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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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einen Aufnäher auf der linken Schulter von Fasiqs Operation-Ivy-Kapuzenpulli. Er sah, dass ich ihn mir anschaute. »Von den bosnisch-muslimischen Truppen«, erklärte er. Über einem gelben Halbmond und einem grünen Stern stand in grünen Buchstaben auf weißem Grund: » ALLAHU EKBER «.
    Wir fuhren die Elmwood Avenue hinunter, bis wir das Museum erreichten und feststellen mussten, dass eine Gruppe von schlaksigen Kids schneller gewesen war als wir. Sie kurvten auf ihren 100-Dollar-Skateboards herum, ihre staksigen Arme ragten aus albernen, überdimensionierten Klamotten heraus, die mit Logos gepflastert waren: Billabong, Atticus, Quiksilver, Independent.
    »Wir hätten zu Pacific Sunwear gehen und uns die richtigen Uniformen zulegen sollen«, sagte Fasiq. »Dann hätten wir uns mit denen anfreunden können.«
    »Jedem seine Sunna«, entgegnete Jehangir in seiner Oi-Gelassenheit. Fasiqs Outfit mit seinem Operation-Ivy-Pulli und den passablen khakifarbenen Baggy Pants schien dem Dresscode noch etwas eher zu entsprechen als Jehangirs, der in seiner nietenbesetzten Lederjacke und rotkarierten Bondagehosen zu angsteinflößend, zu retro und zu sehr nach einem britischen Kneipenpunk, circa 77, aussah. Die Pop-Punk-Kids sammelten ihre Skateboards ein und verschwanden zu Fuß.
    Vor dem Museum in seiner hellenischen Pracht, mit seinen Marmorsäulen und Statuen, erstreckten sich etwa 40 Stufen mit einem langen schmalen Geländer, das genau in der Mitte verlief. Am Fuß der Treppe schloss sich eine kreisförmige Auffahrt an, in deren Mitte ein riesiger, nackter, bärtiger Grieche auf einem wilden Hengst thronte, einen Arm hatte er um dessen Hals geschlungen, mit dem anderen schwang er einen Bogen. Hier gab es jede Menge Stufen und verschiedene Oberflächen, die für alle möglichen Manöver geeignet waren, die sich in einem elaborierten Skater-Jargon genau benennen ließen, wenn man kein Außenseiter wie ich war. Aus Jehangirs Ghettoblaster, der auf dem Dach seines Autos stand, schallte »Skate Rock« von Agnostic Front. Er stellte einen Fuß auf sein Board und stieß sich mit dem anderen ab. Fasiq folgte ihm und bald segelten sie wie von alleine, angetrieben von Masse und Geschwindigkeit, Seite an Seite vorwärts, mit ihren Frisuren sahen sie vor dem Museum im Hintergrund aus wie Zeichentrickfiguren. Wie ich da so herumstand und dämlich die Kamera hielt, anstatt mit den Männern der Tat herumzukurven, zu fallen und zu fliegen, kam ich mir vor wie ein uncooler Statist. Doch nachdem ich ihnen eine Weile bei ihren Experimenten mit der Schwerkraft zugesehen hatte – vor allem Jehangir gelang es, charismatisch hinzufallen , falls so etwas überhaupt möglich ist –, wurde mir klar, dass meine Rolle genauso wichtig war. Denn jeder Heldenmythos braucht einen Zeugen, der die Geschichte weitererzählt.
    Dann zerstreute Jehangir alle Zweifel. Er blickte verklärt zu den Säulen des Museums hinauf, die auf einer Pyramide von ungefähr 80 Steinstufen standen, nahm sein Board, klopfte sicherheitshalber einmal auf das lange schmale Geländer und lief hinauf. Er skatete ein bisschen herum, um in Schwung zu kommen. Fasiq blieb stehen, um zuzusehen. Ich zoomte mit der Kamera von Abu und Ummi heran.
    Auf Jehangirs CD -Player lief »Ballad of Sid« von den U .  S . Bombs. Obwohl er es da oben nicht hören konnte, passte der Song so gut zu der Situation, als hätte Rabbil’Alamin das Ganze arrangiert. Mit aggressiven Tritten stieß Jehangir sich vom Marmorboden ab und legte an Tempo zu. Er sprang mit einem Ollie auf das Geländer und fuhr es in ganzer Länge hinunter – auf dem Board, nicht auf den Rädern, dabei bewegte er das Board mit den Füßen vorsichtig hin und her, während er seine Arme zu beiden Seiten ausgestreckt hielt, als wäre er ein abgerockter amerikanischer Christus. Es ging immer weiter und weiter, bestimmt würde er das Gleichgewicht verlieren und entweder rechts oder links herunterfallen oder vom Skateboard abrutschen und sich den Hals brechen oder die Eier am Geländer zerquetschen, doch das geschah nicht, er schlitterte einfach weiter das Geländer hinunter, vielleicht würde er es bis ans Ende der Stufen schaffen. Ich zoomte heraus, um mehr von dem Geländer ins Bild zu kriegen, Jehangir wurde immer schneller, verlor die Kontrolle und stürzte über das gebogene Ende des Geländers, als würde er über eine Klippe fahren. Es sah aus, als hätte er sich die Handflächen aufgeschürft, aber er war zu fassungslos

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