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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 1 Schnitt

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 1 Schnitt

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 1 Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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    Im Januar 1993
    Schon die ganze Woche über hatte Piet etwas auf dem Herzen gehabt.
    Dass es Ekaterini auffiel, war unvermeidlich. Sie beobachtete ihn jede Minute, die er zusammen mit ihr verbrachte – nicht, wie eine Frau ihren Ehemann ansieht, sondern wie ein Arzt seinen Patienten observiert.
    Andere Männer wurden schweigsam, wenn sie etwas Schwieriges loswerden wollten, wichen Blicken aus und vermieden intensive Gespräche. Bei Piet war es genau umgekehrt. Er, der stets zurückgezogen in seiner eigenen Welt lebte, bemühte sich plötzlich um Kontakt zu ihr, suchte ihre Augen, einen Weg zu ihr, hinaus aus den Mauern, mit denen er sich umgab.
    Ekaterini war gespannt und ein wenig ängstlich, was es sein würde, das ihn umtrieb. Aber sie wartete mit der Geduld eines alten Hauses, bis er bereit war, es von sich aus vorzubringen.
    Am Samstag platzte der Knoten.
    Sie saßen am Mittagstisch. Ekaterini hatte gerade den Kaffee aufgetragen, in den lächerlichen blauen Barock-Tassen. Trödlermarkt-Ware. Auf seiner Seite des Tisches lag ein Teller mit den Resten des Weihnachtsgebäcks. Einige der Kekse verrieten mit ihrem Zustand, wie oft sie aus der Dose genommen und wieder dorthin zurückgelegt worden waren. Es war wie ein geheimes, sinnloses Spiel. Irgendwann würde einer von ihnen beiden einen der ramponierten Kekse essen. Und damit ein dummes kleines Spiel verlieren, dessen Regeln niemand verstand.
    Piet sagte: „Kati, ich möchte, dass du dir einen Liebhaber nimmst.“
    Ekaterini schloss die Augen und bewegte sich nicht. Sie war ganz das geduldige alte Haus.
    Piet griff nach der bis zum Rand vollen Tasse, hob sie an, bis er spürte, dass seine Hand zu sehr zitterte, um sie zum Mund zu führen. Der Kaffee schwappte über und tropfte auf die Untertasse. Er setzte das Getränk wieder ab, kniff die Lippen zusammen.
    „Kannst du mir erklären, was du damit sagen willst?“, fragte Ekaterini.
    „Ich möchte nur, dass du glücklich bist“, antwortete der Mann schnell. „Mir ist aufgefallen, wie traurig du aussiehst. Sicher ... hat es sehr lange gedauert, bis ich das bemerkt habe, gut möglich. Aber jetzt, wo ich es weiß, kann ich nicht länger zusehen ...“
    „Piet!“, rief Ekaterini. „Meinen Glückwunsch, dass es dir überhaupt aufgefallen ist! Aber was du da faselst, über einen Liebhaber …“
    „Du brauchst jemanden, der dir zuhört, der dich in den Arm nimmt, einfach jemanden, der dir Zuwendung gibt ...“
    „Prima! Dann gib du sie mir!“
    „Genau das kann ich nicht, Kati!“
    „Warum nicht? Du bist mein Mann.“
    Er sah sie an, und etwas an seinen Augen war so ungewöhnlich, dass sie nicht entscheiden konnte, ob sein Blick innig oder im Gegenteil vollkommen kalt und leer war. „Du weißt, dass ich nicht für dich da sein kann.“
    Ekaterini lenkte ihren Blick zur Seite. „Du versuchst mir gerade auf besonders charmante Art klarzumachen, dass du mich nicht mehr liebst.“
    „Dann würde ich mich doch nicht um dich sorgen!“
    „Verdammt, Piet!“ Sie stand ruckartig auf, und der Stuhl fiel hinter ihr um. „Was für ein Spiel spielen wir hier?“
    „Kein Spiel ... kein Spiel ...“, murmelte er verstört.
    „Du behauptest, du liebst mich. Gut. Wir sind verheiratet. Wir sprechen beide dieselbe Sprache. Wir sehen uns jeden Tag. Wir schlafen nebeneinander und manchmal sogar mit einander. Mein Gott, Piet, du bist nicht einmal impotent wie dieser durstige Tillmann!“ Tillmann B. arbeitete für einen von Piets Auftraggebern. Wenn er vorbeikam, um die fertige Arbeit abzuholen, betrank er sich regelmäßig an ihrer Hausbar und vergoss nasse Tränen über sein nicht existentes Liebesleben. „Piet, was willst du mir mit dem ganzen Quatsch eigentlich sagen?“
    „Du weißt es doch schon.“
    „Ich weiß nur, dass deine Arbeit alles ist, was für dich zählt.“
    „Ich kann mich nicht auf dich konzentrieren. Ich kann mich nicht mehr auf das konzentrieren, was für dich die Realität ist.“
    „Was?“
    Er seufzte. „Kati, bitte, setz dich doch wieder hin!“
    Wie in Zeitlupe bückte sie sich, stellte den umgekippten Stuhl aufrecht und tat, worum er sie bat. Ihr Körper setzte sich, aber innerlich blieb sie stehen. „Ich höre“, sagte sie mit kaum zu vernehmender Stimme.
    „Du wirst es nicht begreifen. Meine Filme – sie sind mehr als nur meine Arbeit. Sie beschäftigen mich und erfüllen mich. Genauso, wie andere Menschen von dem erfüllt werden, was du Realität nennst. Ich lebe in ihnen. Sie

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