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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Knight
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Jehangir.
    »Bei der MSA drüben in der Uni.«
    »Wie war’s?«
    »Alhamdulillah.«
    »Wo sind Bilal’s Boulder hin?«
    »Sie schlafen heute in der Moschee.«
    »Ich war in der in Amherst«, sagte Jehangir.
    »Echt?« Umar klang überrascht.
    »Ja, es war ziemlich cool.«
    Wir gingen hinein. Jehangir rannte nach oben, während ich mir vorsichtig einen Weg durch das Haus bahnte und im Vorbeigehen Fetzen der kleinen Khutbas aufschnappte, die die anderen sich gegenseitig hielten. Fasiq erzählte einem weißen Mädchen mit rabenschwarzem Haar und einem Bouncing-Souls- T -Shirt, dass der Koran nicht explizit den Genuss von Haschisch verbieten würde, obwohl es schon damals im Umlauf war. Allein an seiner coolen Haltung und ihren lebhaften Antworten konnte ich ablesen, dass er bei ihr landen würde, zumindest irgendwie. Dann hörte ich, wie Amazing Ayyub immer lauter widersprach, während Rabeya all die schrecklichen Dinge aufzählte, die Ayatollah Khomeini in seinem Tahrir al-Wasileh geschrieben hat: dass man beispielsweise Sex mit Babys haben könne, aber finanziell für die zugefügten inneren Verletzungen haften müsse, und dass man ein Mutterschaf ficken könne, wenn man es anschließend tötete. Ich dachte, Ayyub würde ihr die Zähne einschlagen, doch ich ging weiter und kam an einer Gruppe Liwaticores vorbei. Muzammil stand in der Mitte und sprach über alternative Auslegungen des Korans und darüber, dass Lots Volk vielleicht nicht ausschließlich dafür bestraft wurde, schwul zu sein, sondern auch für Diebstahl oder etwas Ähnliches. Direkt hinter ihnen erinnerte Umar einen Skin daran, dass der Prophet weibische Männer und Männer, die so taten, als wären sie Frauen, verflucht habe.
    »Und Rasulullah, s allallahu alaihi wa sallam , sagte, er würde lieber vom Himmel auf die Erde stürzen, als die Awra eines anderen Mannes zu sehen.« Der Skin nickte nur. »Du weißt, was die Awra ist, Bruder? Es ist der Bereich zwischen deinem Nabel und deinen Knien.«
    Mit einer heftigen Bewegung machte der Skin den Knopf an seiner Jeans auf, zog den Reißverschluss herunter, packte seinen Schwanz aus und schwenkte die Hüften, sodass er hin und her schlenkerte, dazu verdrehte er die Augen, riss den Mund auf und wackelte eklig mit der Zunge. Ich dachte sofort, Umar würde ihn umbringen, doch er stand nur da, mit aufgerissenen Augen und offenem Mund. Der Skin packte sein Ding wieder ein und verschwand in der Menge. Als ich an Umar vorbeiging, sah ich in die andere Richtung.
    Ich glaube, in dieser Nacht waren wir bereit, die Welt zu verändern. Ganz gleich, wie betrunken und drüber alle waren, unser Grundgefühl war Hoffnung . Jehangir hatte es geschafft, die Taqwacores von der Westküste in den Osten zu bringen, und sie waren alle bei mir zu Hause, stellten überall ihre leeren Flaschen ab und pinkelten in Eimer oder von der Veranda, weil beide Badezimmer ständig besetzt waren. Jehangir hatte den Dschilbab wieder gegen seine üblichen Klamotten ausgetauscht, aber er hielt sich irgendwie aus allem raus. Ich sah ihn an und ich vermisste den glücklich betrunkenen Jehangir, der jeden umarmte, jeden liebte, jedem den Arm um die Schulter legte und Trinklieder anstimmte, so gut sein Bierkonsum es eben zuließ. Es fehlte mir, als wäre Jehangir auf tragische Weise von mir gerissen worden, hätte sich ungerechterweise in der Nacht davongestohlen, damit ich lernte, wie gemein das Leben sein kann.
    »Scheiße«, sage er oben auf der Treppe – ich saß auf derselben Stufe, auf der er stand – und blickte traurig auf das Saufgelage der Taqwacores herab. »Da gibt es diese ganzen Ayat und Hadithe gegen die Teilung der Religion, und wenn das Ende der Welt kommt, wird es 72 Sekten im Islam geben, aber nur eine kann die richtige sein … was ist, wenn wir eine der falschen sind? Wer kann schon sagen, ob wir das Ganze nicht auf unsere Weise genauso vermasseln wie die Taliban?«
    »Wir schaden niemandem«, entgegnete ich. »In der ganzen Szene geht es nur um obszöne Gesten und darum, Götzen zu zerschlagen. Es ist ja nicht so, dass wir den Leuten Bildung oder medizinische Versorgung vorenthalten.«
    »Es ist so, wie der verdammte Imam von Manassas gesagt hat«, fuhr Jehangir fort und ignorierte mich. »Er sagte, man solle keine Firqa gründen, keine Gruppen. Deshalb wollte ich auch Bilal’s Boulder hier haben. Ja, sie sind Arschlöcher, Yakhi, aber das hier ist keine Sekte. Bitte, bitte, Allah, ich weiß, du hast keinen Grund, mir

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