Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
seine Hände ballten sich zu Fäusten. Allein die Erwähnung von Charlotte reichte, um ihn auf die Palme zu bringen. Dieses Echo aus dem Grab war die ultimative Ohrfeige dieser hinterhältigen, lügenden Schlampe.
Er räusperte sich und warf einen Blick auf seine Notizen. Nicht zum ersten Mal war er froh über seine Eigenschaft, auf das kleinste Detail zu achten.
„Wir standen uns … nahe.“
Kein großer Schock für die Männer im Komitee – das war nicht das erste Mal, dass zwei Agents sich nähergekommen waren.
„Können Sie ‚nahe‘ bitte genauer definieren?“
Reever nickte Baldwin beinahe unmerklich zu.
Näher definieren. Sicher konnte er das. Er könnte ihnen den ganzen Tag schmutzige Einzelheiten erzählen. Aber das würde er nicht tun. Stattdessen zog er noch einmal seine Notizen zurate, straffte die Schulter und hob den Blick.
„Es begann am 14. Juni 2004. Dem Tag, an dem die fünfte Leiche gefunden wurde.“
14. KAPITEL
Nashville, Tennessee
1. November
7:00 Uhr
Die Morgendämmerung war hereingebrochen und Taylors Magen knurrte entsetzlich, bevor sie alle Aussagen von den Familien der Opfer aufgenommen hatte. Sie war erschöpft, und die meisten ihrer Fragen blieben unbeantwortet. Die Fakten waren ganz einfach – jemand hatte sich Zutritt zu jedem Haus verschafft und das Opfer gezeichnet. Jedes Opfer hatte irgendeine Form von Gift zu sich genommen.
Die einzige Ausnahme bildete Brandon Scott.
Taylor und McKenzie holten sich Kaffeenachschub im Starbucks auf der West End. Es wäre sinnlos gewesen, jetzt schlafen zu gehen. Taylor wusste, dass Sam schon hellwach bei der Arbeit wäre – sie hatte heute sieben Autopsien auf dem Plan stehen und ihr Team hatte die Nacht durchgearbeitet. Das letzte Opfer, Brittany Carson, hielt bislang noch durch, lag aber in einem tiefen Koma.
Tim Davis hatte die Ecstasy-Tabletten, die Theo Howell ihnen übergeben hatte, die ganze Nacht über unterschiedlichen Tests unterzogen. Theos Theorie war falsch – die Drogen, die er eingesammelt hatte, waren nicht präpariert worden. Was bedeutete, dass es sich nicht um zufällige Opfer handelte, was Taylors ursprünglichen Verdacht bestätigte.
Die vorläufigen toxikologischen Tests zeigten ein Durcheinander aus verschiedenen chemischen Komponenten: Ecstasy kombiniert mit hohen Dosen von Amphetaminen, Codein, Ritalin und Valium. Einzeln gesehen war keiner dieser Inhaltsstoffe besonders schädlich. Zusammen ergaben sie jedoch eine tödliche Mischung. Es mussten noch mehr Tests durchgeführt werden, deren Ergebnisse zusammen mit den Funden der Autopsien helfen würden, exakt zu bestimmen, welchen Einfluss die Drogen auf die Kinder gehabt hatten.
Lincoln hatte die ganzen Videobänder durchgesehen und nach wiederkehrenden Gesichtern Ausschau gehalten. Eines hatte er gefunden, und nun wartete er im CJC auf Taylor, damit sie es sich anguckte.
Marcus und McKenzie hatten die Aussagen von allen Kids auf derParty aufgenommen, die alle sehr offen und ehrlich über die Vorfälle des Nachmittags gesprochen hatten. Ganz offensichtlich hatten die beiden Detectives gehörigen Eindruck auf sie gemacht. Die Jugendlichen wussten noch nicht, dass die Tabletten, die sie Theo Howell übergeben hatten, nicht tödlich gewesen wären. Sie waren immer noch in dem Glauben, wenn sie ihre SMS nicht gecheckt oder ihr Handy ausgeschaltet hätten, wenn sie ins Kino gegangen oder sonst irgendeine Kleinigkeit an diesem Tag anders gemacht hätten, könnten sie jetzt tot sein. Die eigene Sterblichkeit lastete schwer auf den Schultern der Jugend – die ganze Schule war in tiefer Trauer. Sorge, Erleichterung und extremer Schmerz hatten sie alle zusammenkommen lassen. Taylor hoffte nur, dass sie jetzt ein für alle Mal die Finger von Drogen lassen würden.
Man erwartete Taylor und ihr Team um zehn Uhr an der Hillsboro High School, damit sie über mögliche Verdächtige unter den Schülern sprachen. Taylor hatte um drei Uhr morgens mit der Rektorin telefoniert – die sofort dafür gesorgt hatte, dass am nächsten Morgen ein Trauerberater für die Schüler bereitstehen würde. Es war kurz überlegt worden, den Unterricht am Montag ausfallen zu lassen, aber Taylor hatte davon abgeraten. Normalität würde den Kindern jetzt am ehesten helfen. Außerdem könnte sie sich dann in der Schule umsehen, mit ein paar Leuten sprechen, versuchen herauszufinden, wer dieser jugendliche Dealer war, angenommen, er ging tatsächlich auch auf die Hillsboro. Keiner der
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