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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Auf die Frage des Verarmten, was ihn herführe, erzählte ihm der wieder reich gewordene seine Geschichte mit dem Hund und sagte ihm: Er sei gekommen, um ihm den Wert der goldenen Schüssel zurückzuerstatten, die ihm aus der Not geholfen und um ihm ein ansehnliches Geschenk zu bringen. Aber der Arme schüttelte mit dem Kopf und sagte weinend und schluchzend: »Ich glaube, du hast den Verstand verloren, lieber will ich den größten Mangel dulden, als zurücknehmen, was einer meiner Hunde verschenkt hat. Nimmermehr! Reise wieder hin, wo du hergekommen, ich werde nicht den Wert eines Nagelabschnitts vor dir annehmen.« Der Reiche küßte ihm Hände und Füße, dankte ihm, nahm Abschied und reiste in seine Heimat zurück.

Der gewandte Dieb.
    Man erzählt auch: Der Polizeipräfekt von Alexandrien wurde einst von einem Soldaten besucht, der ihm sagte: »Wisse, o Herr, ich bin diese Nacht in die Stadt gekommen und in dem Chan N. N. abgestiegen. Als ich des Morgens erwachte, fand ich meinen Reisesack zerrissen und einen Geldbeutel mit tausend Dinaren daraus gestohlen.« Der Polizeipräfekt schickte sogleich nach dem Aufseher und ließ alle Bewohner des Chans zu sich rufen, und schon wurden die Torturinstrumente herbeigeholt, um die Leute zu züchtigen. Da drang auf einmal ein Mann durch die Volksmasse, ging auf den Präfekten zu und sagte: »O Emir, lasse diese Leute frei, sie sind unschuldig, ich habe das Geld dieses Soldaten gestohlen, hier ist sein Beutel.« Bei diesen Worten zog er ihn aus seinem Ärmel und legte ihn vor den Präfekten. Dieser sagte zum Soldaten: »Nimm dein Geld und lasse diese Leute in Frieden.«
    Als der Dieb hierauf von allen Anwesenden gelobt und bewundert wurde, sagte er zum Präfekten: »Das war keine große Kunst, diesen Beutel selbst wieder herzubringen, die, ihn nochmals zu stehlen, ist viel größer.« – Der Präfekt fragte: »Wie hast du es denn (zum erstenmal) angefangen?« Der Dieb antwortete: »Als ich in Kahirah auf dem Bazar der Geldwechsler stand, sah ich, wie dieser Soldat sein Gold einwechselte und in den Beutel legte; ich folgte ihm von Straße zu Straße, konnte aber keine Gelegenheit finden, ihn zu bestehlen; als er dann von Kahirah abreiste, folgte ich ihm von einem Ort zum anderen, bis er endlich hierher kam; da ließ ich mich in demselben Chan neben ihm nieder und wartete, bis er schlief. Als ich ihn laut schnarchen hörte, näherte ich mich ihm leise, schnitt den Sack mit einem Messer auf und nahm so den Beutel heraus.« Während er dies sagte, nahm er wirklich in Gegenwart des Präfekten dem Soldaten den Beutel weg und lief fort. Die Leute glaubten, er wolle ihnen nur zeigen, wie er es gemacht, er aber warf sich schnell in einen Teich, und ehe die Kawas sich entkleideten, um ihn zu verfolgen, war er schon in einer der vielen aneinander stoßenden Straßen Alexandriens verschwunden. Der Präfekt sagte zum Soldaten: »Nun bist du um dein Geld, den Leuten hier kannst du nichts anhaben, denn durch Gottes Gnade ist ihre Unschuld bewiesen.«

Die drei Polizeipräfekten.
    Ferner wird erzählt: Der König Naßir ließ einst den Polizeipräfekten von Neu- und Alt-Kahirah und den von Bulak zu sich rufen und sagte ihnen: »Ich wünschte von jedem von euch zu vernehmen, was ihm am wunderbarsten in der Verwaltung seines Amtes vorgekommen.« Da sprach der Polizeipräfekt von Kahirah: »Wisse, o Herr, es waren in meiner Stadt zwei Gerichtszeugen, die über Leben und Tod Zeugnis abzulegen hatten, und von denen ich wußte, daß sie den Weibern, dem Trunk und anderen Schlechtigkeiten nachhingen, und doch konnte ich kein Mittel finden, sie zu ertappen und zu bestrafen; ich gab allen Weinhändlern, Früchtehändlern, Wachskerzenverkäufern und Eigentümern verworfener Häuser den Auftrag, mich zu benachrichtigen, wenn diese Leute bei ihnen einkehrten, um etwas zu kaufen, was man zu Saufgelagen braucht oder sonstige Schlechtigkeit zu begehen. Endlich kamen eines Nachts Leute zu mir, die mir sagten: »Die Gerichtszeugen sind da und da, und geben sich sündhaften Genüssen hin.« Ich machte mich auf und ging ganz allein an das Haus, das mir bezeichnet wurde, und klopfte an der Türe. Eine Sklavin öffnete mir und fragte, wer ich sei? Aber ich antwortete nicht, sondern ging gerade ins Haus und fand den Hausherrn und die beiden Gerichtszeugen beim Wein und neben Freudenmädchen sitzend. Als sie mich sahen, standen sie auf, erwiesen mir viel Ehre, hießen mich obenan sitzen und sagten ganz ohne

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