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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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Hosenträger und Springerstiefel. Ich fragte mich, was nun passieren würde. Jehangir hinter der Bühne war bestimmt nervös.
    »Assalaaamu alaikum«, sagte der Sänger. »Wir sind Bilal’s Boulder, Alhamdulillah, wir freuen uns, dass wir die Gelegenheit hatten, hier nach Buffalo zu kommen, Inschallah subhanahu wa ta’ala, um den islamischen Glauben zu verbreiten. Es ist Zeit für Ischa, also, Inschallah, werden wir jetzt beten.« Der Drummer ging ans Mikrofon und stimmte einen durchdringenden Adhan an. Dann sprangen sie von der Bühne. Der Sänger schien zu überlegen. »Hier ist Qibla, Inschallah«, sagte er und ging auf die gegenüberliegende Wand zu. Alle stellten sich hinter ihm auf. »Stellt euch ordentlich hin.« Ich glaube, er wusste nicht, wie viele Kuffar hinter ihm standen, doch alle vollzogen das Salat, als hätten sie jahrelange Übung darin. Die Hälfte der Muslime war sowieso betrunken. Doch als er das Allahu Akbar anstimmte, erhob jeder Einzelne im Raum seine Hände zu den Ohren. Wir hatten keine Teppiche hingelegt. Der Fußboden war kalt, dreckig und nass vom Schnee, der von unseren Schuhen geschmolzen war. Die Bühnenscheinwerfer wurden eingeschaltet. Rot, Blau, Gelb, Grün. Als wir uns nach der ersten Sadschda aufsetzten, bemerkte ich Umar ein paar Reihen hinter mir. Ich war mir ganz sicher, dass er diese Typen liebte.
    Nach dem Gebet spielten Bilal’s Boulder einen Song. Sie hatten die meiste Zeit ihres Auftritts für das Salat verbraucht. Der Song war okay. Der Gesang war laut und überdreht und niemand hätte sagen können, worum es ging, also genossen alle die pure Aggression und rockten ab.
    Nach ihrem Auftritt standen Bilal’s Boulder in der Menge. Sie schienen bei keiner der Bands, die nach ihnen kamen, groß mitzugehen. Wenn die Pogotänzer ihnen zu nahe kamen, schubsten sie sie zurück, verschränken die Arme vor der Brust und nahmen ihre Harte-Jungs-Pose wieder ein. Die Mutawweens spielten »Ahmed Deedat’s Dead« und alles lachte.
    Dann kam One Trip Abroad. Dee Dee Ali hatte es, was immer es auch war, das die geborenen Performer von den weniger guten unterscheidet. Er hatte sofort einen Draht zu jedem im Raum, vermutlich mit der Ausnahme von Bilal’s Boulder.
    »In Ordnung, Leute«, sagte Dee Dee gegen Ende des Auftritts, »ihr wart super. Und wir haben noch etwas ganz Besonderes für euch, einen Song von dem Mann, der all das hier auf die Beine gestellt hat … JEHANGIR TABARI !« Die Menge rief begeistert nach dem Betrunkenen. Er kam von hinten auf die Bühne, und Dee Dee legte ihm die Hand auf die Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Jehangir schüttelte den Kopf. Dee Dee redete auf ihn ein. Ohne zu wissen, was gesprochen wurde, konnte ich sehen, dass Jehangir nachgab. Er sagte etwas zu der Band.
    »Scheiß auf den Typ hier«, zischte Jehangir und deutete auf Dee Dee Ali. Alles lachte. »Ich bin schon so dermaßen besoffen.« Alles jubelte. »Okay, dieser Song heißt › I  Killed a Cat‹.« Dann legte die Band los und Jehangir coverte Sids Version von Frank Sinatras »My Way«. Im Publikum sprangen alle wild gegeneinander. Ich hätte schwören können, dass ein Mitglied von Bilal’s Boulder jemandem einen Schlag verpasste, doch es ging zu schnell, um es genau zu sehen. Jehangir schrie seinen Text heraus. And now, the end is near / and so I face the final curtain / you cunt, I ’m not a queer / I ’ll state my case, of which I ’m certain / I ’ve lived a life that’s full / and travelled each and every highway / and more, much more than this / I did it my way.
    Ich fand mich vor der Bühne wieder, wo ich hin und her gestoßen wurde, und konnte nur versuchen zu verhindern, dass ich auf dem Boden landete.
    Regrets, I ’ve had a few / but then again, too few to mention / I did what I had to do / and saw it through without exception / I ’ve planned each giant course / each careful step along the highway / and more, much more than this / I did it my way.
    Jehangir sah aus, als würde er da oben hingehören, vielleicht sogar noch mehr als Dee Dee Ali. Ich weiß es nicht. Zu viel passierte auf einmal. Ich konnte nur noch einen letzten Blick auf ihn werfen.
    There were times, I ’m sure you knew / when there was fuck, fuck else to do / but through it all, when there was doubt / I shot it up or kicked it down / I fought them all / and did it my way.
    Ich entdeckte die Sängerin der Infibulateds in der Menge, noch immer barbusig, die sich einer Horde

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