Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
könnte.“
Während sie die Worte aussprach, wurde ihr erst bewusst, wie traurig es sie machte, dass Baldwin nicht derjenige war, der sich um sie kümmerte und sie durch seine Fürsorge auf ein gesundes mentales Level zurückbrachte. Sie kam sich dumm vor. Sie hatte seine Anrufe ignoriert, weil sie sauer auf ihn war, dass er sie nicht durch dieses Chaos leitete. Seit wann war sie so abhängig von ihm? War es überhaupt Abhängigkeit oder etwas anderes?
„Ihre Liebe für ihn ist Ihre Rettung, wissen Sie.“
„Verdammt, Ariadne. Hören Sie auf. Das ist nicht fair.“
„Oh, Lieutenant. Sehen Sie es denn nicht? Liebe ist Menschlichkeit. Wenn Sie nicht fühlen können, werden Sie so leer und tot wie der Junge. Er hat keine Liebe erfahren – zumindest nicht die richtige Form. Sein Weg war schon lange, bevor Sie ihm begegnet sind, vorherbestimmt. Aber Ihrer? Ihrer wird immer noch geschrieben. Sie haben eine Wahl. Die Liebe wird Sie retten. Wenn Sie es zulassen.“
„Hat die Liebe Sie gerettet, Ariadne?“ Die Worte klangen schneidend, und als sie Ariadne zusammenzucken sah, taten sie Taylor einen Moment lang leid. „Es tut mir leid. Ich bin … durcheinander. Das alles ist für mich sehr schwer gewesen. Ich hasse es, zu töten, hasse es mehr als alles andere. Und er war nur ein Junge.“
„Raven hätte Sie ohne mit der Wimper zu zucken getötet, Lieutenant. Und dann hätte er die Waffe auf die Menge gerichtet. Er hat sich entschieden. Sehen Sie das denn nicht? Haben Sie nicht gesehen, dass er aufgegeben hatte? Sein Leben war in dem Moment verwirkt, in dem er das erste Mal Blut vergossen hat. Das wusste er. Er hatte es akzeptiert. Und das müssen Sie auch.“
„Mein Leben ist auch verwirkt. Das wollen Sie mir doch damit sagen, oder?“
„Nein“, erwiderte Ariadne sanft. „Sie sind berufen worden, eine Retterin zu sein. Das ist Ihre Rolle, ob Sie sich darin nun wohlfühlen oder nicht. Und Retter müssen Opfer bringen.“
Taylor nahm sich ein neues Bier. „Ariadne, warum sind Sie wirklich hier? Warum erzählen Sie mir das alles?“
„Weil Sie und ich miteinander verbunden sind, ob Ihnen das nun gefällt oder nicht.“ Mit niedergeschlagenen Augen faltete sie ihre Hände über ihrem Bauch.
Taylor sah die Geste und der Atem stockte ihr. Sie stellte das Bier unangetastet auf die Brüstung. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander.
„Nein. Es ist zu früh, das zu sagen.“
„Haben Sie Ihnen im Krankenhaus denn nichts gegeben?“
Ariadne lächelte, die dünnen Lippen pressten sich eng an ihre Zähne. „Ich habe mich geweigert, es zu nehmen. Leben ist, ungeachtet seiner Herkunft, ein Geschenk.“
Taylor stellte beide Füße auf den Boden. „Das ist ja eine ganz entzückende Haltung, aber um Himmels willen, er hat Sie vergewaltigt.“
„Und Sie haben ihn getötet.“ Sie sagte das nicht anschuldigend, aberTaylor fühlte sich, als hätte man sie geohrfeigt.
Ariadne beugte sich vor und nahm Taylors Hände. Sie sprach leise. „Sie hatten keine Wahl, Taylor. Wer weiß, wie viele Leben Sie gerettet haben? Sie haben im Bruchteil einer Sekunde eine Entscheidung getroffen. Dazu sind Sie ausgebildet worden. Und es war die richtige Entscheidung. Deshalb habe ich mich geweigert, die Pille danach zu nehmen. Ich spürte tief in meinem Inneren, dass genug Blut geflossen war. Ich habe auch eine Wahl getroffen.“
Wie schnell ein Leben doch enden konnte. Eine Kugel, ein Messerstich. Ein Herz, das vor Verzweiflung versteinert.
Das Telefon klingelte erneut, laut und lang, zerrte an ihren Nerven. Sie schaute auf das Display. Baldwin.
Ariadne lächelte. „Er wird nicht aufhören, es zu versuchen, wissen Sie? Er ist an Sie gebunden. Er wird Sie beschützen, ob Sie das nun wollen oder nicht. Gehen Sie zu ihm, Lieutenant. Lassen Sie sich von ihm trösten.“
Taylor starrte in die blauen Augen der Hexe. So eine Ruhe, so eine Reinheit. So sicher, was ihren Weg, was ihre Überzeugungen anging. Taylor wünschte, sie besäße diese Sicherheit.
Widerstand war zwecklos. Sie nahm den Anruf an.
Baldwins tiefe Stimme erklang durch die Leitung. Erleichterung durchflutete jedes Wort.
„Ich dachte nicht, dass du rangehen würdest. Honey, geht es dir gut?“ „Ja“, sagte sie und nahm überrascht wahr, wie hohl ihre Stimme klang. So ging es nicht. Es hatte keinen Sinn, Baldwin zu bestrafen. Sie versuchte es erneut.
„Ariadne, die Frau, die mit uns an dem Fall gearbeitet hat, ist hier. Wir haben uns …
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