Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
schwarz verfärbt. An dem Lichtkasten neben dem Bett hing ein Röntgenbild, auf dem der Haarriss im Unterkiefer deutlich zu sehen war.
„Sie werden mir den Kiefer für ein paar Wochen verdrahten“, nuschelte sie.
„Nicht sprechen“, sagte Taylor. „Ich will nicht, dass Sie noch mehr Schmerzen erleiden müssen.“
Ariadne verdrehte die Augen. „Hey, vielleicht nehme ich ein paar Pfund ab. Das wäre gar nicht so schlecht.“
Taylor versuchte sich an einem Lächeln. Wenn sie Witze machen konnte, war ihr Lebensmut nicht gebrochen. Ihr fiel eine Last von den Schultern. Sie trat näher ans Bett.
„Ich werde ihn finden“, schwor sie.
„Ich weiß. Er wird bestraft werden. Genau wie Sie, wenn Sie nicht aufpassen. Seien Sie vorsichtig, Lieutenant.“ Ariadne war erschöpft. Sie schloss die Augen. Taylor war sicher, dass sie ihr ein starkes Beruhigungsmittelgegeben hatten, um sowohl den körperlichen als auch den seelischen Schmerz zu lindern.
Sie tätschelte ihr unbeholfen die Hand und verließ dann das Zimmer. McKenzie blieb noch ein paar Minuten, bevor er sich wieder zu ihr gesellte.
„Was hat sie gesagt?“, fragte Taylor.
„Nichts. Sie schläft. Ich wollte nur …“
Er brach ab, und Taylor nickte. Sie wusste, was er getan hatte. Das Gleiche wie sie: stumm um Vergebung gebeten.
„Komm, fahren wir heim.“
Sie hatte sich noch nie so ausgelaugt gefühlt wir in diesem Moment, in dem sie in ihre Garage fuhr. Die Außenbeleuchtung des Hauses brannte dank der Zeitschaltuhren und hieß sie fröhlich willkommen. Die Trauer in ihrem Magen galt nicht nur Ariadne, sondern allen Opfern – den Kindern, die gestorben waren, Brittany Carson und ihrer Entscheidung, im Tod Leben zu spenden, dem Jungen, Brandon Scott, von seiner Liebe betrogen. Nashville würde nach diesem Halloweenwochenende nie wieder das Gleiche sein, wäre für immer gebrandmarkt durch die verdrehten Sehnsüchte eines Teenagers. Man würde sich für immer an das Green-Hills-Massaker erinnern. Ariadne hatte recht: Solange es lebende Menschen gab, die der Toten gedachten, würden sie immer weiterleben.
Würde sie auch über Fitz so denken können, wenn man ihn niemals finden sollte? Wäre eine Erinnerung an den Mann ausreichend?
Wenn sie jetzt zusammenbrach, würde es vielleicht kein Zurück mehr geben. Sie entschied sich, stark zu bleiben, nahm sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und ging hinauf in das Extrazimmer. Ihr geliebter Billardtisch stand schweigend im Raum und wartete auf sie.
Sie nahm die Hülle ab, trank das Bier aus, nahm sich eine weitere Flasche aus dem kleinen Kühlschrank, den sie für genau diesen Zweck hier oben installiert hatte.
Anpeilen, stoßen. Anpeilen, stoßen. Der Rhythmus beruhigte sie. Sie räumte den Tisch in fünf Minuten leer, spielte 8-Ball gegen sich selbst und baute die Kugeln dann für eine Runde mit neun Bällen auf. Als sie die Sieben versenkte, glimmte in ihrem Hinterkopf ein Gedanke auf. Bei der gelb und weiß gestreiften Neun spürte sie, wie Friedensich in ihr ausbreitete. Vielleicht war es das Bier, vielleicht das Spiel, vielleicht das Wissen, dass egal, was passierte, Baldwin zu ihr zurückkommen und sie zusammen sein würden. Sie vergab sich selbst und ging ins Bett.
Das Telefon klingelte. Taylor hörte es und ein Teil ihres Gehirns erkannte das Geräusch. Sie war so müde und der Schlaf gab sein Bestes, um sie wieder in seine dunklen Arme zurückzuziehen. Sie blinzelte zur Uhr. 6:40 Uhr. Verdammt.
Sie nahm den Hörer ab und zwang sich, wach zu klingen.
„Lieutenant? Commander Huston hier. Sie müssen sich sofort bei der Hillsboro High School melden. Die Schüler werden bedroht. Wir haben alles abgeriegelt. Sieht aus, als wenn Ihr Verdächtiger dort mit einer Waffe herumfuchtelt. Er hat eine Klasse als Geiseln genommen, und mir ist berichtet worden, dass ein Sicherheitsbeamter überwältigt wurde. Ich weiß allerdings keine Einzelheiten. Sie werden dort so schnell wie möglich gebraucht. Und Lieutenant? Seien Sie vorsichtig. Es klingt, als hätte dieser Junge nichts mehr zu verlieren.
Taylor war bereits aus dem Bett gesprungen. „Ich bin auf dem Weg“, sagte sie atemlos und legte auf.
A BNEHMENDER M OND F ÜNFZEHN P ROZENT VOLL D REI T AGE NACH S AMHAIN
(H ALLOWEEN )
59. KAPITEL
Quantico
3. November
7:10 Uhr
„Also, was willst du nun tun?“, fragte Garrett.
Sie saßen beim Frühstück in dem kleinen Diner, das sie so mochten. Baldwin hatte nicht geschlafen. Seine
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