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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Knight
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Knien hockte. Hannibal, ebenfalls auf den Knien, drehte seinen Kopf nach rechts und sagte: »Assalamu aleikum wa rahmatullahi wa barakatuh«, und wiederholte es, während er sich nach links wandte. Ohne es zu merken, hatte ich die Bewegungen von drei Rakat mitvollzogen. Sofort nach den Salams stand ich auf und ging auf die Veranda.
    Ich lehnte mich in den Sessel und schob alle leeren braunen Flaschen weg, die in meiner Reichweite standen. Frauen müssen wirklich in ihre Grenzen verwiesen werden, dachte ich. Sie wissen nicht, was gut für sie ist. Zum Beispiel Lynn. Sie ist mit mir in mein Zimmer gegangen, um Sex zu haben. Sie hat mir ihre Brüste gezeigt und versucht, meine Hand in ihre Hose zu stecken. Ich war nicht ihr Ehemann. Es stand mir nicht zu. Und was Rabeya betraf, sie trat den Typen in den Hintern – und zwar zu Recht –, doch sie hätte es nicht gemusst, wenn sie wirklich die Purdah praktizieren würde, was mehr ist als nur eine Art, sich zu kleiden. Oder Fatima, die zugelassen hätte, dass Jehangir ihr den Finger reinsteckt, wenn er nur etwas nachdrücklicher gewesen wäre. Man muss sich das mal vorstellen, der dreckige Jehangir mit seinen dreckigen Fingern. Bei wie vielen Mädchen hatte er das schon gemacht? Sie wäre verkrampft gewesen und es hätte wehgetan. Und Jehangir mit seinem ganzen Charme hätte ihr gesagt, es wäre schon in Ordnung, und hätte dann versucht, ihr noch mehr wehzutun. Jehangir, der Säufer. Jehangir, den ich bewusstlos gesehen hatte, und wie er mit dem Kopf im Klo kotzte. Jehangir, der glaubte, der amerikanische Islam würde der beste aller Zeiten werden; Jehangir, der nichts anderes war als ein Kulturnationalist. Und ich, der ich genauso säkular und westlich erzogen worden war, hätte ihm das beinahe abgekauft. Ich war in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der das Individuum genauso viel wert ist wie die Gemeinschaft, und in der es nur darum geht, sich gut zu fühlen – scheiß auf alles andere, scheiß auf Werte und Familie. Ich studierte, um Ingenieur zu werden – wisst ihr was? Wenn es nach mir gegangen wäre, dann wäre ich Maler geworden. In der Grundschule liebte ich den Kunstunterricht. Jetzt kommt die typische amerikanische Reaktion: Wenn du gerne malst, wenn dich das glücklich macht, dann nur zu, tu es. Irgendwann würden meine Kinder verhungern und ich hätte keinerlei Sicherheiten, aber was soll’s? Ich würde das tun, was mir gefällt. Und weil sie vorgeschlagen hatten, dass ich mit meinem Leben etwas anderes anfangen sollte, wären meine Eltern auf einmal schreckliche, gefühllose Menschen. Wer sagt denn, dass ich mit achtzehn schon wusste, was gut für mich war? Ich hatte noch keinerlei Erfahrung mit dem Leben. Wie hätte ich kurz nach der Highschool dazu in der Lage sein sollen, den richtigen Beruf oder das richtige Mädchen zu finden? Ich kannte niemanden, dem es besonderes Vergnügen bereitete, sich zu verabreden; alle meine Kuffar-Freunde sagten, man hätte hauptsächlich Angst und es wäre lästig, zwischendurch würde man sich gelegentlich auf eine alberne Weise schwerelos fühlen. Zur Hölle damit.
    War Umar wirklich so schrecklich? Er hatte nur seine Religion praktiziert, kein Hehl daraus gemacht und nicht zugelassen, dass sich irgendetwas anderes dazwischendrängt. Der Islam sagt: Trink nicht. Also trank er nicht. Der Islam sagt: Treibe keine Unzucht. Also trieb er keine Unzucht. Und hier im Haus war er der Buhmann; das zeigt, wie verquer alles geworden war.
    Die westliche Gesellschaft war dabei, sich selbst zu vernichten, das lag auf der Hand. Drogen- und Alkoholsucht, Teenagerschwangerschaften, AIDS , steigende Scheidungsraten. Was geschieht, wenn die Menschen keine Regeln mehr haben, nach denen sie leben können? War es nicht offensichtlich, worauf das alles hinauslief? Warum warfen wir nicht einen Blick zurück, auf die Nationen vor unserer Zeit? Riesige Weltreiche wie Babylon und Rom, ausgelöscht von der eigenen Dekadenz, sodass kaum eine Spur ihrer Existenz zurückgeblieben war. Was war denn aus ihnen geworden? Audhubillah .
    Dann hielt ein Auto am Bordstein und Umar stieg aus. Ich erkannte den Typ und das Mädchen von vorhin, er saß am Steuer, sie hinten. Ich wünschte, ich wäre mit den Kids von der MSA mitgegangen statt mit Jehangir und seinem Kafir-Freund.
    »Assalamu alaikum«, rief ich.
    »Wa aleikum assalam«, antwortete Umar.
    »Wie war’s?«
    »Hast du schon gehört, was passiert ist?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Du weißt

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