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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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wirklich daran, obwohl ich wusste, dass er mit seinem Bier, mit Sex und Punkrock den Islam ebenso korrumpiert hatte wie irgendjemand sonst. Wahrscheinlich sogar mehr, obwohl das natürlich schwierig zu beurteilen ist.
    Ich sah es so: In den USA würde sich einfach nur eine eigene Form des Islam ausprägen, genauso wie in Saudi-Arabien, der Türkei, Pakistan und Indonesien. Für den Moment war es ein sehr vielversprechender und lebendiger Islam; noch jung genug, um formbar zu sein, noch weit entfernt davon, alt, muffig und starr zu sein wie seine Vettern. Ich glaube, Jehangir Tabari träumte im Grunde davon, dass der amerikanische Islam immer so bleiben würde, frei und formlos wie Wasser.
    Er nahm die Nadel sachte von seiner Johnny-Cash-Platte, steckte sie zurück in die Plattenhülle – mit einem Foto von Cash und dem Schriftzug AT FOLSOM PRISON  – und stellte sie wieder zu den Dutzenden von Taqwacore-Platten. Die Mutawweens, Bilal’s Boulder, die Bin Qarmats, Osama bin Laden’s Tunnel Diggers, die Zaqqums, Burning Books for Cat Stevens und noch eine ganze Menge mehr. Sie standen ordentlich in seinem Bücherregal, als wären es die fast papierdünnen Bände des Bukhari.
    Ich setzte mich mit einer Schale Kellogg’s Apple Jacks an den Küchentisch und grübelte, ob es überhaupt irgendetwas zu bedeuten hatte, dass Lynn vorbeigekommen war, nach mir gefragt hatte, wollte, dass ich sie anrufe, und gesagt hatte, dass wir uns bei der Dschuma sehen würden. Seitdem ich sie kannte, hatte ich nie irgendwelche Anzeichen dafür bemerkt, dass sie irgendein romantisches oder körperliches Interesse an mir hatte. Rabeya saß am anderen Ende des Tischs und versuchte vorsichtig, einen Bagel zu essen, ohne die Innenseite ihres Niqab mit Marmelade zu beschmieren.
    »Jüdischer Fraß«, sagte Umar mit einem unverschämten Grinsen. Rabeya zeigte ihm den Finger.
    Amazing Ayyub sah mich seltsam an.
    »Salam«, sagte ich und fühlte mich unbehaglich.
    »Du wirst es Lynn also besorgen?«, fragte er. Rabeya verschluckte sich beinahe an ihrem Bagel.
    »Was?«, antwortete ich. »Warum sagst du so was?«
    »Du solltest es besser lassen«, sagte er.
    »Danke für den Tipp, Amazing Ayyub.«
    »Du weißt, was den Hurenböcken blüht?«
    »Und was wäre das«, sagte ich und ließ es nicht wie eine Frage klingen.
    »In Dschehennam wird Allah dir Steine an die Eier hängen.«
    »Den Spruch kannte ich schon.«
    »Spar es dir für Dschanna auf«, sagte Ayyub, von dem ich wusste, dass er mehr als einen Blick auf verbotene weibliche Genitalien geworfen hatte. »In Dschanna wirst du fünfhundert verdammte Huris kriegen, viertausend Jungfrauen und achttausend Frauen, die keine Jungfrauen mehr sind, und alle in kleinen durchsichtigen Kleidchen.« Rabeya rutschte auf ihrem Stuhl herum.
    »Weißt du, was interessant ist?«, warf sie ein. »Mohammed äußerte sich besonders ausführlich über die Huris und so weiter, als er nur mit Chadidscha zusammenlebte. Als sie gestorben war und der Prophet anfing, sich die ganzen Frauen und Sklavinnen zuzulegen, beruhigte er sich ein bisschen.«
    »Echt?«, fragte ich.
    »Als er um die fünfzig war, hatte er ständig Sex – vielleicht elf Mal die Nacht? Die Frauen, die gerade dran waren, verzichteten, damit er es mit seiner Favoritin tun konnte, der Neunjährigen. Ich hoffe mal, das hat ihn genug auf Trab gebracht.«
    »Wow«, bemerkte ich. Umar verließ die Küche.
    »Er brauchte nicht mehr an die Huris zu denken, nachdem er ein Rockstar geworden war«, fügte Rabeya hinzu.
    »Ey«, sagte Amazing Ayyub. »Weißt du was? In Dschanna dauert ein Orgasmus sechshundert Jahre.«
    Dazu fiel keinem von uns eine passende Antwort ein und das Gespräch versandete irgendwie.
    Rabeya verließ das Haus. Wir wussten nie, wohin sie ging oder was sie tat oder mit wem; doch an diesem Tag kam sie mit ihrer Freundin Fatima zurück, einer Filmstudentin aus Bangladesch. Wenn man sie nach ihrer religiösen Einstellung fragte, antwortete sie, ihre Auffassung vom Islam sei »progressiv«.
    »Was ist progressiver Islam?«, hatte ich Umar einmal gefragt.
    »Ein Haufen Scheiße«, war seine Antwort.
    Sie war ein hübsches Mädchen mit glatten, rabenschwarzen Haaren und einem kleinen ärmellosen Top, das ihre braunen Arme und schwarzen BH -Träger frei ließ. Rabeya und sie waren ein ungleiches Paar und wirkten völlig gegensätzlich, doch sie teilten die Vorstellung von einer herzlichen islamischen Schwesternschaft.
    »Du solltest ihre

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