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Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Monkberg
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1.
    Die Wiesen sahen matt aus. Hinter Creußen lag ab und zu sogar noch Schnee auf dem Bahndamm, aber es regnete nicht mehr. Gott sei Dank. Ich lief nicht gerne durch nasse Straßen zu einem Vorstellungsgespräch. Selbst mit Schirm bekam man von vorbeifahrenden Autos immer den einen oder anderen Dreckspritzer ab. Da schon lieber Frost.
    Ich senkte die Augen wieder in das Buch.
    Um die Mittagszeit schien sich der allgegenwärtige Nebel etwas zu heben. Der Horizont hellte sich auf, doch die ewige Nacht wich auch jetzt nicht ganz
.
    »Zum Hades mit diesem kalten Land! Wird es hier denn niemals Tag?«
    Er zuckte mit den Schultern. Soweit er sich erinnerte, hatte ihm die Göttin diese Gegend genau so beschrieben. Die steilen Berghänge rechts und links, die schmale Wasserstraße, die sie bis tief ins Landesinnere geführt hatte
.
    Schmal war auch der Strand
.
    Zwei der Gefährten trugen die Schafe auf ihre Schultern, die Übrigen die anderen Gaben: Milch und Honig Wein und Mehl. Klares Wasser schöpften sie unterwegs aus einem Bach
.
    Voraus, wo das Flüstern des Meeres kaum noch zu hören war, gähnte im Fels ein schwarzes Loch
.
    Ein hohler Pfiff, die Welt rauschte in Dunkelheit hinein. Druck legte sich auf meine Ohren. Stimmen riefen mich in der Finsternis, ein vielstimmiger Chor. Mein Vater flüsterte:
Kati? Hallo, Katinka!
    In diesem Augenblick flammte die Deckenbeleuchtung im Eisenbahnwagen auf. Gleichzeitig wurde die Welt draußen wieder hell.
    Winterhell.
    Ich lockerte den Griff um das Buch.
    Kein Grund zur Aufregung, der Regionalexpress hatte nur den ersten der sieben Tunnel auf der Strecke zwischen Hersbruck und Schnabelwaid passiert. Wenn der Zug in die schwarze Röhre einfuhr, staute sich die Luft. Das und dazu das Brüllen der Diesellok, die Echos im Tunnel, alle zusammen triggerte meine Psychose. Kein Wunder, dass ich wieder Stimmen hörte.
    Nach den ersten Panikattacken hatten mich meine Eltern zum Test geschleppt. Doch ich war keine Psi, weder Hexe noch Heilerin. Dass ich an dunklen Orten ab und zu Stimmen hörte, bewies leider gar nichts. Nur Angst. Dumme, unerklärliche Angst.
    Da kam schon das nächste verdammte schwarze Loch.
    Ich mochte keine Tunnel. Überhaupt nichts, was dunkel war. Als Kind hatte ich meine Eltern einmal zu einem Umweg von mehreren hundert Kilometern gezwungen, weil ich die Reise durch den Tauerntunnel verweigert hatte. Damals hatte ich zum ersten Mal Stimmen gehört. Doch so richtig, so, dass ich die Worte verstand, hörte ich sie erst seit etwa achtzehn Monaten.
    Vorher war das nur ein töchterlicher Spleen gewesen, mit dem meine Mutter lange nicht umgehen konnte. Ich wiederum wusste nicht, was ich mehr hasste: Die Erinnerung an den verpatzten Urlaub – oder meine erste Therapeutin Frau Kolbermeier, die mir die Angst vor der Dunkelheit dadurch zu nehmen versucht hatte, dass sie mich in ihrem Keller einsperrte. (So viel zu Hexen!)
    Heiler hingegen … na ja, sie waren okay. Die meisten vermutlich schon.
    Der dritte Tunnel kam. Jetzt, da ich darauf gefasst war, ging es besser. Zum Glück konnte ich meine Ängste inzwischen ganz gut vor meiner Umgebung zu verbergen.
    Wenn nur die Abstände zwischen den Tunneln nicht dermaßen verflucht kurz gewesen wären! Kaum dem Einen entronnen, kam schon der Nächste. Mir brach der Schweiß aus. Doch Gott sei Dank, so angestrengt ich auch lauschte, ich hörte nur richtige Menschen sprechen. Die Pendler im Zug.
    Der Regionalexpress glitt zurück ins Freie.
    Bewaldete Hänge umgaben jetzt ein Dorf an einem kleinen Fluss. Kein namenloser Fjord im Land der Mitternacht, einfach Franken. Keine Irrfahrten.
    Irrfahrten, also wirklich, ich hätte auch gerne einen blinden Seher nach meiner Zukunft befragt. Oder vielleicht meinen Vater. Doch ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ich ihn bewusst hätte rufen sollen.
    »Konzentrieren Sie sich auf Ihren Alltag, grübeln Sie nicht«, hatte mein letzter Therapeut gesagt, der wie meine Eltern zu den Rationalisten zählte.
    »Es gibt weder Götter noch Engel, die Toten sind tot.«
    Zu Zeiten Homers war man da noch anderer Meinung gewesen und ich hatte auch gewisse Zweifel. Doch wenn ich damit begonnen hätte, in meiner winzigen Einzimmerwohnung Altäre aufzustellen wie die Pantheisten, hätten meine Verwandten beim nächsten Besuch vermutlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Sie glaubten mir ja nicht einmal, dass ich ab und zu tatsächlich Dinge voraussah. Für die Bewerbung heute zum Beispiel hatte

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