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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Scheu: »Sei uns willkommen, edler Gast!« Dann stand der Hausherr auf, blieb eine Weile weg und kam wieder mit einem Beutel, worin dreihundert Dinare waren, und sagte: »Wisse, o Emir! Du kannst uns freilich entehren und strafen, doch was gewinnst du dabei? Du machst dir nur viele Mühe umsonst, nimm lieber dieses Geld und verschone uns, Gott heißt ja auch der Bedeckende, er liebt es, daß die Menschen Fehler bedecken, und er wird dich für deine Gnade belohnen.« Ich dachte bei mir: Ich will dieses Geld nehmen und ihnen diesmal noch verzeihen. So nahm ich denn das Geld und ging fort, ohne von jemandem bemerkt worden zu sein.
    Auf einmal kam am anderen Tag der Diener des Kadhi und sagte, »Der Kadhi läßt dich bitten, zu ihm zu kommen.« Als ich zum Kadhi kam, sah ich die zwei Gerichtszeugen und den Hausherrn, der mir die dreihundert Dinare gegeben. Dieser klagte mich beim Kadhi an, ich sei ihm dreihundert Dinare schuldig, und da ich es wegen der Zeugen nicht leugnen konnte, mußte ich die dreihundert Dinare wieder herausgeben und zu spät bereute ich es, sie geschont zu haben, beschloß aber, ihnen in Zukunft so viel wie möglich zu schaden. Das ist das Sonderbarste, das mir begegnete. – Das Sonderbarste, was mir, o Herr, in meinem Amte vorgekommen ist, sprach dann der Polizeipräfekt von Bulak, ist folgendes: Ich war einst dreitausend Dinare schuldig und wußte nicht, wie sie heimzahlen: Ich verkaufte alles, was ich hatte, konnte aber nicht mehr als tausend Dinare zusammenbringen. Als ich so des Nachts in düstere Gedanken vertieft dasaß, klopfte es an der Türe. Ich sagte einem Diener, er möge doch sehen, wer an der Tür ist, er ging und kam ganz blaß und zitternd zurück und sagte: »An der Tür steht ein halbnackter Mann, nur mit einer Haut bedeckt; er hat ein Schwert in der Hand und ein Messer im Gürtel; ihn begleiteten einige Leute, die ebenso aussehen, wie er, und er wünscht dich zu sprechen.« Ich ergriff das Schwert, ging vor die Tür und sah Männer, wie sie mir der Diener beschrieben hatte. Ich fragte sie, wer sie wären; sie antworteten: »Wir sind Diebe, haben heute Nacht eine große Beute erlangt, die wir nun zu deiner Verfügung stellen, damit du dir aus deiner Verlegenheit helfen mögest und deine Schulden damit bezahlest.« Ich fragte dann: »Wo ist denn das Geraubte?« Da brachten sie eine große Kiste voll von goldenen und silbernen Gefäßen. Ich freute mich sehr und dachte, damit kann ich meine Schulden bezahlen und es bleibt mir noch ebensoviel übrig. Als ich die Kiste ins Haus gebracht, dachte ich, das wäre doch unedel von mir, wenn ich sie so leer abziehen ließe, ich holte daher die tausend Dinare, die ich hatte, und schenkte sie ihnen. Sie nahmen das Geld und gingen fort, ohne daß jemand etwas von dem ganzen Vorfall erfuhr. Als ich aber am folgenden Morgen die Kiste näher untersuchte, fand ich nichts, als kupfernes und zinnernes, übersilbertes und vergoldetes Geschirr, das zusammen nicht fünfhundert Drachmen wert war; so kam ich um meine tausend Dinare und befand mich in einer noch traurigeren Lage, als zuvor; das ist das Sonderbarste, was mir während der Verwaltung meines Amtes widerfahren. – Sodann erhob sich der Polizeipräfekt von Alt-Kahirah und sprach: Das Sonderbarste, das mir während der Verwaltung meines Amtes zugestoßen, ist folgendes: Einst ließ ich zehn Diebe hängen, jeden auf einem besondern Galgen, und befahl den Wächtern, acht zu geben, daß sie nicht gestohlen werden. Als ich aber des anderen Morgens kam, um nach den Dieben zu sehen, fand ich zwei an einem Galgen hängen; ich fragte die Wächter, wer dies getan und wo der Galgen hingekommen, auf dem der eine gehängt worden. Die Wächter wollten nichts gestehen, bis ich ihnen mit Prügeln drohte, da sagten sie: »O Emir wisse, wir sind gestern Nacht eingeschlafen, und als wir erwachten, vermißten wir einen der Gehängten samt seinem Galgen, da fürchteten wir uns vor dir und ergriffen einen Bauern, der eben auf einem Esel zu uns geritten kam, und hängten ihn statt des Diebes, der uns gestohlen worden.« Ich fragte sie: »Was habt ihr bei dem Bauern gefunden?« Sie antworteten: »Einen Esel mit einem Quersack beladen.« – »Und was darin?« – »Das wissen wir nicht.« Da ließ ich den Quersack holen, und als ich ihn öffnete, fand ich darin die zerschnittene Leiche eines Ermordeten; da dachte ich bei mir selbst höchst erstaunt: Gepriesen sei Gott! Gewiß hat der Bauer durch seine Mordtat

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