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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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er.
    »Wir haben gerade über die sexuellen Probleme muslimischer Frauen gesprochen.«
    »Klingt nach Spaß«, entgegnete er.
    »Weißt du noch – das war vor Yusefs Zeit –, als du mal mit einem Mädchen von der MSA zusammen warst, wie hieß sie noch gleich?«
    »Scheiße, ich kann mich nicht erinnern.«
    »Nein, nein, du weißt schon«, konterte sie und versuchte ihr Lachen so lange zu unterdrücken, bis sie den Satz zu Ende gebracht hatte. »Du warst völlig blau und kamst die Treppe runter gestolpert und hast geschrien: MUSLIMAS KÖNNEN NICHT BLASEN !«
    »Ja«, sagte Jehangir sarkastisch. »Das war toll. Fantastisch . Lassen wir das …«
    »Ja, machen wir lieber weiter mit den muslimischen Männern.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich.
    »Yusef«, sagte Rabeya, »hast du schon mal ein Mädchen geküsst?«
    »Wie bitte?«
    »Duschst du in deiner Unterhose?«
    » BEH SHARUM !«, rief Jehangir aus, bevor ich antworten konnte. Rabeya brach in Gelächter aus, was aber nicht allzu schwer zu ertragen war, da ich ihr Gesicht nicht sehen konnte.

 
     
     
    Kapitel IV
     
     
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dröhnte Johnny Cash durch den Flur.
    My Name is Sue – How do you DO ? Now you gonna DIE !
    »Salam«, sagte Jehangir, als ich in seiner Tür erschien. Es war fast Mittag. Er saß aufrecht im Bett, gegen einen Stapel Kissen gelehnt, sein Iro hing schlaff über die rechte Seite seines kahlen Kopfes herab.
    »Wassalam.«
    »Johnny Cash«, sagte Jehangir und deutete auf seinen Plattenspieler.
    »Cool.« Ich betrachtete seine amerikanische Flagge und seinen Wandbehang aus Mekka.
    »Ich werde dir ein Geheimnis erzählen«, flüsterte er so laut, dass man es durch den ganzen Raum hören konnte.
    »Was denn?«
    »Hör zu. Komm her.« Ich ging hinüber zu seinem Bett. Er sah mir in die Augen. »Yusef Ali?«
    »Ja?«
    Er lehnte sich zu mir herüber.
    »Die Vereinigten Staaten können den Islam retten.« Nachdem er das gesagt hatte, lehnte er sich erleichtert zurück, als hätten die Worte wie ein physisches Gewicht auf ihm gelastet.
    »Was meinst du damit?«, fragte ich.
    »Wir werden es hinkriegen. All der Quatsch stirbt langsam aus, merkst du das nicht?«
    »Quatsch?«
    »Ja, Bruder. Die Muslime kommen aus tausend verschiedenen Ländern hierher, und alle haben ihre eigenen Vorstellungen darüber, wie der Islam sein sollte. Araber, Südasiaten, Afrikaner, Perser, Bosnier, Türken, Afghanen, Tschetschenen, Kasachen, Malaien … jede Kultur, die mit dem Islam in Berührung gekommen ist, hat ihn auf ihre Weise übernommen und etwas Eigenes hinzugefügt. Wie soll aus all den Brüder und Schwestern unterschiedlicher Herkunft eine Gemeinschaft entstehen?« Ich erwiderte nichts. »Indem sie ihre eigene Kultur aufgeben und sich an das halten, was wir alle gemeinsam haben, nämlich unseren Glauben, verstehst du?«
    »Stimmt.«
    »Zuerst wird das schwierig sein, denn es gibt viele Muslime, die mit dem ganzen Scheiß aufgewachsen sind und ihn verinnerlicht haben. Bruder, als ich fünfzehn war, habe ich freiwillig in einem islamischen Sommercamp da draußen im Westen gearbeitet, und ein kleiner indischer Junge hat mir erzählt, wenn du ein Kreuz trägst und damit in die Moschee gehst, dann wird der Geist von Isa kommen und es zerbrechen. Aber weißt du was? Gib ihm ein paar Jahre und der Scheiß zieht nicht mehr. Für die Kids, die hier aufgewachsen sind, wird es leichter sein. Und für ihre Kinder wiederum leichter. Es wird sich alles auflösen.«
    »Wow.«
    »Denkst du, die Amerikaner werden den Islam akzeptieren, wenn das bedeutet, dass sie alle ihre Hunde abschaffen müssen?«
    »Nein.«
    »Aber das ist eine große Sache, Yakhi; sie haben die Freiheit, Muslime zu sein, so wie sie es wollen. Und noch was: Wir sind eine Minderheit. Wir sind zu wenige, um herumzulaufen und die Einführung der Scharia zu verlangen oder irgendwelchen anderen Blödsinn. Niemandem werden die Hände abgeschlagen und wir werden keine Hurenböcke steinigen oder Homosexuelle von den Minaretten werfen, wie Ali es vorschreibt. Und ganz bestimmt wird es hier keine Hochzeiten mit Neunjährigen geben, Bruder. Und keine Religionswächter, die durch die Straßen ziehen, um sicherzustellen, dass du auch betest.«
    »Maschallah.«
    »Und Abtrünnige werden nicht getötet.«
    »Ein wichtiger Punkt.«
    »Ja, Yusef. Wir haben hier die Möglichkeit, etwas Großes zu schaffen.«
    Diese kurze Unterhaltung hatte seine Lebensgeister geweckt. Er glaubte

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