Tausend weisse Flocken
und deine kleine Tochter braucht eine Mama. Wenn Jenny noch leben würde, hätte sie Melanie schon Schliff beigebracht und dafür gesorgt, dass sie ab und zu mal einen Rock anzieht, statt immer nur in Jeans und deinen abgelegten Pullovern rumzulaufen."
Doch Jenny lebte nicht mehr, und obwohl er, Zach, den Schock über ihren unerwarteten Tod inzwischen einigermaßen überwunden hatte, konnte er sich nicht vorstellen, dass einmal eine andere Frau ihren Platz einnehmen würde, am allerwenigsten diese Durocher. Jenny war sanft und geduldig gewesen und hatte sich überall engagiert, ob sie nun Anfängern Skiunterricht gegeben, am Empfang oder in der Küche ausgeholfen hatte. Und sie war eine treue Ehefrau und eine wundervolle Mutter gewesen.
"Mel hat noch viel Zeit, bis sie sich Gedanken darüber machen muss, wie man sich in Gesellschaft benimmt." Zach wünschte, er wäre so zuversichtlich, wie er klang. Noch vor einem Jahr hatte er nicht daran gezweifelt, dass er in der Lage war, seine Tochter zu erziehen, denn sie war mit dem Leben hier zufrieden gewesen.
Er hatte ihr einen eigenen Computer geschenkt, sie an einer Fernschule angemeldet und ihr bei den Hausaufgaben geholfen.
Er hatte ihr das Ski-und Schlittschuhfahren und das Schwimmen beigebracht,
McBride das Reiten und
Billardspielen. Ihre Tage waren abwechslungsreich gewesen, und es hatte so ausgesehen, als würde es ihr nichts ausmachen, keine gleichaltrigen Freundinnen zu haben.
Seit dem Sommer lag sie ihm jedoch damit in den Ohren, dass sie zur Schule gehen wollte, und sie schien auch nicht mehr so erpicht darauf zu sein, ihre Freizeit mit ihm zu verbringen. In diesem Winter waren sie nicht ein einziges Mal zusammen Ski gelaufen. Entweder las Mel in irgendwelchen Zeitschriften, oder sie ging allein weg. Manchmal beobachtete er, wie sie sich leise mit Sally unterhielt, aber wenn er auf sie zukam, machte sie sofort dicht.
Er hatte immer gewusst, dass einmal die Zeit kommen würde, da Mel mit einer Frau über ... Frauensachen sprechen wollte.
Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass es so bald sein würde.
"Sie ist erst dreizehn, verdammt!"
"Falls du es nicht wissen solltest, mein Sohn, das ist das Alter, in dem es so richtig losgeht. Soweit ich weiß, ist es ein Full-Time-Job, mit Teenagern fertig zu werden, auch wenn man nicht allein erziehend ist."
Das Foyer füllte sich wieder, weil Happy Hour war. Zach reckte den Hals und blickte zum Gesellschaftsraum, wo das Personal gerade eine Auswahl an warmen und kalten Horsd'oeuvres bereitstellte. Charlie und Walter, die Barkeeper, hatten bereits Position bezogen.
"Ich werde mir auf keinen Fall eine Frau suchen, nur damit Mel Vater und Mutter hat", erklärte Zach. "So, ich ziehe mich jetzt um. Falls du sie siehst, sag ihr, dass sie so bald wie möglich nach Hause kommen soll."
Als er draußen war, stellte er fest, dass der Wind nachgelassen und es zu schneien begonnen hatte. Aus den Lautsprechern unter dem Dachvorsprung erklang leise Weihnachtsmusik, der Schnee funkelte im Schein der Lichterketten an der Dachrinne und über dem Verandageländer, und es roch nach Holzfeuer.
Zach atmete tief durch. Bis zum nächsten Tag sollte es aufklaren, es war der achtzehnte Dezember, und in drei Tagen würde mit der traditionellen Schlittenfahrt bei Mondschein das Ferienprogramm beginnen. Er hatte jetzt Besseres zu tun, als sich um einen pingeligen Gast zu kümmern.
Zach schlug den Kragen seiner Jacke hoch und ging den Pfad zu seinem Haus entlang. Dabei dachte er über sein Gespräch mit McBride nach. Ging er falsch in der Annahme, dass er Mel die Mutter ersetzen konnte? Vermisste sie Jenny mehr, als ihnen beiden bewusst war?
Die Hunde liefen voran, zuerst Lily, dann Blanche. Als er um die letzte Biegung kam, stellte er erleichtert fest, dass in dem Teil des Hauses, den er bewohnte, Licht brannte. Melanie war also schon da. Schade nur, dass das andere Drittel ebenfalls hell erleuchtet war. Selbst Eric, sein verrückter Schwager, wäre ihm als Nachbar lieber gewesen als Claire Durocher.
Laute Weihnachtsmusik, unterbrochen von gelegentlichem Lachen, drang aus dem Haus. Seine Tochter war zu Hause, daran bestand kein Zweifel! Am besten riet er ihr, die Musik in den nächsten Tagen nicht ganz so laut aufzudrehen.
Zach stampfte mit den Füßen auf, um seine Schuhe vom Schnee zu befreien, und öffnete die Haustür. Er hatte damit gerechnet, dass Melanie vor dem Fernseher lag, doch sie war nicht im Wohnzimmer, das sich
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