Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
Sängerin, keine Freundin für Skip. Er glaubte es nur nie.
„Troy.“
Genervt merkte Jane sich die Stelle im Buch, an der sie war, und hob den Blick. „Wie bitte?“
„Mein Name. Ich heiße Troy.“
„Schön, dich kennenzulernen, Troy. Aber wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt gerne …“
„Oh, klar, sicher. Versteh ich total. Weißt du was, lass mich dir ein Bier spendieren.“
Jane schaute ihre Flasche mit gerunzelter Stirn an. Hups, sie war fast leer. Sie musste sie ausgetrunken haben, während sie dem Junggesellinnenalbtraum zugesehen hatte. Sie warf einen Blick zur Bar. Barbie, nein, es war die zukünftige Braut, Sierra, hatte angefangen, die Bänder an ihrem Neckholder-Top zu lösen. Sie versuchte, sich herauszuwinden und wärmere Gefilde anzusteuern: den Schoß von Jerry, dem Barkeeper. Sie wirkte, als hätte sie gerade erst festgestellt, dass ihr Aufzug für diese Jahreszeit wirklich unangebracht wäre. Jane konnte ob der schieren Lächerlichkeit der Situation ein Kichern nicht unterdrücken.
„Sicher, Troy, du kannst mir ein Bier spendieren. Aber danach muss ich mich wieder um meine Studien kümmern.“ Studien. Beinahe wäre sie errötet. Sie las einen Nackenbeißer, den sie sich auf dem Weg zur Wohnungstür im Vorbeigehen geschnappt hatte. Er schaffte es kaum, ihre Aufmerksamkeit zu erhalten.
„Großartig. Ich bin sofort zurück.“
Jane sah zu, wie Troy zu Jerry ging, zwei Finger hob und sich dann mit einem Blick, der sagte: „Ich bemerke die drei halb nackten, betrunkenen Frauen, die um mich herum auf der Bar herumkrabbeln, gar nicht“, an den Tresen lehnte. Er lächelte Jane an, aber die drei Frauen stürzten sich sofort auf ihn, und Jane schüttelte den Kopf. Es konnte wohl ein bisschen dauern, bis Troy mit dem Bier zurückkäme.
Jane versuchte, das Lächeln zu erwidern, aber sie fühlte sich auf einmal so benebelt. Meine Güte, wie viele Biere hatte sie denn gehabt? Sie erinnerte sich an zwei, aber ihr Kopf fühlte sich an, als wäre sie sturzbetrunken. Wow, ihr Gleichgewichtssinn war weg. Eine kleine Stimme in ihrem Inneren flüsterte ihr zu, aufzustehen und wegzulaufen, aber ihr Körper gehorchte nicht. Sie fühlte etwas Klauenartiges, eine Hand unter ihrem Arm, sah den vagen Umriss eines Gesichts und stellte fest, dass der ältere Mann zu ihrer Rettung geeilt war.
Danke, es geht schon wieder, wollte sie sagen, aber die Worte purzelten als nichtssagende Laute aus ihrem Mund.
Einen kurzen Moment lang wusste sie, dass das nicht gut war, dass sie nach Troy rufen sollte. Er war groß und stark und konnte diesen unheimlichen Mann mit seinen dünnen Haaren davon abhalten, sie mitzunehmen, konnte ihr helfen, sich zu befreien, aber der Moment ging vorüber, und sie schwamm davon und fühlte nichts mehr.
10. KAPITEL
Quantico, Virginia
Mittwoch, 17. Dezember
8:00 Uhr
Charlotte Douglas hob die Arme über ihren Kopf und streckte sich, sodass ihre Brüste gegen den Seidenstoff ihrer Bluse drückten. Drei Praktikanten, die gerade an ihrem Büro vorbeikamen, lungerten noch ein wenig länger im Flur herum und schauten sich die Show an. Sie reagierte auf die Zuschauer, indem sie ihren Rücken noch ein bisschen mehr durchbog und einen tiefen Seufzer ausstieß. Einer der Praktikanten stöhnte laut auf, und seine Freunde drängten ihn schnell weiter. Charlotte entspannte sich und unterdrückte ein Lachen. Jungs. Sie waren so einfach zu manipulieren. Jetzt würden sie sich tagelang in der Nähe aufhalten, begierig, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Es half, Laufburschen zu haben, besonders gut aussehende, dunkelhaarige Läufer von den besten Schulen des Landes. Mmmm …
Sie hatte Baldwin in seinem Büro angerufen und sich einen hässlichen kleinen Schlagabtausch mit ihm geliefert. Er hatte sie zu seinem Geschäftsführer abgeschoben, der wiederum Kontakt mit der Mordkommission in Nashville aufgenommen und einen Termin mit Captain Mitchell Price vereinbart hatte. Alles war vorbereitet. Sie kannte den Schneewittchenmörder in- und auswendig. Und sie wusste, dass sie ihn fangen konnte. Es war nur eine Frage des Timings.
Charlotte hatte den Hörer mit einem Lächeln aufgelegt und dann noch einen kurzen Anruf getätigt. Innerhalb von fünf Minuten stand Pietra Dunmore in ihrer Tür.
Es gab nichts im Bereich Forensik, das Pietra nicht wusste. Sie hatte mindestens sechs Bücher über dieses Thema selber geschrieben oder als Coautor mitgewirkt und stellte ihr Wissen an Universitäten und auf
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