Taqwacore
auch immer zu beschützen.«
»Mist.« Die beiden blieben eine Weile in der Gebetshaltung sitzen. »Hey, Jehangir, was wurde eigentlich aus ›Hi My Name is Allah‹?« Ich hob meinen müden Kopf. Jehangir drehte sich zu mir um und wusste, dass er nun etwas zu erklären hatte.
»Hi My Name is Allah war eine Band«, sagte er. » Meine Band. Ich habe Gitarre gespielt und gesungen.«
»Warum hast du sie Hi My Name is Allah genannt?«, fragte ich.
»Etwas Blasphemischeres ist uns nicht eingefallen«, antwortete er. »Aber wenn man es sich mal überlegt, anstatt gleich die Krise zu kriegen, … war es gar nicht so schlimm. Eher so wie mit al-Halladsch.«
»Wer?«
»Al-Halladsch. Eigentlich Abu l-Mughith al-Husain bin Mansur bin Mahamma al-Baidawi, der Sufi-Heilige aus Bagdad. Er war einer von den betrunkenen Sufis, die von Allahs Präsenz so berauscht waren, dass ihr eigenes Bewusstsein wie ausgelöscht war. Und al-Halladsch rief daraufhin: ›Ich bin al-Haqq‹, und die ganzen Arschlöcher krochen aus ihren Löchern, um ihn festzunehmen. Sie warfen ihn für Jahre ins Gefängnis, dann machten sie ihm den Prozess, nannten ihn einen Abtrünnigen und einen Gotteslästerer. ›Wie kannst du sagen, du seist die Wahrheit? Al-Haqq ist einer von Allahs 99 heiligen Namen. Willst du behaupten, du seist Allah?‹
Aber al-Halladsch war das scheißegal . Selbst als sie ihn für schuldig befanden und ihn zu Tode folterten. Er ertrug das alles und bat Allah, ihnen zu vergeben.« Ich sah auf meine Hände, dann auf den Fußboden. Ich war so müde, dass ich gar nicht mehr alles mitbekam. »Weißt du, wie sie al-Halladsch heute nennen? Den ›Propheten der Liebe‹. Egal, wir gründeten also die Band und nannten sie Hi My Name is Allah. Es war spirituell und wunderschön und gleichzeitig ein Punkding, bei dem es darum ging, die Leute vor den Kopf zu stoßen.«
»Was wurde aus der Band?«, fragte ich und wiederholte damit Dee Dee Alis Frage.
»Ich kann nicht singen.«
»Das ist doch Blödsinn«, blaffte Dee Dee. »Du kannst verdammt gut singen.«
»Ja«, stimmte ich zu, denn seinem trunkenen Gesang mangelte es zwar an Tonumfang und Technik, aber er besaß den Charme, um den es eigentlich ging. Man konnte Jehangir nicht nicht zuhören und man konnte ihn nicht nicht lieben.
»Scheiße, es geht doch um Punkrock«, sagte jemand anderes. »Wer muss da schon singen können?«
»Genau«, sagte Dee Dee. »Was erzählst du da für ’nen Mist?«
»Brüder«, sagte Jehangir, »Wir hatten ein paar echt krasse Songs. Damit meine ich so richtig abgefuckte Songs. Denn obwohl wir nur die besten Absichten hatten – wir waren damals alle Sufis –, kamen sie wirklich total respektlos rüber.«
»Darum geht es ja auch bei der ganzen Sache«, sagte Dee Dee.
»Ja, und das ist auch toll. Aber ich konnte es nicht mehr machen. Ich habe üble Sachen über den Islam gesungen, und wenn ich nicht muslimischer Herkunft wäre, dann würde man das als Hassverbrechen bezeichnen. Ernsthaft. Scheiß wie in dem Song von den Feederz, ›Jesus Entering from the Rear‹. So’n Zeug eben, nur mit Mohammed. Beim Singen habe ich immer total schlimme Magenschmerzen gekriegt, als würden in meinem Inneren lauter offene Scheren herumklappern. Meine inneren Organe waren Allah noch immer ergeben. Mein eigener Körper protestierte gegen das, was ich tat.«
Weder Dee Dee Ali noch ich konnten daraufhin noch etwas sagen.
Als ich endlich ins Badezimmer konnte, schloss ich die Tür ab, setzte mich auf den Fußboden und holte mir einen runter. Am Freitag hatte ich es noch nie getan. Mit meinem Ding in der Hand dachte ich an ein zierliches weißes Mädchen, das letztes Semester in einem meiner Kurse gewesen war. Ich stellte mir vor, wie ich nachts ganz leise in ihr Schlafzimmer schlich, um ihre Eltern nebenan nicht aufzuwecken. Ich saß auf ihrem Bettrand. Sie wurde halb wach und machte mir Platz, damit ich mich neben sie legen konnte. Wir küssten uns und ich machte mich an ihrem niedlichen Pyjamaoberteil zu schaffen, um ihre Brüste zu umfassen – sie waren klein, aber nicht spitz, hübsch, voll und rund, und sie sagte, ich könnte auf ihr kommen, wenn ich wollte. Wir wechselten die Seiten, damit ich meine rechte Hand benutzen konnte. Ich schob meinen linken Arm unter ihrem Nacken durch, um eine ihrer Brüste zu halten, während ich wichste. Im Mondlicht, das durch das Fenster schien, konnte ich nur einen flüchtigen Blick in ihr Oberteil werfen, doch dann zog sie es
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