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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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dem Zeugenstand entlassen, den weiteren Prozessverlauf beobachten können, zog es aber vor, diesen schönen Nachmittag im Freien zu genießen. Wahrscheinlich würde es dem Staatsanwalt nicht gelingen, die beiden Ärzte für den Tod der fünf Afrikaner verantwortlich zu machen, die vor etwa einem Jahr jämmerlich ertrunken waren.
    Walde stellte das Rad auf Sattel und Lenker. Die Reifen hatten über die Wintermonate nur wenig an Druck verloren. Er wusch den Rahmen und die Räder ab. Dann polierte er sämtliche Chromteile. Besondere Mühe gab er sich mit Felgen und Speichen, die bald im Sonnenlicht glänzten. Die Bremsen waren in Ordnung. Zum Schluss spannte er die Kette nach und fettete sie ein.
    Von seinem Liegestuhl aus, in dem er sich nach getaner Arbeit räkelte, blickte er zu dem verwaisten Schwalbennest unter dem Balkon der ersten Etage. Im vorigen Jahr hatte es bis Anfang Mai gedauert, bis die ersten Vögel durch den Garten gejagt waren. In den letzten Jahren seines Lebens hatte Waldes Vater sich immer mehr dafür interessiert, wann die ersten Wildgänse über das Moseltal flogen und die Schwalben in ihre Nester zurückkehrten. Inzwischen überbrachte Walde die Nachrichten ans Grab seines Vaters. In diesem Jahr waren die Wildgänse vier Tage früher gekommen. Nach dem fortgeschrittenen Stand der Vegetation zu urteilen, würden die ersten Schwalben bereits gegen Ende April wieder hier eintreffen.
    Walde langte nach dem in die Höhe ragenden Hinterrad und gab ihm einen kräftigen Schwung. Mit geschlossenen Augen, das Gesicht der wärmenden Sonne zugewandt, lauschte er dem Surren des rotierenden Rades. Er dachte an sein superteures Mountainbike, das ihm vor zwei Jahren gestohlen worden war und nickte dabei ein.
    Ein Martinshorn ließ ihn aufschrecken. Er schaute auf die Uhr. Er hatte mehr als eine Stunde geschlafen. Ihn fröstelte. Leicht benommen räumte er Lappen und Werkzeuge zusammen, kippte das Schmutzwasser aus dem Eimer unter den Forsythienstrauch und drehte das Rad um. Er freute sich darauf, dass ab dem kommenden Osterwochenende wieder die Sommerzeit galt und er die längeren Abende zu Radtouren nutzen konnte.
    Oben in der Wohnung räumte Walde den Eimer und das Werkzeug in die Besenkammer. Auf dem Weg zum Schlafzimmer, wo er sich umziehen wollte, warf er einen Blick auf die beiden Telefone auf dem Dielenschrank. Acht Anrufe in Abwesenheit. Als er die Nummern abfragte, tauchte immer die gleiche auf. Es war das Vorzimmer des Polizeipräsidenten.
    Walde seufzte. Während er die Rückruffunktion betätigte, hörte er die Mailbox des Handys ab. Die Stimme der Vorzimmerdame klang dringlich.
    »Bock hier, Sie haben …«
    »Gut, dass Sie sich melden«, sie ließ ihn nicht ausreden, »ich verbinde Sie gleich weiter.« Es knackte in der Leitung.
    »Mensch, Bock, wo stecken Sie denn? Wir versuchen seit Stunden, Sie zu erreichen!« Polizeipräsident Stiermann verzichtete ebenfalls auf eine Begrüßung. Das war nicht seine Art. Walde überlegte, was los sein könnte. Um einen dringenden Fall konnte es sich nicht handeln. Es war ihm nicht bekannt, dass sich der Chef jemals persönlich darum gekümmert hatte, einen Mitarbeiter zu einer Ermittlung zu rufen.
    »Hallo, sind Sie noch da?«, dröhnte es aus dem Telefon.
    »Ja, was gibt’s?«
    »Warum antworten Sie nicht, wo sind Sie denn?«
    »Zu Hause.« Walde schaute auf die Uhr. »Ich habe Feierabend.«
    Dass er nicht gerade zu den Lieblingen des Präsidenten zählte, hatte Walde in der Vergangenheit schon öfter zu spüren bekommen.
    »Wir haben seit Stunden versucht, Sie zu erreichen.« Stiermann ließ nicht locker.
    »Ich hatte einen Gerichtstermin. Mein Handy war ausgeschaltet.« Walde ging mit dem Hörer am Ohr in die Küche.
    »Da haben wir es auch versucht, aber Sie waren schon weg.« Stiermanns Entrüstung wich einem genervten Ton.
    »Jetzt bin ich ja da, was gibt es denn?« Walde nahm sich eine Banane aus der Obstschale. Er spürte, dass er schlechte Laune bekam. Sollte er sich rechtfertigen, dass er mal ein paar Stunden nicht erreichbar gewesen war? Er hielt die Banane wie einen Revolver in der Hand.
    »Ich brauche Ihre Hilfe. Es war auch niemand in Ihrem Dezernat erreichbar.«
    Walde sagte nichts und hielt sich die Spitze der Banane an die rechte Schläfe.
    »Hallo, Herr Bock? Sind Sie noch da?«
    »Ich weiß leider immer noch nicht, worum es geht, im übrigen hatte Grabbe heute Stallwache«, antwortete Walde.
    »Ja, das ist mir bekannt, dennoch wollte ich Sie

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