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Tatjana

Tatjana

Titel: Tatjana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tathana Cruz Smith
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zu ihm ein und sagte: »Wenn jemand fragt, ich bin deine Schwester.« Die hatte Nerven! Papiere wurden überprüft, aber er fuhr diese Strecke regelmäßig und wurde durchgewinkt. Donnerte weiter.
    Er erwartete eine Entschädigung und bog nach einem Kilometer zu einem unbenutzten Obststand ab. Sie sagte, sie brauche Ungestörtheit. Sie würde es hinten im Laderaum machen. Aber da war kein Platz wegen ihres Fahrrads. Höflich kletterte er hinein und reichte ihr das Rad hinunter. Sie sprang hoch, zog das Rolltor herunter und schloss ihn ein. Wie sich herausstellte, konnte sie einen Laster fahren. Und sie sammelte unterwegs auch noch ihren Freund ein.
    Sie hielten nicht an, bis sie eine Gegend erreichten, in der es unheimlich still war, und als Leute ihn endlich gegen die Wände des Laderaums hämmern hörten, fand er sich in dem vom Wind verwehten Müll neben dem leeren Koloss der Parteizentrale wieder.
    »Wo bist du jetzt?«, fragte Viktor.
    »Wir trinken Kaffee am Siegesplatz in Kaliningrad«, antwortete Arkadi. »Tatjana ist bei mir.«
    »Habt ihr Kontakt zu Maxim aufgenommen?«
    »Noch nicht.« Warum nicht?, fragte sich Arkadi. Tatjana und er waren seit zwei Stunden in Kaliningrad und hatten nicht versucht, mit irgendjemandem Kontakt aufzunehmen. Sie behielt ihren Rucksack. Ihre Fahrräder waren sie los und reisten mit leichtem Gepäck. Tourist zu sein, war berauschend, die Treppe in einer Konditorei hinaufzusteigen und hinunterzuschauen auf den zentralen Platz der Stadt mit dem sprudelnden Brunnen, der üblichen Siegessäule, Skateboardern, die über die Platten ratterten, und einer neuen Kirche, die wie aus Plastikteilen zusammengesetzt wirkte.
    In der Konditorei boten Vitrinen aus Glas und Chrom Erdbeertörtchen, Sachertorten, Windbeutel und Marzipanfiguren von Ernie und Bert aus der Sesamstraße an. Der Laden war auch ein Schaukasten für Frauen in Prada und Dior. Oben befanden sich Arkadi und Tatjana auf einer Ebene mit einem großen Transparent, das in scharf umrissenen Schwarz-Weiß-Buchstaben ein Hip-Hop-Konzert von Abdul ankündigte, überlebensgroß, mit finsterem Blick und der Blässe eines gesunden Vampirs. Das Konzert hatte am Abend zuvor stattgefunden. Arkadi stellte sich vor, dass Abdul mit dem Kopf nach unten in einem Schrank schlief.
    Ein Audi rollte in den Schatten der Kirche. Der Fahrer stieg aus, steckte sein Hemd in die Hose und fuhr sich glättend mit den Fingern durchs Haar. Kriminalleutnant Stasow, der sein Reich kontrollierte.
    »Ich komme dorthin«, sagte Viktor.
    »Nein«, wehrte Arkadi ab. »Du wirst in Moskau gebraucht. Wenn du herkommst, wird Schenja dir folgen, und dann Lotte.«
    »Was ist mit Maxim?«, fragte Viktor.
    »Wir werden uns mit ihm in Verbindung setzen«, versicherte ihm Arkadi.
    Leutnant Stasow kam über den Platz. Ob er Arkadi und Tatjana entdeckt oder eine Schwäche für Kuchen hatte, spielte keine Rolle. In einer Minute würde er mit dem schiefen Gang eines Mannes, der eine Waffe trug, durch die Tür treten, und wenn er die Treppe heraufkam, würden Arkadi und Tatjana in voller Sichtweite sein.
    Der Leutnant änderte seine Meinung und kehrte zum Auto zurück, um einen Mops mit einem Affengesicht herauszulassen. Der kleine Hund zerrte Stasow an der Leine mit, die Augen rollend wie Murmeln, die Zunge hin und her schlenkernd.
    Die Glastür der Konditorei öffnete sich direkt unter dem Tisch, an dem Tatjana und Arkadi saßen. Für den Hund war der Laden eine Mischung aus unwiderstehlichen Gerüchen, und er balancierte auf den Hinterpfoten, um in eine Vitrine nach der anderen zu schauen.
    Stasow gab den gutmütigen Hundebesitzer. »Immer wenn wir in die Nähe von Süßem kommen, ist er nicht zu bändigen.«
    Eine Frau fragte: »Wie heißt er denn?«
    »Polo. Das steht zumindest auf seiner Hundemarke. Ich habe ihn vor einem Verbrecher gerettet. Können Sie sich das vorstellen?«
    Arkadi überlegte, ob der Leutnant den Hund wohl als gesellschaftlichen Eisbrecher an Treffpunkten einsamer Frauen benutzte.
    »Wie alt ist er?«, fragte eine andere Frau.
    Die Leute stellen immer dieselben Fragen, dachte Arkadi. Wie alt ist Ihr Hund? Ihr Kind? Ihre Großmutter? Eine weitere Konstante war: Ist Ihre Waffe geladen? Tatjanas Pistole lag auf ihrem Schoß.
    »Ich versichere Ihnen, er ist so neugierig wie eine Katze. Komm schon, Polo. Belästige diese netten Damen nicht, Polo. Guter Junge. Oh, jetzt läuft er die Treppe hinauf.«
    Arkadi hörte den Hund herauftrappeln. Er war schon halb

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