Taylor Jackson 03 - Judasmord
Pistole, Lieutenant. “
Taylor schluckte alle Bemerkungen herunter, die ihr auf der Zunge lagen. Sie würde sich keinen Gefallen tun, wenn sie sich widersetzte. Die Oompa hatte es auf sie abgesehen, das wurde ihr nun bewusst. Eine Tatsache, die sich für ihre Karriere als tödlich herausstellen könnte. Ohne Price anzuschauen, der Norris mit wüsten Flüchen bedachte, stand sie auf. Sie überragte Oompa, die nicht mit der Wimperzuckte, sondern ihre Hand einfach nur ein wenig höher hielt.
Taylor nahm ihre Glock aus dem Hüftholster und legte sie in Norris winzige Handfläche. Dann löste sie ihre Marke vom Gürtel und legte sie vorsichtig auf die Dienstpistole. Sie schluckte. In ihren Ohren rauschte es. Ihr Herz fing an, wild zu pochen, und sie hörte nichts anderes mehr. Sie drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Büro der OPA erhobenen Hauptes.
29. KAPITEL
Taylor ging immer weiter. Sie ignorierte Price, der ihren Namen rief, ignorierte die spöttischen Kommentare von Norris, ging einfach schnurstracks immer weiter über den langen Flur an den Büros vorbei und aus dem Gebäude heraus. Die Sonne hatte ihren Abstieg schon begonnen, die Dunkelheit eines frühen Frühlingsabends lag bereits als Ahnung in der Luft.
Suspendiert. Und sie hatte sich Sorgen um Lincoln gemacht. Es war okay. Es machte ihr nichts aus. Sie wusste nur, dass sie sich so weit wie möglich von dem fiesen Lächeln der Oompa, von Prices Entrüstung, von ihren eigenen Erinnerungen entfernten musste. Sobald sie die Treppe hinuntergegangen war, legte sie an Tempo zu. Die Absätze ihrer Cowboystiefel dröhnten auf dem Bürgersteig, als ihre Schritte immer schneller und schneller wurden. Bald hatte sie ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht. Mit gestreckten Beinen und langen Schritten überquerte sie den Parkplatz. Sie ging zu dem erstbesten Auto, einem cremefarbenen Caprice. Die Tür war unverschlossen, der Schlüssel steckte unter der Sonnenblende. Ohne langsamer zu werden, warf sie sich auf den Fahrersitz, rammte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn herum und fuhr davon.
„Verdammt, verdammt, verdammt.“ Sie wiederholte das Wort wieder und wieder, ein Mantra, das ihr ein wenig half, ruhiger zu werden. Ihre Wut kochte über, als sie von dem Parkplatz fuhr. Sie schaute nicht zurück, sondern konzentrierte sich einzig auf die vor ihr liegende Straße. Sie hatte keine Ahnung, wo sie hinfuhr, sah nichts außerhalb der Windschutzscheibe. Sie fuhr einfach. Nach Norden, nach Süden. Es war egal. Ihr Handy klingelte. Sie griff in ihre Tasche und stellte es ohne hinzusehen aus.
Sie ließ Downtown hinter sich. Lärm und Dreck und Erinnerungen verblassten. Sie fuhr und fuhr, völlig abwesend.
Sie verließ gerade den Highway, als der Vollmond ihre Aufmerksamkeit erregte. Seit Stunden drehte sie Kreise um Nashville, hatte auf den kleinen Nebenstraßen ihr Heil gesucht. Sie befand sich auf einer gewundenen, zweispurigen Straße Richtung Westen. Sie kannte die Gegend gut genug, um zu wissen, dass sie sich weit südlich der Franklin befand, irgendwo unterhalb Leiper’s Fork. Den Weg von hier nach Hause kannte sie, sie konnte einfach geradeaus fahren, bissie auf den Natchez Trace stieß. Dort müsste sie in Richtung Norden abbiegen, um zu ihrem Haus zu gelangen. Sehr passend. Sie hatte im Leben nie den einfachen Weg gewählt, war aber immer irgendwo gelandet, von wo aus sie nach Hause finden konnte.
Der nächtliche Himmel wurde dunkler. Das Mondlicht fiel auf die Bäume und ließ sie aussehen wie am Straßenrand stehende Männer. In dieser Gegend gab es Geister, das wusste sie. So viele geschlagene Schlachten, so viele verlorene Leben. Die Bäume waren stumme Soldaten, ein Spalier von Wachen, die ihr jetzt Durchfahrt gewährten.
Sie kam an einen Bahnübergang und fuhr langsamer, um zu sehen, ob ein Zug kam. Die Eisenbahnschienen lagen verlassen da. Als Taylor sie überquerte, schaute sie nach links und rechts. Irgendwas lag auf den Schienen. Sie wurde noch langsamer und schaute genauer hin. Sie erkannte es erst, als sie schon über die Schienen hinweg war.
Ein Hund. Ein Beagle, soweit sie das beurteilen konnte, der allein an den im Mondlicht liegenden Schienen entlanglief. Der Anblick ließ etwas in ihr zerbrechen. Sie stellte das Auto am Straßenrand ab, weit genug entfernt von vorbeikommenden Autos und Zügen. Dann stieg sie aus, joggte den kleinen Hügel zum Bahnübergang hinauf und fing an, dem Hund hinterherzulaufen.
„Hey, Hundi, bleib
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