Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
größten Auftritt aber hatte Wilders am Jahrestag des Anschlags auf das World Trade Center, am 11. September 2010. Damals kämpfte die Tea Party gegen eine geplante Moschee und ein islamisches Kulturzentrum nahe Ground Zero. Zwar ist das Grundstück ein paar Blocks entfernt, aber deren Sympathisanten stellten es so dar, als werde die Moschee auf den Grundrissen der Twin Towers gebaut. Dagegen zogen mehrere antiislamische Blogs zu Felde, allen voran das von David Yerushalmi, dem Anwalt aus Brooklyn, der hinter den Anti-Scharia-Gesetzen steckt, aber auch Jihadwatch. org von Robert Spencer und Pamela Gellers Blog »Atlas Shrugs« (in Anlehnung an den bekannten Roman von Ayn Rand). Geller, die glaubt, Obama sei ein »Drittweltler«, der islamistischen Herren diene, ist die frühere Herausgeberin des ›New York Observer‹. Die Journalistin hat nach einer Millionenscheidung zwei Vereine gegründet: »Stop the Islamization of America« und »American Freedom Defense Initiative«.
Die Moschee war zwar von den New Yorker Behörden genehmigt worden und die Betreiber sind moderate Moslems. Aber Geller und Spencer machten aus der »monster mosque«, wie sie diese nannten, ein Drama, in das Politiker der Tea Party einstimmten: Sarah Palin tweetete an die »friedlichen New Yorker«, die Moschee am Ground Zero abzulehnen, »falls ihr glaubt, der katastrophale Schmerz sei zu frisch, zu real«. Der unvermeidliche Newt Gingrich sattelte noch einen drauf. Es dürfe keine Moschee am Ground Zero geben, solange in Saudi-Arabien keine Kirche oder Synagoge stehe.
In den folgenden Wochen pilgerten Tausende zum Bauplatz, um gegen die Moschee zu protestieren. Und auch Wilders erhob seine Stimme dagegen. Mit einem Megaphon stand er an der Baugrube und leitete einen Sprechchor, der »No mosque here«, keine Moschee hier, brüllte. Er war nicht der einzige Europäer. Die English Defense League war ebenfalls mit einem Dutzend Männern vertreten, die die King-George-Flagge trugen. Ursprünglich ein Emblem von Fußball-Hooligans, dient die Flagge heute oft »England-den-Engländern-Gruppierungen«, die gegen die Einwanderung von Moslems und dunkelhäutigen Menschen aus den früheren Kolonien kämpfen, als Kennzeichen. Pamela Geller hieß die English Defense League in New York willkommen. Eine seltsame Wendung für eine Tea Party, die ihre Wurzeln im Widerstand der freiheitsdurstenden Amerikaner gegen die Briten verortet.
Noch eine europäische Populistin gewinnt gerade die Herzen der Tea Party: Marine Le Pen, die taffe, blonde Führerin des französischen Front National und Tochter des französischen Rechtsaußen Jean-Marie Le Pen, die sich gegen Einwanderung und Sozialhilfe für Immigranten ausspricht. Anders als ihr Vater bemüht sich Marine Le Pen erfolgreich, antiislamische französische Juden in die Partei zu holen. Le Pen sei »keine Sarah Palin«, sagt Jim DeMint, der erzkonservative Senator aus South Carolina, und er meint das als Lob. Sie stehe wirklich für »change you can believe in«, eine echte Veränderung, »sie ist eine richtige Lady, vor allem, wenn man sie mit dem Clownpaar Palin und Bachmann vergleicht«. Marine Le Pen wiederum plante, im November 2011 in die USA zu reisen und Ron Paul zu treffen, dessen Ansichten über den Goldstandard sie teilt.
Dass diese Zuneigung auch fatal enden kann, hat sich beim tragischen Anschlag von Norwegen gezeigt, als Anders Behring Breivik, Blogger und Scharfschütze, im Sommer 2011 in Oslo und auf der Insel Utoya 77 Menschen tötete, darunter viele Kinder und Jugendliche. Breivik sah seine Tat als Fanal gegen die Immigrationspolitik der in Norwegen regierenden Sozialdemokraten, die auf der Insel ihr jährliches Ferienlager organisierthatten, gegen die »multikulturellen Eliten« und den »kulturellen Marxismus«, der Europa beherrsche. Breivik wollte, wie er damals schrieb, eine »europäische Tea Party« schaffen. Und Breiviks bekanntester Tweet – »eine Person mit wirklichem Glauben hat die Stärke von Hunderttausenden, die nur Interesse haben« – ähnelt dem Sam-Adams-Spruch, den Tea Partier gerne zitieren: »It does not require a majority to prevail, but rather an irate, tireless minority keen to set brush fires in people’s minds.« – Es ist keine Mehrheit nötig, sich durchzusetzen, besser ist eine zornige, nimmermüde Minderheit, die das Feuer in den Gedanken der Menschen entflammen will.
Breivik war von den antiislamischen Webseiten, die der Tea Party eine
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