten nicht magst, dann werden dir die Artisten gefallen.« Es fehlte nur eine Komponente.
    »Warum hast du keine Taqwacore-Bands dabei?«, fragte ich.
    »Weil die Penner ihren ganzen Scheiß auf Vinyl rausbringen.«
    »Was? Wieso denn?«
    »Machen sie eben«, sagte er achselzuckend.
    »Aber wer hat denn noch einen Plattenspieler?«
    »Ich hab einen«, sagte Jehangir. »Aber nur, damit ich deren Zeug hören kann. Und es nervt echt, weil man keine Platten auf Kassette überspielen kann, das Scheißteil ist zu alt.«
    »Ich kapier das mit dem Vinyl nicht«, sagte ich. »Steckt da irgendeine Ideologie dahinter?«
    »Kann sein. Viele Punks sind sentimentale Trottel.«
    »Wie Amazing Ayyub gestern, als er sagte, es gäbe keinen echten Punk mehr seit 1980«, warf Fasiq ein.
    »Was hat das denn mit Vinyl zu tun?«, fragte ich. »Denken die etwa, sie wären den goldenen Zeiten näher, wenn sie CD s ablehnen? Da gibt’s doch gar keinen Zusammenhang.«
    »Allahu alim«, antwortete Fasiq. Jehangir schob eines seiner Mixtapes in den Kassettenrekorder. »Nett«, bemerkte Fasiq, als »Suburban Home« von den Descendents mittendrin einsetzte. Die beiden hockten zusammengekrümmt da, damit ihre Haare Platz hatten. Ich saß auf der Rückbank hinter zwei grell gefärbten Irokesen mit meinem Camcorder in einer Plastiktüte, hörte laute Musik aus miesen Lautsprechern, die Fenster waren heruntergekurbelt, das Wetter war mild, aber noch nicht sommerlich heiß, und mir wurde klar, dass es da draußen in der Welt eine Million Formen von Coolness gab, von denen eine – drei Jungs, unterwegs, um ihre jugendlichen Stunts an einem öffentlichen Ort zu vollführen – an diesem Tag erfolgreich verwirklicht wurde. Sowohl Jehangir als auch Fasiq hatten genau dieselben Klamotten an wie gestern, aber ich kannte sie schon lang genug, um mich nicht daran zu stören.
    In diesem Moment bemerkte ich

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