Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
Leuten schütteln, die gehört hatten, dass Frank Richardson zu Besuch war, und ihm Hallo sagen wollten. Es war nur höflich, dass sie die Leiterin der Mordkommission ebenso begrüßten, die Frau, die der ehemaligen Chefreporterin für den Bereich Verbrechen Lee Mayfield zu mehr als einer Gelegenheit gesagt hatte, was sie sie mal könnte. Die Mitarbeiter vom Tennessean hatten Lee genauso wenig gemocht wie Taylor und ihr Team.
Taylors Handy klingelte, und sie trat einen Moment zur Seite, um den Anruf anzunehmen. Als sie die Nummer erkannte, umklammerte eine dunkle Vorahnung ihr Herz, und auf ihren Armen breitete sich eine Gänsehaut aus. Sie klappte das Telefon auf und hielt es ans Ohr.
„Guten Morgen, Lincoln. Alles in Ordnung?“
„Morgen, Lieutenant. Woher wusstest du, dass ich es bin?“
„Wer ist es?“
„Keine Leiche oder so. Aber eine Vermisstenmeldung. Ein Mädchen namens Jane Macias.“ Taylor zuckte innerlich zusammen und dachte an ihre letzte Janesicle Doe. Oh, der Spitzname kam zu ihr zurück, um sie in den Hintern zu beißen.
„Passt sie ins Profil der Mädchen?“
„Ja. Ihr Freund hat uns angerufen und erzählt, dass sie ihre Wohnung gestern Abend verlassen hat und seitdem nicht mehr gesehen wurde. Er flippt total aus, sagt, dass sie lange schwarze Haare hat. Ich dachte, dass wir besser kein Risiko eingehen sollten, und hab schon mal mit dem Papierkram angefangen.“
„Vielleicht, ganz vielleicht hat es nichts mit dem Fall zu tun. Und wenn doch, können wir ihn vielleicht dieses Mal rechtzeitig erwischen. Ich komm so schnell wie möglich rüber. Danke für die Info.“
Sie klappte das Handy zu und lehnte sich einen Moment an die Wand, um wieder zu Atem zu kommen. Der Kerl agierte schnell. Sie klappte das Telefon wieder auf und rief Baldwin an. Seine Mailbox ging ran. Sie hinterließ ihm die Nachricht, sie so schnell wie möglich anzurufen oder sie im Büro der Mordkommission zu treffen. Keine Zeit, über verlorene oder vergangene Lieben nachzudenken. Lincoln war niemand, der zu hysterischen Überreaktionen neigte. Wenn er dachte, dass die Beschreibung des vermissten Mädchens in das Opferprofil passte, dann glaubte sie ihm. Also mussten sie sich beeilen.
Sie durchquerte das Redaktionsbüro mit großen Schritten, bis sie bei Richardson angekommen war, der mit einer der Archivarinnen plauderte. Sie fing seinen Blick auf und bedeutete ihm, kurz zu ihr zu kommen. Er folgte ihrer Aufforderung und sah sie besorgt an.
„Was ist los?“
Taylor sprach ganz leise; die Archivarin reckte den Kopf, um zu verstehen, was sie sagte. „Ich habe gerade einen Anruf von einem meiner Detectives bekommen. Wir haben eine Vermisstenmeldung, ein Mädchen, auf das die Opferbeschreibung zutrifft. Ich muss dringend ins Büro und der Sache nachgehen. Können wir uns später noch mal treffen und über alles sprechen?“
Einen Augenblick wirkte Richardson enttäuscht, doch dann hellte sich seine Miene auf, als ob ihm auffiel, wie lächerlich das war. „Natürlich, natürlich. Das verstehe ich. Kann ich irgendetwas tun? Können wir von hier aus irgendwie helfen?“
„Nein, danke. Ich bin mir sicher, dass wir das alleine schaffen. Aber ich muss jetzt zurück ins Büro und schauen, was ich herausfinden kann. Mit etwas Glück ist es nur ein Mädchen mit schwarzem Haar, das letzte Nacht nicht nach Hause gekommen ist.“
„Hooops.“
Taylor zuckte bei dem Geräusch zusammen: eine Mischung aus Schluckauf und einem tiefen Atemzug. Sie schaute über Richardsons Schulter zu der Archivarin, die ihren Mund mit der Hand bedeckte. Das Mädchen trug ein gestärktes weißes Hemd, einen langen schwarzen Rock, dicke Wollstrümpfe und flache Schuhe. Ihr Haar hatte sie mit einem Band zurückgebunden, und ihre schicke, moderne Brille saß schief auf ihrer Nase. Sie war so weiß wie ein Blatt Papier.
Sie eilte zu ihr hinüber, bereit, alles zu tun, was nötig war, um ihr zu helfen.
„Was ist los? Ersticken Sie? Ist alles okay?“
Ihre Augen begannen zu tränen. Sie ließ ihre Hand sinken und sah mit einem Mal vollkommen verloren aus. Haltsuchend tastete sie nach ihrem Schreibtisch und lehnte sich schwer dagegen. „Meine Mitbewohnerin hat schwarze Haare, und sie ist letzte Nacht nicht nach Hause gekommen. Ich meine, ich habe sie nicht mehr gesehen, nachdem sie die Wohnung verlassen hat.“
Taylor straffte unwillkürlich die Schulter. „Wie heißt Ihre Mitbewohnerin?“
„Jane. Jane Macias. Sie ist Reporterin hier und
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