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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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stark«, sagte ich.
    »Siehst du, wie mein Turban gewickelt ist?«, fragte er. Ich sah genauer hin. »Ich hatte vorher noch nie einen getragen und wusste nicht, wie man das macht. Verdammt, ich habe ihn wie die Sikhs gewickelt.«
    »Oh, ja, genau …«
    »Ich wollte nur meinen Iro verdecken, ich wusste gar nicht, dass die Sikhs ihn anders wickeln als die Muslime.«
    »Wer ist der mit der Jinnah Kappe?«
    »Das ist mein Onkel.« Ich sah ihn mir genauer an und versuchte, irgendeine Ähnlichkeit mit Jehangir zu entdecken.
    »Standet ihr euch nahe?«, fragte ich.
    »Ja – er war zwar nicht ständig da, er reiste viel, aber dank ihm habe ich einiges von der Welt gesehen.«
    »Das ist cool.«
    »Er hat mich mit nach Mekka genommen.«
    »Echt?«
    »Es gibt keine Fotos, du weißt ja, wie die da drüben so sind.« Ich versuchte mir Jehangir mit seinem Iro in einem Ihram vorzustellen.
    »Wie war es denn dort?«
    »Bruder«, sagte er und jeder Gesichtsmuskel schien von seiner Überzeugung zu sprechen, »es ist unglaublich. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich wüsste nicht, wie ich das erklären soll. Du hast dort Gedanken, die man gar nicht mehr in Sprache ausdrücken kann.«
    »Wow«, sagte ich.
    »Kennst du diese Fotos, auf denen es so aussieht, als würden die Menschen um die Kaaba herumwirbeln?«
    »Ja.«
    »Das kommt einem wirklich so vor.«
    »Warst du denn so nah dran?«
    »Ja«, antwortete er.
    »Hast du sie angefasst?«
    »Nein, denn wenn du so nah dran bist, dann fangen alle an, übereinanderzukriechen, es sieht aus wie beim Extremwrestling. Ich dachte, wenn ich aus dem Weg ging, damit jemand anderer sich seinen Segen holen konnte, dann würde ich vielleicht auch meine Baraka bekommen.«
    »Das klingt einleuchtend.«
    »Ich hoffe es.«
    Ich verließ ihn und ging durch den Flur ins Badezimmer, von wo aus ich Fasiq mit dem Koran in der Hand auf dem Dach sitzen sah.
    »Assalamu aleikum«, sagte ich vom Badezimmer aus.
    »Wa aleikum assalam«, entgegnete er langsam.
    Dann erfüllte Umars Adhan das ganze Haus.
    Albert setzte sich auf eines der Sofas, während wir uns vor dem Loch in der Wand, vor der besprühten saudischen Flagge und unserem Imam Rabeya aufreihten. Der Iqama kam von Umar. Während ich seine Füße betrachtete, die rechts von mir standen, fragte ich mich, wieso er mit seiner ganzen pedantischen Sunna hinter einer Frau beten konnte. Jehangir stand links von mir. Zu Umars Rechten stand Amazing Ayyub. Zu Jehangirs Linken stand Fasiq Abasa. Rechts von Ayyub stand Rude Dawud.
    »Allahu akbar«, sagte Rabeya, die Hände zu den Ohren erhoben. Es war kurz still, dann folgten die al - Fatiha und die al-Kauthar , die kürzeste Sure im ganzen Koran. Sie handelt von einem Teich oder Fluss im Paradies, an dem wir alle Mohammed treffen werden. Während Rabeya sie rezitierte, dachte ich, dass Amazing Ayyub sicherlich eine ganze Reihe von Hadithen dazu aus seinem muslimischen Totenbuch kannte.
    Ich vergaß darüber fast das Sallallahu alaihi wa sallam .
    Nachdem das Fard beendet war, schlurfte Umar in eine Ecke und machte zwei Rakat nach der Sunna. Jehangir ließ sich zurückfallen, bis er mit den Füßen in Richtung der Qibla lag. Alle standen auf, außer Rabeya, die still ein Du’a verrichtete, und mir, der nur so dasaß. Ich dachte an dies und das, dann an gar nichts, sah rüber zu Jehangir, dann wieder zu Umar, zu Rabeya, und zu Albert, der vom Sofa aufstand, um zusammen mit Rude Dawud wieder nach oben zu gehen, sah zu Amazing Ayyub, der sagte, er müsse mal pinkeln, und zu Fasiq Abasa, der gerade in die Küche ging.
    Umar strich sich mit den Händen übers Gesicht, stand auf und verließ das Wohnzimmer. Nach einer Weile stand Rabeya auf, und ließ mich und Jehangir zurück, ich saß noch immer nur so da und er lag auf dem Rücken und starrte an die Decke.
    »Denkst du, ich sollte Lynn anrufen?«, fragte ich, ohne ihn anzusehen.
    »Warum nicht?«, antwortete er und blickte noch immer zur Decke hinauf.
    »Weiß nicht.«
    »Finde raus, was sie will.«
    »Okay.« Ich stand auf und ließ ihn da liegen. Ging hinauf in mein Zimmer und schlug ihre Nummer in meinem Kalender nach – ich kannte sie nicht gut genug, um die Nummer auswendig zu können.
    »Hallo?«
    »Lynn?«
    »Ja.«
    »Hier ist Yusef Ali.«
    »Oh, hey, was gibt’s?«
    »Nicht viel. Ich hab gerade gehört, dass du heute vorbeigekommen bist und dass ich dich anrufen soll …«
    »Oh, ja, ich wollte nur wissen, wie die Prüfungen gelaufen sind.«
    »Ich

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