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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Knight
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Moment mal, Pardon – das entspricht nicht meiner Natur. Ich meinte: Schneidet meine Schamlippen ab und gebt mir 72 Söhne, damit ich ihnen Makkaroni mit Halal-Käse kochen kann .
    »Ich mag dein Zimmer«, sagte ich, öffnete den Koran und blätterte durch ein paar Seiten.
    »Eine Decke und vier Wände«, antwortete sie. Dann entdeckte ich in ihrem Koran einige dicke schwarze Filzstiftstriche, mit denen ein ganzer Aya ausgestrichen war, sowohl das arabische Original als auch die englische Übersetzung von Pickthall.
    »Was ist das?«, fragte ich und hielt das Buch hoch.
    »Was?«
    »Das hier – du hast einen Aya ausgestrichen?«
    »Welcher ist das?«
    »Es ist – warte mal kurz … 4:34.«
    »Oh, ja. Okay.«
    »Du hattest also das Gefühl, du kannst auf einen ganzen Aya verzichten?«
    »Also, in diesem Aya steht, dass Männer ihre Frauen schlagen sollen. Wozu sollte ich den brauchen?«
    »Aber es gibt ganz unterschiedliche Auslegungen darüber, was diese Zeilen wirklich bedeuten«, wandte ich ein. »Die meisten Übersetzer sagen, es bedeute ›leicht schlagen‹, und es gibt eine ganze Menge Rechtsvorschriften zu dem Thema. Und dann ist da noch diese Geschichte von Hiob, wie er nur mit einem Grashalm …«
    »Ja, Yusef, ich weiß. Ich habe den Aya von vorne bis hinten gelesen. Ich habe nachgeschlagen, was die ganzen Schriftgelehrten darüber sagen, auch die fortschrittlichen wie Asma Barlas; wusstest du, dass das Wort daraba in diesem Zusammenhang noch nicht mal ›schlagen‹ bedeuten muss? Es kann auch ›ermahnen‹ heißen. Natürlich habe ich all die Verrenkungen gemacht, die einer verzweifelten Muslima zur Verfügung stehen, wenn sie sich mit dieser Stelle beschäftigt. Schließlich habe ich mir gesagt, scheiß drauf. Wenn ich glaube, es sei falsch, seine Frau zu schlagen, und der Koran eine andere Meinung vertritt, dann scheiß ich auf den Vers. Ich brauche ihn nicht auseinanderzunehmen und auszupressen, um eine wenig überzeugende alternative Lesart zu finden. Ich brauche ihn nicht aus dem historischen Kontext heraus zu erklären, und ich muss ihn ganz bestimmt nicht einfach hinnehmen und mich für eine gute, altmodische Tracht Prügel anstellen. Also habe ich ihn durchgestrichen. Jetzt gefällt mir der Koran sehr viel besser.«
    »Wow. Verstehe.«
    »Problem gelöst – und du findest da drin auch nichts darüber, dass die Aussage einer Frau nur halb so viel wiegt wie die eines Mannes.« Sie schaltete ihren Multi-Disc-Player an. Ich erkannte weder die Band noch die weibliche Stimme, aber sie coverten den Klassiker » I Heard It through the Grapevine«.
    »Wer ist das?«, fragte ich.
    »The Slits.«
    »Aha.«
    »Aber Yusef Ali … ich habe etwas für dich.«
    »Für mich?«
    »Ja. Es fiel mir ein, als du mich gefragt hast, ob es schwierig ist, mit der Burka zu lesen, also …«
    Sie zog die Überraschung heraus und präsentierte sie mir mit dem Stolz eines olympischen Goldmedaillengewinners, sagte: »Hier« und gab mir einen unordentlichen Haufen festen schwarzen Stoffs. Als ich ihn mir näher ansah, entdeckte ich das Augengitter.
    »Eine Burka?«
    »Richtig.«
    »Was soll ich damit anfangen?«
    »Ich weiß nicht … anziehen ?«
    »Du willst, dass ich eine Burka anziehe?«
    »Nur einen Tag lang. Um zu sehen, wie das ist.«
    »Ich glaube, das will ich nicht.«
    »Na gut, versprich mir, dass du sie behältst. Nur für den Fall, dass du deine Meinung änderst.«
    »Sind da wenigstens ein paar coole Bandaufnäher dran wie an deiner?«
    »Nein, sie ist ganz normal.«
    »Ich behalte sie. Aber erwarte nicht von mir, dass ich damit in der Stadt rumlaufe.«
    »Das ist nur fair. Nimm sie trotzdem.«
    »Na gut, dann danke, irgendwie.« Ich ließ meinen Blick über ihre vier Wände streifen.
    »Das ist komisch …«
    »Was?«
    »Du bist die Einzige in diesem Haus, die keine Flagge im Zimmer hat.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Manche haben sogar zwei. Ich habe nur eine kleine, aber …«
    »Yusef, welche Flagge sollte ich denn hochhalten?«
    »Weiß nicht.« Mir fiel ein, dass ich keine Ahnung hatte, woher sie stammte.
    »Für mich gibt es keine Flagge«, sagte sie. Ich untersuchte den schwarzen Stoff, den ich in den Händen hielt, und dachte an schwarze Flaggen in den Händen aufstrebender Mudschahedin in irgendwelchen kargen Bergen, die man immer wieder in unscharfen Filmausschnitten auf CNN zu sehen bekam und die wirkten, als wären sie in den 1970er-Jahren aufgenommen worden: finster aussehende,

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