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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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genug Platz zum Pissen …«
    »Es wird jede Woche voller, oder?«
    »Hast du die ganzen Kids gesehen, die heute hier waren?«
    »Hm, ja.« Ein schneller Blick auf die Gesichter vor uns machte mir klar, wie sehr sich die nachmittäglichen Aktivitäten von diesem wirren Durcheinander abhoben.
    »Bruder, hör mal«, sagte Jehangir. »Das waren Muslime, Mann, aber nicht deine Onkel. Sie brauchen einen Glauben, aber nicht den Glauben deiner Onkel. Iman, denk mal so darüber nach, Iman! Es geht doch nur darum, keine Angst vor dem Tod zu haben, oder? Und das ist uns gelungen, das haben wir geschafft, und es gibt viele Muslime, die keine Angst vorm Sterben haben. Maschallah – aber jetzt haben die Muslime Angst zu leben, verdammt ! Sie fürchten sich vor dem Leben, Yakhi, mehr als sie Scheitane, Schirk, Fitna oder Bid’a, die Kuffar, al-Qiyama oder die Qualen des Grabes fürchten, fürchten sie das Leben, sie fürchten das hier  …« Er streckte seinen nackten Arm aus, griff mit der anderen Hand nach seiner Haut und zog daran, um zu verdeutlichen, was »dashier« bedeutete. »Da sind all die armen Kids, die denken, sie sind minderwertig, weil sie ihre zwei Fadschr, ihre vier Zuhr, vier Asr, drei Maghrib, vier Ischa, ihre scheiß Sunna, ihr Witr, ihr Nafl nicht schaffen, sie tragen keine Strümpfe aus Leder und sie putzen sich die Zähne nicht mit Zweigen, sie haben keine Bärte, sie tragen nicht den Hidschab, vielleicht sind sie zu ihren scheiß Highschool-Feiern gegangen und die einzige Moschee in der Nähe war eine ganz normale, poplige Takbir-Moschee und sie mussten so tun, als würden sie alles richtig machen, sich so den Arsch abwischen, wie Bukhari es vorschreibt, und das richtige Du’a machen – also, ich sage, scheiß drauf und das ganze Haus hier sagt scheiß drauf – sogar Umar. Denkst du, Umar kann in eine normale Moschee gehen mit seinen ganzen dämlichen Tattoos und bescheuerten Straight-Edge-Bands? Sogar Umar, Bruder, egal wie sehr er sich anstrengt, hier stur einen auf Wahabit zu machen, ist einer von uns. Er ist immer noch ein scheiß Taqwacore …«
    Das war das erste Mal, dass ich hörte, wie Jehangir Tabari dieses Wort auf irgendetwas in Buffalo anwendete. Ich sah in seine glasigen Augen und dachte, es wäre nur das sinnlose Geschwafel eines dämlichen Kerls, der so besoffen ist, dass er denkt, er hätte den Durchblick. Er redete weiter. »Du kannst dem Leben hinterherlaufen«, sagte er mit einem trägen Blick, der hinter mir in die Ferne ging. »Du kannst leben und es verdammt noch mal lieben und immer noch bis zu den Eingeweiden voller Taqwa sein. Das ist alles, Bruder.«
    Gerade kam »Boys on the Docks« von den Dropkick Murphys und ein großer irischer Kafir legte seinen Arm um Jehangir, riss ihn von mir weg und sie sangen zusammen, wie es dämliche Besoffene eben tun. Ich sah ihnen nur zu und versuchte, in Jehangirs Gesicht etwas zu finden, das alles irgendwie erklären würde. Er hatte mich fast davon überzeugt, dass diese Orgien auf irgendeiner abgedrehten Sufi-Weisheit beruhten – und ich nur hinauflaufen und mich in Mustafas Bukhari vertiefen müsste, um das obskure Geheimnis zu entdecken, warum Jehangir mit diesen schmuddeligen, besoffenen Punks tanzte.
    Wenn er betrunken war, sang Jehangir die Songs nicht, er schrie sie mit. Sein neuer Freund schien aus dem gleichen Holz geschnitzt zu sein, also ging ich raus auf die Veranda.
    Lynn saß im Sessel, in einem Top mit Spaghettiträgern und mit dem Kopf voller Dreadlocks.
    »Assalamu alaikum«, sagte sie, als wollte sie nett sein.
    »Wa aleikum assalam«, entgegnete ich. »Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, sich in diesen Stuhl zu setzen, er hat schon viel mitgemacht.«
    »Bist du hier, um die Fatwa zu vollziehen?«
    »Was?«
    »Du weißt schon – ich bin eine Abtrünnige, theoretisch kannst du mich töten.«
    »Aha«, sagte ich mit dem Anflug eines Lachens.
    »Gib mir die Salman-Rushdie-Spezialbehandlung«, sagte sie mit ausgestreckten Armen und geschlossenen Augen.
    »Ich glaube, die ist nur in muslimischen Ländern anwendbar.«
    »Oh. Puh.« Sie strich sich mit dem Handrücken über die Stirn, um scherzhaft Erleichterung zu simulieren.
    »Hältst du dich wirklich für eine Abtrünnige?«
    »Also, wenn genug Leute dir sagen, dass du keine Muslima bist, dann fängst du irgendwann an, es zu glauben«, antwortete sie.
    »Hm.«
    »Aber bis du zu dem Punkt kommst, wo es dir nichts mehr ausmacht, ist es ziemlich

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