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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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mexikanischen Einwohnern. Calexico war nur die Spitze des riesigen Eisbergs namens Mexicali, der kleine Teil, der
in die USA hineinragte. Fünfundzwanzigtausend Menschen auf dieser Seite und eine Million auf der anderen. Größtenteils einfach hart arbeitende Familien, aber so nah an der Grenze waren Übeltaten wie Übeltäter nie sehr weit. Calexico war die Messerstecherhauptstadt der Welt. Inoffiziell natürlich.
    Als ich von der Bowker Road abfuhr, konnte ich das Haus schon von Weitem sehen. Ein großes Haus im spanischen Stil, weiß mit rotem Ziegeldach. Es sah aus wie eine spanische Mission. Von einem Zuckerrübenfeld umgeben, wirkte es wie eine Insel inmitten des flachen Ackerlands. Es teilte seine einsame Lage nur mit der Morales Bar, einem Lokal für Feldarbeiter in einer Wellblechhütte direkt auf der anderen Straßenseite. Als Kind war es mir nie seltsam vorgekommen, dass unser einziges Nachbarhaus eine Bar war. Das erklärt wahrscheinlich einiges.
    Ich fuhr auf die geschwungene Auffahrt des Hauses und parkte meinen Pick-up hinter Pops klapprigem Chevrolet LUV. In der Nähe mussten Schafe gegrast haben, denn das Geräusch meines Wagens scheuchte einen Schwarm Truthahngeier von einer hohen Pinie auf. Ich konnte sie nicht sehen, aber ihre Federn machten ein Geräusch wie sich aneinander reibende Metallbleche. Die Sterne verschwanden kurz, als sich die Vögel durch die Lüfte schwangen. In der Morales Bar gegenüber spielte jemand Trompete. Ich nahm meine Taschen von der Ladefläche.
    Innerhalb von fast zwölf Jahren hatte ich nie den Schlüssel vom Bund abgemacht. Ich schloss die Haustür auf und ging hinein. Es war dunkel und leer, aber nicht still. Landhäuser geben immer Geräusche von sich. Knarren, Ächzen und ein seltsames Blubbern im Keller ließen das Haus lebendig erscheinen. Es hatte den angenehmen Duft von Landleben an sich, eine unaufdringliche Mischung aus Staub und abgestandenem Schweiß. Im Imperial Valley änderte sich nie viel. Und wenn doch, dann ziemlich langsam.
    Pop hatte mich schon vorgewarnt, dass die Klimaanlage ein paar Jahre vorher den Geist aufgegeben hatte. Deshalb war das Haus wie ein Ofen. Drinnen war es heißer als draußen, denn die Hitze des Tages hatte sich dort gestaut. Ich stellte meine Taschen
im Wohnzimmer ab und schaltete zwei Schwenkventilatoren ein, die den Staub und die heiße Luft herumwirbelten.
    Als ich mich auf die Couch fallen ließ, dröhnte mir von der langen Fahrt ein Summen in den Ohren. Ich war hellwach, aber erschöpft. Ich starrte an die Decke und tat genau das, was ich hatte vermeiden wollen. Ich kam wieder zurück in das Haus, in dem ich aufgewachsen war, mein Vater würde nicht mehr lange leben, ich hatte keine Arbeit und kaum Geld und mit meinem Schädel und der Hitze würde ich kein Auge zu tun. Als ich mir eine Zigarette anzündete, dachte ich: Wenigstens bin ich gesund.
    Ungefähr drei Zigaretten und eine halbe Stunde später hörte ich das Geräusch im Schuppen. Die Flinte war da, wo Pop sie immer aufbewahrte.
     
    In dem Augenblick, als ich sie da im Dunkeln zusammengekauert sah, kam ich mir wie ein Riesenarschloch vor. Warum? Weil nur ein Arschloch eine Schrotflinte auf drei unbewaffnete Mexikanerinnen mittleren Alters und einen kleinen Jungen richten würde. Sie sahen nicht überrascht aus, obwohl die Flinte sie zu beunruhigen schien. Ich senkte den Lauf und versuchte ein Lächeln.
    Während der Junge die Flinte anstarrte, standen die Frauen langsam auf und sammelten die Decken ein, die sie auf dem Lehmboden ausgebreitet hatten. Dass sie sich so gelassen in ihr Schicksal fügten, sprach Bände. Ich kramte in meinem Hirn nach den wenigen Brocken Spanisch, die ich noch konnte.
    »Warten Sie! Espera «, sagte ich. » Tu puede schlafen aquí . Es ist okay.« Ich machte sogar die universelle Gebärde für Schlafen und ließ meine Wange auf meinen Händen ruhen. Die Schrotflinte in meiner Hand machte die Deutung meiner Geste aber wahrscheinlich nicht ganz einfach.
    Sie hörten auf, Decken einzusammeln, und sahen mich fragend an.
    Ich wusste, dass sie illegal über die Grenze gekommen waren, aber deswegen waren sie noch lange keine Verbrecher. Sie versuchten nur zu überleben; und ich sah keinen Grund darin, sie nicht
wie Menschen zu behandeln. So hätte Pop sich auch verhalten. Ich hatte öfter gesehen, wie er Illegalen an heißen Tagen Wasser brachte.
    » ¿Necesita agua? Yo tengo agua. En la casa «, sagte ich, da sie kein Wasser dabeizuhaben

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