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Taxi

Titel: Taxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Duve
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unmenschlich hoher Stimme. Er nahm seine runde Brille ab, um die Gläser mit einem Hemdzipfel trocken zu wischen. »Du bist die Neue, ja?«
    Wenn er den Mund öffnete, sah man die silbrige Verklammerung seiner Vorderzähne.
    »Wie lange bist du denn sch-schon dabei?«
    Anscheinend stotterte er auch noch.
    »Zwei Wochen«, sagte ich. Das Funkgerät knackte.
    »Vierdreiacht.«
    Rüdiger beugte sich linkisch über mich und drückte auf meine Funktaste.
    »Vierdreiacht, ich sitz hier bei, äh …«
    »Zwodoppelvier«, sagte ich.
    »… bei Zwodoppelvier.«
    »Vierdreiacht, wann könnten Sie beim Funny Club sein?«
    »In zwei Minuten«
    »Dann möchten Sie bitte Melanie abholen, Vierdreiacht.«
    »Danke, Vierdreiacht.«
    »Na, dann will ich mal los, die blöde Schlampe nach Hause kutschieren«, sagte Rüdiger. Erstaunt drehte ich mich zu ihm um.
    »Was meinst du, was die erst mal über mich sagt?«, keifte Rüdiger. »Als die zum ersten Mal b-bei mir eingestiegen ist, hat die mich angesehen und gesagt, Was bist du denn? Frau oder Mann? Was? Ein Mann? Das glaub ich nicht Du willst doch nicht behaupten, dass du ein Mann bist. Hahahahaha.«
    Als er das Hurengelächter parodierte, kippte seine ohnehin gewöhnungsbedürftige Stimme, und ich verstand, was Melanie gemeint hatte.
    »Ein paar von den Mädchen im Funny Club haben Stammfahrer«, erklärte Dietrich, als Rüdiger verschwunden war. »Die halten sich gerne ihre Privatsklaven. Und wehe, du bist nicht zur Stelle, wenn die rufen. Bei Rüdiger ist es Melanie, und ich warte hier auf Tanja.«
    »Siemersplatz« , sagte die Funkerin.
    »Zwodoppelvier.«
    »Zwodoppelvier. Der Funny Club für Natascha.«
    »Funny Club für Natascha. Danke, Zwodoppelvier.«
    »Danke, Zwodoppelvier.«
    »Natascha – das ist ’ne gute Tour«, sagte Dietrich, während er ausstieg. »Um fünf gehen wir alle frühstücken. Wahrscheinlich im Gestern und Heute. Hast du nicht Lust dazuzukommen?«
    Ich startete das Taxi.
    »Mal sehen. Eigentlich wollte ich durcharbeiten.«
    »Ich sag dir dann über Funk Bescheid. Wahrscheinlich G und H.«
7
    Im Gestern und Heute war es morgens um fünf gestopft voll. Wirklich erstaunlich, wie viele Menschen um diese Zeit Appetit auf eines der schweren warmen Gerichte, meist Rührei- oder Bratkartoffelvariationen, hatten. Dietrich und Rüdiger saßen in der hintersten Ecke. Ich musste erst einige Stufen hinaufsteigen, um sie zu finden. Mit ihnen am Tisch saßen noch drei Taxifahrer. Jedenfalls sahen sie aus wie Taxifahrer – Lederjacken über der Stuhllehne, Hosen mit stark ausgebeulten Knien und übermüdete Gesichter.
    »Ich versteh nicht ganz, warum du mir das Geld nicht jetzt zurückgeben kannst«, sagte Dietrich gerade zu dem hageren, dunklen Typ mit Schnauzbart, der ihm gegenübersaß und Bratkartoffeln mit Sülze aß. »Du bist die ganze Nacht gefahren und hast die Taschen voller Scheine. Warum machst du nicht einfach dein Portemonnaie auf, nimmst zwei Fünfziger heraus und gibst sie mir? Wo ist das Problem?«
    »Das geht nicht«, sagte der mit dem schwarzen Schnäuzer. »Verstehst du das nicht? Ich habe die ganze Nacht gearbeitet. Ich muss das Geld erst zu Hause haben. Ich meine, ich muss es erst sehen und zählen. Dann kannst du es kriegen.«
    »Da seid ihr ja«, sagte ich, »fast hätte ich euch nicht gefunden.«
    »Wenn ein Norde in ein mäßig besetztes Lokal kommt, so wird er unweigerlich nach einem noch freien Tisch Ausschau halten«, schrillte Rüdiger los. »Und zwar wird er sich den Tisch auswählen, der von den bereits besetzten Tischen am weitesten entfernt steht. Niemals wird er – wie es der Südländer täte – sich an einem Tisch dazusetzen. Eher noch wird er dieses Lokal wieder verlassen und sein Glück im nächsten versuchen.«
    Ich verstand nicht ganz, was er sagen wollte. Schließlich saßen sie hier zu fünft. Ich fragte aber nicht, sondern zog mir einen Stuhl vom Nebentisch heran und erfuhr, dass der mit dem schwarzen Schnäuzer Udo-Dreidoppelsieben hieß – zur Unterscheidung von Udo-Zwonullfünf, der daneben saß, bartlos war und auffallend kurzes und dichtes Haar hatte. Es sah aus wie ein Mäusefell. Udo-Zwonullfünf las in einem violetten Suhrkamp-Taschenbuch, während die anderen sich unterhielten. Auch Rüdiger hatte wieder sein Buch dabei. Es lag vor ihm auf dem Tisch.
    »Der Norde braucht die Distanz«, referierte er immer noch. Aus dem Glas in seiner Hand schwappte Cola.
    »Und das ist Taximörder«, stellte Dietrich einen traurig

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