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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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häuslichen Pflichten gehabt, und so war das Haus nie ganz verkommen. Offensichtlich hatte Pop nach meinem Auszug keinen Grund mehr gesehen, wenigstens ein bisschen Ordnung zu halten. Selbst in der Zeitschrift Schlampiger Wohnen hätte man sich über unser Haus mokiert. War etwas kaputt und es störte Pop nicht weiter, dann wurde es auch nicht repariert.
    Die Klimaanlage war im Eimer, der Wasserdruck zu schwach, der Boiler funktionierte nicht, im überschwemmten Keller tummelten sich die Frösche, die Farbe blätterte ab, der Putz bröckelte, in der Zwischendecke hauste irgendein Tier, im Luftschacht steckte der Kadaver eines anderen Tiers, die Stromleitungen waren unzuverlässig, das Dach war undicht; und ich war ziemlich sicher, dass in einer Wand ein Bienenstock steckte, denn ich konnte mit der Hand summende Schwingungen fühlen. Und überall türmten sich Stapel von Zeitschriften, Katalogen, Büchern und zehn Jahre alter Post, die von einer dicken Staubschicht bedeckt waren.
    Ein bisschen Beschäftigung konnte nicht schaden. Wenn ich schon mal da war, konnte ich auch sauber machen, Ordnung schaffen und alles reparieren. Ich versuchte, mir einzureden, dass ich es für Pop tat, damit er in ein schönes Zuhause zurückkehren könnte, wenn es ihm besser ging. Aber je mehr ich versuchte, mein Verhalten rational zu begründen, desto mehr drängte sich mir die Wahrheit auf. Es war besser, es einfach als eine Art Hobby oder Zeitvertreib zu sehen.
    Ich kam aus der Dusche und trocknete mich ab. Als ich in den Spiegel schaute, beschloss ich, meinen Viertagebart nicht abzurasieren. Ich würde mich rasieren, wenn es anfing zu jucken. Mit meinen schulterlangen, dunklen Haaren und dem stoppeligen Beinahe-Bart hätte ich sicher keinen Schönheitswettbewerb gewonnen. Aber was mir in Sachen Aussehen abging, machte ich mit totaler Stillosigkeit mehr als wett. Ich zog eine Jeans, ein ausgefranstes T-Shirt und meine abgelaufenen Stahlkappenstiefel an.
    Dann inspizierte ich das Haus. Ich suchte nichts Bestimmtes, ich wollte mich nur vergewissern, dass ich wirklich wieder zu
Hause war. Alle Möbel und alle Bücher in den Regalen waren noch dieselben wie zwölf Jahre zuvor. Ich konnte mich noch erinnern, wie Pop die Couch angeschleppt hatte, nagelneu und in Siebziger-Jahre-Orange. Hässlich, aber bequem. Nun quoll die Füllung heraus, und sie war an allen Ecken verschlissen. Die Dinge waren noch dieselben, nur abgenutzt und verstaubt. Es war, als wäre ich im Museum meiner Kindheit erwacht. Kein tolles Museum, eher wie so eine Attraktion am Straßenrand hinter einer Tankstelle, wo man alles über Frühstücksfleisch oder Nähgarn erfahren konnte.
    Ich beschloss, in Holtville etwas zu essen, bevor ich mich nach El Centro aufmachte. Ich fuhr auf der einstigen Orchard Road, jetzt eine vierspurige Schnellstraße für den Gütergrenzverkehr, vorbei an Feldern mit Salat, Luzernen und Weizen, die ich nur verschwommen wahrnahm. Bis in die Stadt waren es zirka elf Kilometer auf vertrauter, gerader Strecke.
    Als ich die Pflanzreihen zählte, fiel mir ein, dass ich mich bei Mike melden musste. Als Pop krank geworden war, hatte sich mein Cousin Mike sofort um Felder und Ernte gekümmert. Eine Heidenarbeit, wenn man bedenkt, dass er mein Cousin mütterlicherseits war und meine Mutter bei meiner Geburt gestorben ist. Wir standen uns nicht sehr nahe. Eigentlich kannten wir uns kaum. Aber hier unten zählt die Familie eben noch.
    Ich beschloss, ihn erst am nächsten Tag zu besuchen. Die Landwirtschaft war jetzt wirklich nicht so wichtig. Außerdem wusste ich noch gar nicht, was ich eigentlich machen wollte. Ich hatte seit der Highschool nicht mehr auf dem Feld gearbeitet, und auch damals war ich kein so großartiger Landarbeiter gewesen. Meine Freunde in der Stadt fanden die Vorstellung, dass ich auf einer Farm aufgewachsen war, ganz entzückend, geradezu romantisch. War es aber überhaupt nicht. Da kann man jeden Farmer fragen.
    In meiner Jugend hatte Holtville sich besser gegen Verfall und Erosion durch die Wüste wehren können als seine Nachbarorte. Mit seinen gerade mal viertausend Einwohnern hatte der Ort sein uramerikanisches Erscheinungsbild bewahren können. Das Ortszentrum besteht aus einem zwei Blocks großen Park mit
einem großen, weißen Pavillon und hochgewachsenen Zedern. Trotz der Megamärkte in El Centro und Calexico hatten die Einheimischen immer noch in den kleinen Einzelhandelsgeschäften rund um den Park eingekauft. Die ältere

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