Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
steckte sie wieder in der Erinnerung an die Party. Das Bild der vier Männer blitzte vor ihrem inneren Auge auf. Der Nebel hatte sich etwas gelichtet. Sie sah das Licht, die Reflexionen, die Männer, die sich am Fuße der Treppe versammelt hatten, lachten, ein Mann hustete …
Nach und nach fielen ihr die Namen ein. Anthony Malik, Burt Mars, Win Jackson, und der Mann mit dem Siegelring … Fortnight.
„Das ist es!“, rief sie. Eric Fortnight. Wieso war ihr das nicht eher eingefallen? Egal, das war auf jeden Fall der wahre Name des Schneewittchenmörders.
„Was, was?“ Baldwin hätte beinahe sein Bierglas umgestoßen.
„Eric Fortnight. Das ist der echte Name unseres Schneewittchenkillers. Da bin ich mir ganz sicher, Baldwin. Oh mein Gott, er war direkt vor meiner Nase. Die Erinnerung an die Silvesterfeier, die mich die ganze Zeit verfolgt. Eric Fortnight war der Mann mit dem Siegelring. Seine Frau hieß Carlotta. Sie war deutsch oder irgendetwas anderes Ausländisches. Sehr dramatisch. Ich glaube, sie war sogar eine Gräfin oder so. Auf jeden Fall trug sie das gleiche Kostüm wie meine Mutter.“
Taylor schloss die Augen, um sich besser erinnern zu können. „Carlotta Fortnight. Sie ist gestorben. Bei der Geburt eines Kindes, jetzt erinnere ich mich wieder. Meine Mutter war entsetzt, deshalb habe ich auch keine Geschwister. Dad wollte immer noch weitere Kinder, aber Kitty wollte nichts davon wissen. Zu der Zeit machten allerhand Gerüchte die Runde. Das Kind war krank, glaube ich. Ich weiß nicht, ob es überlebt hat oder nicht. Ich meine, sie hatten noch ein weiteres Kind, doch da bin ich mir nicht sicher. Aber Carlotta ist definitiv gestorben. Und Baldwin? Sie hatte lange schwarze Haare und trug immer, immer knallroten Lippenstift.“
„Bist du dir sicher?“, fragte er, aber Taylor war bereits aufgesprungen und warf ein paar Scheine auf den Tisch.
„Ja, ich bin mir sicher. Baldwin, ich weiß, wo er wohnt.“
Im Laufschritt legten sie die drei Blocks zu ihrem Büro zurück, während sie beide gleichzeitig per Handy telefonierten. Taylor sprach mit Price, bat ihn, das SWAT-Team zusammenzurufen, und Baldwin erzählte Garrett von den neuesten Informationen, die Frank Richardson aufgedeckt hatte. Wenn sie wussten, wo der Schneewittchenmörder war, würden sie sich einen neuen Plan ausdenken müssen, um Anthony Malik zu überführen. Sie mussten ihre Strategie noch einmal überdenken, sicherstellen, dass sie den Namen immer noch gegen Win Jacksons Leben eintauschen konnten.
Die Büros der Mordkommission summten nur so vor Aufregung, als sie außer Atem und durchgefroren dort ankamen. Price war da, Fitz war aus dem Renaissance Hotel zurückgekehrt, und Lincoln und Marcus standen an der Tür zu ihrem Büro. Alle vier Männer lächelten.
„Wir haben eine Überraschung für dich“, erklärte Lincoln strahlend.
„Okay.“ Taylor blieb stehen. „Überrascht mich.“
Schwungvoll öffnete Marcus die Tür. In Taylors Büro saß ein junges Mädchen. Sie trug einen blauen Jogginganzug der Polizei. Ihr schwarzes Haar war zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden.
„Taylor, darf ich vorstellen: Jane Macias.“
48. KAPITEL
Nashville, Tennessee
Dienstag, 23. Dezember
20:30 Uhr
Sie hatten das Haus umstellt. Taylor stand direkt hinter den Männern des SWAT, bereit, mit ihnen zusammen hineinzugehen. Sie hoffte auf eine einfache Festnahme, war aber auf das Schlimmste vorbereitet. Wer wusste schon, wie sich der Schneewittchenmörder verschanzt hatte? Und falls L’Uomo ihn vor einem bevorstehenden Verrat gewarnt hatte … Nein, das war nicht passiert. Wenn ihre Theorie richtig war, war Malik wütend auf Fortnight, weil der zugelassen hatte, dass sein Lehrling im Massagesalon gewütet, zwei Mädchen umgebracht und dafür gesorgt hatte, dass Fotos und Videos in die Hände der Polizei fielen. Fortnight hatte keine Bedeutung mehr für Malik. Sie hatten nichts zu verlieren.
Taylor gab das Signal zum Einsatz, und die schwarz gekleideten, menschlichen Waffen überfluteten das Gelände.
Der Lehrling hatte sich in den Büschen im rückwärtigen Teil des Grundstücks versteckt, während er versuchte, die Blutung an seiner Seite zu stillen. Es war eine einfach zu behandelnde Wunde, nicht sonderlich tief. Die Kugel hatte ihn nur gestreift, und die Intensität des Schmerzes hatte ihn überrascht. Dieser verfluchte blinde Schwachsinnige hatte auf ihn geschossen und damit seine Pläne vereitelt. Er wusste,
Weitere Kostenlose Bücher