Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Plattform bieten, beeinflusst, darunter die von David Yerushalmi. In seinem 150 0-Seiten -Manifest zitiert Breivik aber auch Spencers Website »Jihadwatch« und das Blog »Gates of Vienna«, dessen Betreiber aus dem U S-Bundesstaat Virginia namentlich nicht bekannt ist, sowie Gellers Blog »Atlas Shrugs« und den Verein »Stop the Islamification of Europe«. Und auch für die English Defense League hatte Breivik warme Worte. Ins gleiche Horn wie der Massenmörder stößt der norwegische Blogger Fjordman, der selbst für Gates of Vienna und Atlas Shrugs geschrieben hat und der Multikulturalismus für totalitär hält.
Geller distanzierte sich nach dem Attentat von Breivik; schuld an der Gewalt seien die islamistischen
supremacists
, schrieb sie. Die Krone aber setzte Glenn Beck der Debatte auf, als er ein paar Tage nach dem Massenmord sagte, dieses Jugendcamp erinnere ihn an die Hitlerjugend, weil dort Kinder indoktriniert würden. Wie es der Zufall will, betreibt auch Becks
9 / 12 project
ein Sommercamp für Kinder, und zwar in Tampa, Florida. Dort werden Kinder erst veranlasst, still in einem kargen Raum zu sitzen, dieser Raum symbolisiert Europa. Dann nehmen sie an einem Hindernislauf teil, um zuletzt in einem hell dekorierten Partyraum anzukommen, wo rot-weiß-blaues Konfetti geworfen wird: Willkommen in der Neuen Welt.
Die Tea Party hat nicht nur Probleme mit Moslems in Amerika (oder Europa), sie mag auch den ganzen Mittleren Ostennicht sonderlich. Zwar sind ihre Anhänger skeptisch, was die Kriege im Irak, in Afghanistan und in Libyen anbelangt – dagegen haben sich Bachmann und andere Tea Partier explizit ausgesprochen –, aber dabei geht es hauptsächlich um die dort verschwendeten Steuergelder. Empathie für die Menschen haben sie genauso wenig wie die Neokonservativen, sie finden es eher empörend und sozusagen als Verstoß gegen den
American Exceptionalism
, dass die sich gegen die Besatzung wehren. Der Einzige, der sich aus echter Überzeugung gegen diese Kriege ausgesprochen hat, ist Ron Paul. Der aber wird von der Tea Party marginalisiert, die lieber christliche Dschihadisten wie Perry und Bachmann auf den Schild hebt, die sich überdies den Wahlkampfspendern aus der Rüstungsindustrie verpflichtet fühlen.
Populärrassisten und Fettnapfsucher: Wohin geht die Tea Party?
Die Tea Party begann als Protestbewegung gegen Milliardensubventionen für Banken, hohe Steuern und hohe Staatsschulden und in Sorge um eine schwierige Ökonomie. Mittlerweile hat sie sich als Partei gegen hispanische Immigranten und
affirmative action
, also Bevorzugung von ethnischen Minderheiten auf den Universitäten und dem Arbeitsmarkt, etabliert, sie ist gegen Abtreibung und Schwulenehe, für Sozialabbau, Bürgerkriegsrevisionismus und Kirchenbesuch. Und letztlich geht es ihren Mitgliedern darum, einen ungeliebten schwarzen Präsidenten aus dem Amt zu kegeln, einen, der intellektuell, fremd und ausländisch wirkt.
Einige langjährige republikanische Karrierepolitiker haben sich der Tea Party angeschlossen oder sie tun zumindest so, um Wähler zu gewinnen oder vielleicht auch bloß Käufer für ihr neuestes Buch oder ihre DVDs. Aber es gibt auch Republikaner, die fürchten, dieser Zirkus aus Populärrassisten, bibeltreuen Fundamentalisten,
New-World-Order
-Verschwörungstheoreti kern und fettnäpfchensuchenden Sprücheklopfern schade der Partei. Ihre Stimmen sind leise, nur wenige Prominente sind dabei und womöglich werden sie sich bis zur Wahl am 6. November 2012 nicht durchsetzen, aber sie versuchen es.
Zu diesen zählt Grover Norquist, der Reagan-Ökonom und Verfechter niedriger Steuern, der heute mit einer Moslemin verheiratet ist. »Entweder sind wir eine republikanische Partei, die für alle ethnischen Gruppen und Religionen offen ist, oder aber wir gehen unter«, erkannte er. Insbesondere das Schwulenbashing der Religiösen Rechten will Norquist nicht mitmachen – aus grundsätzlichen, aber auch aus taktischen Erwägungen. Denn das werde, glaubt er, der GOP langfristig schaden. Norquist gehört dem Beirat der Organisation »GOProud« an, einem Schwulenverband innerhalb der Republikaner, er wirbt schon des Längeren um die Stimmen konservativer Schwuler, und er hat kürzlich gar Ann Coulter als Beraterin angeworben, die sich seitdem für eine »rechte Judy Garland« hält.
Und auch bei den Mormonen bewegt sich etwas. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage unterstützte 2008 die
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