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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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sagte Okay und nahm Futrus mit. Als sie ankamen, hielt Rasulullah den Säugling Hussein auf dem Arm. Dschibril gratulierte ihm und dann erzählte er ihm die Geschichte von Futrus. Rasulullah sagte: ›Leg deine Hand auf meinen Enkel‹, und Futrus tat es, er bekam seine Flügel wieder und kehrte zurück in den Himmel.«
    »Wow«, sagte ich.
    »Und denk mal drüber nach, was aus dem verdammten Baby wurde.«
    Eines der Taqwacore-Riot-Grrrls hatte tätowierte Engelsflügel auf dem Rücken. Ich bemerkte es, als sie unser Asr leitete, in einem Top, das ihre schwarzen BH - Träger sehen ließ. Während des Gebets fiel mir auf, dass wir Az-Zuhr ausgelassen hatten. Außerdem betete ich in einem unreinen Zustand, weil ich vorher ejakuliert hatte. Hinterher machten sich Jehangir und seine Bands auf den Weg zum Intercontinental, um aufzubauen und sich schon vor dem Konzert zu betrinken. Im Haus wurde es wieder ruhig.
    Ich stand da, umgeben von Lebensmittelverpackungen, leeren Bierkisten, leeren Bierflaschen, schmutzigen Klamotten und behelfsmäßigen Aschenbechern. Amazing Ayyub ging zur Stereoanlage und legte seine Lieblingsnummer auf.
    » HEYYYYYY LITTLE RICH BOY «, grölte er mit, » TAKE A GOOD LOOK AT ME ! HEYYYYYYY LITTLE RICH BOY , TAKE A GOOD LOOK AT ME !« Als Ayyub herumsprang und seine Fäuste reckte, fühlte ich mich plötzlich richtig, richtig gut. Ich lebte jetzt schon eine ganze Weile hier. Ich hatte meinen Beitrag zur Geschichte des Hauses geleistet. Es war gut möglich, dass sie sich an mich erinnern würden, wenn ich irgendwann auszog. Vielleicht würde Ayyub feuchte Augen bekommen, wenn dieser Song bei einer Party gespielt wurde, und an die Zeit denken, als ich Teil seiner Welt war.
    Ich warf ihn mit einem freundlichen Schulterstoß auf das Sofa. » NICHT , YUSEF , BITTE ! DU WEISST NICHT , WER SCHON ALLES AUF DIESEM SOFA GEPOPPT HAT , ARGHHHH !«
    Fatima schaute vorbei, sah, dass niemand mehr da war, und fragte mich, ob ich mit ins Einkaufszentrum käme. Ich glaube, das war das einzige Mal, dass wir alleine etwas unternommen haben. Auf dem Hinweg legte sie Dashboard Confessional ein.
    »Du kannst stolz auf dich sein«, sagte sie mit einem Lächeln. »Du bist der Einzige im ganzen Haus, der wissen darf, dass ich diesen Mist höre.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich.
    »Glaubst du, die Taqwacores fänden es okay, wenn sie wüssten, dass ich eine CD von Dashboard habe?«
    »Glaubst du etwa nicht ?«
    »Yusef, ich bitte dich. Ich weiß, du bist nicht gerade Mr. Punkrock, aber du hängst doch schon eine Weile mit den Typen rum, also sei nicht so naiv.« Ich versuchte ein kokettes Lachen. Der Song »Age Six Racer« war ein Duett mit einer mir unbekannten Frauenstimme. Mir kam kurz der Gedanke, das Problem mit dem Islam bestünde vielleicht darin, dass ein Mädchen fehlte, das die zweite Stimme sang. In diesem Moment schien das einen Sinn zu ergeben.
    Im Einkaufszentrum kam ich mir cool vor, weil ich mit einer attraktiven jungen Frau zusammen war. Die anderen Typen dachten bestimmt, sie wäre meine Freundin. Als wir am Disneyladen vorbeikamen, kreuzte Fatima ihre Zeigefinger und fauchte. Wenn das einer von meinen Mitbewohnern getan hätte, wäre das so laut ausgefallen, dass jeder im Laden es gehört hätte. Fatimas Selbstvertrauen hatte dieses krasse Level noch nicht erreicht.
    »Die sind des Teufels«, sagte sie.
    »Warum?«, fragte ich.
    »Diese ganzen Ausbeuterbetriebe.«
    »Oh, klar.«
    »Genau wie dieser Mist da drüben – sieh dir das an, es ist widerlich. Gap. Gap Kids, Gap Body, Gap Baby, meine Güte  –«
    »Und da ist Foot Locker«, sagte ich, weil ich wusste, dass sie den auch hassen würde.
    »Ja, toll. Nike ist am schlimmsten.«
    »Allerdings.«
    »Ich kaufe hier noch nicht mal Klamotten. Klamotten aus dem Einkaufszentrum sind total uncool.«
    »Warum sind wir dann eigentlich hier?«
    »Ich will einen Film zum Entwickeln abgeben.« Vor uns war der Fotoladen. Fatima holte eine Einwegkamera aus ihrer Tasche und tat die nötigen Handgriffe, während ich mir Rahmen ansah. Als ich mich umdrehte, spürte ich eine vage sexuelle Spannung zwischen dem Mädchen an der Kasse und mir. Vielleicht dachte auch sie, Fatima wäre meine Freundin, und das machte mich irgendwie attraktiver. Sexualpsychologie ist faszinierend.
    Während wir auf ihre Fotos warteten, hingen wir in der Fressabteilung herum. Ich holte mir was von Taco Bell, Fatima ging zu Sbarro’s. Wir setzten uns einander gegenüber an einen

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