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Tausendundeine Wuestennacht

Tausendundeine Wuestennacht

Titel: Tausendundeine Wuestennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens
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Designerschlachtfeld in eine Marktlücke gestoßen war: Modelle berühmter Modeschöpfer wurden einfach kopiert, die Teile zum Bruchteil des Preises angeboten.
    In diesem Geschäft erstand Casey eine kleine Auswahl an Kleidungsstücken, dazu einen schicken Schal, eine preisgünstige Handtasche und eine Wolljacke.
    „Sicher werde ich mir die Arme hier manchmal bedecken müssen“, bemerkte sie nachdenklich.
    Auch eine Hose hatte sie gekauft. Das gefiel Raffa. Falls sie das Einstellungsgespräch bestand, gab es im Landesinneren immer noch genug Traditionsanhänger, die gegen zur Schau gestellte nackte Haut auf die Barrikaden gingen. Und er wollte, dass Casey auch vor diesen Landesbürgern bestand.
    Ihm wurde bewusst, dass sie ihm eine Hand mit Münzen hinhielt.
    „Sehen Sie, ich habe immer noch Geld übrig“, erklärte sie triumphierend.
    „Sie haben klug eingekauft“, musste er zugeben. „Aber Sie hätten mich bezahlen lassen sollen.“
    Mit ihren hellblauen Augen sah sie ihn an. „Warum?“
    Er setzte eine ernste Miene auf. „Weil ich keine Umsatzsteuer bezahle.“
    „Sie zahlen keine Umsatzsteuer?“, entrüstete sie sich. Ihr wurde bewusst, dass sie den Landesherrscher vor sich hatte, und sie entschuldigte sich für den Ausrutscher.
    „Was soll ich nur mit Ihnen machen?“ Er überlegte. Casey musste müde sein. Und sicher hatte sie Durst.
    „Möchten Sie etwas trinken?“, fragte er freundlich.
    „Saft?“ Ihre Augen leuchteten. „Ach ja, bitte. Ich bin schrecklich durstig.“
    „Sparen Sie sich das für die Wüste auf.“
    Auf einmal war sie hellwach. Sie wussten beide: Wenn er versprach, sie in die Wüste mitzunehmen, lag sie weiter im Rennen.
    Im Erdgeschoss der Einkaufspassage hielt Raffa auf ein schickes Café zu. Casey bestellte sich ein Mixgetränk aus Apfel, Minze und Sellerie, das köstlich schmeckte und den Durst wunderbar stillte. Schließlich sog sie nachdenklich an ihrem Strohhalm.
    „Solange ich in A’Qaban bin, würde ich gern noch einmal in diese Einkaufspassage zurückkehren“, platzte sie heraus.
    „Und was wollen Sie dann tun?“
    „Eine richtige Erhebung durchführen.“
    „Warum?“
    „Na ja, ich habe den Eindruck, dass die Verkäuferinnen sich in manchen Geschäften den Kunden gegenüber wirklich unfreundlich verhalten.“
    Eine glatte Untertreibung, dachte Raffa.
    „Und wenn Sie mit wachsendem Tourismus Ihre Umsätze steigern wollen, sollten Sie das Verkaufpersonal besser schulen. Davon würden Ihre Angestellten und auch Ihre Verkaufszahlen profitieren.“
    Raffa beugte sich vor und blickte ihr in die Augen. Zunehmend fiel es ihm schwerer, die Beziehung zu Casey rein geschäftlich zu halten. „Was Sie nicht sagen“, erwiderte er gespielt überrascht.
    „Ja, so ist es“, versicherte Casey ihm, ganz zuversichtliche Marketingleiterin. „Manche von uns mögen nicht so reich sein wie andere, aber unser Geld ist genauso viel wert. Und wenn viele von uns kleinen Leuten Geld ausgeben …“
    „Kleine Leute?“ Nachsichtig lächelte er. Nichts auf der Welt würde ihn dazu bringen, Casey oder andere wie sie in irgendeiner Weise für klein oder unbedeutend zu halten. Seit wann war Reichtum ein Maßstab für Menschen? „Ich hatte nie vor, aus A’Qaban einen exklusiven Tummelplatz für Reiche zu machen.“
    „Warum bedienen Sie sich dann nicht meines Fachwissens, um zu verhindern, dass Ihr Land sich zu einer Geldoase entwickelt?“, schlug sie spielerisch vor.
    „Vielleicht stelle ich Sie wirklich ein.“
    In ihren Augen blitzte es auf, dann schien ihr einzufallen, wer sie war, und sie senkte den Blick. Es gefiel ihm, wie viel Selbstvertrauen sie an den Tag legte, wenn es um geschäftliche Dinge ging. Aber war sie auch privat so zugänglich? Möglicherweise nicht –, solange sie in A’Qaban war. Er konnte vieles beherrschen, nur nicht sein Verlangen. Und das spürte sie, obwohl er sich bemühte zu verbergen, wie sehr er sich für sie interessierte.
    Casey trank ihr Glas aus. Das Geschäftliche war erledigt, sie wurde still und wandte sich ab.
    Raffa wollte sie anspornen. „Sie machen sich gut.“ Er ergriff ihre Hand und drückte sie.
    „Das hoffe ich.“ Vorsichtig entzog sie ihm ihre Finger und fuhr mutiger fort: „Das habe ich nicht nur so dahingesagt, ich habe einen Abschluss in …“
    „Einkaufen“, bemerkte er trocken.
    „Marketing an der Endstufe“, berichtigte sie ihn feierlich. „Im Fachjargon Merchandising.“
    Ihr Selbstbewusstsein imponierte ihm.

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