Teamwechsel
Ich konnte gar nichts dagegen tun.
Tony sah etwas überrascht drein.
„Ryan hat sie mir gestern nach der Party gegeben“, erklärte ich schnell. „Ein Kater und Sonnenlicht, das ist echt keine gute Kombination.“
Nun lachten beide Jungs. Ich konnte mich nur schwer entscheiden, welcher Klang mir besser gefiel.
Wir gingen gemeinsam zu den anderen Teammitgliedern. Ryan fragte Tony, ob er Kapitän der gegnerischen Mannschaft sein wollte.
„Sicher. Willst du Spieler wählen?“ Tonys Blick glitt zu mir. Er zwinkerte. Ich war wohl seine erste Wahl.
„Ja. Du kannst anfangen“, antwortete Ryan. Dann legte er den Arm um meine Schultern. „Aber nicht sie.“
Fassungslos blieb ich stehen. Tony sah Ryan mit der gleichen Verwunderung an , wie ich. Ryan ignorierte ihn. Er ließ mich los und ein Lächeln trat auf seine Lippen. „Spielst du mit mir?“
Oh Mann, ich wusste nicht , was ich sagen sollte. Hunter wusste genau, wie schlecht ich im Umgang mit dem Ball war. Trotzdem wollte er mich in seinem Team.
Tony wartete mit einem komischen Gesichtsausdruck auf meine Entscheidung. Er wirkte auf mich nicht unbedingt enttäuscht, also konnte ich Hunters Einladung auch ebenso gut annehmen. „Okay …?“ Ja, und wenn meine Antwort nicht so sehr nach einer Frage geklungen hätte, würde ich auch nicht wie ein Vollidiot aussehen.
„Cool. Dann lasst uns Ball spielen.“ Tony rannte voraus und wählte den ersten Spieler in seine Mannschaft.
Ich schenkte seiner Spielerwahl keine weitere Aufmerksamkeit, denn Ryan stellte mir in diesem Moment eine grundlegende Frage. „Weißt du, wie man Fußball spielt, Matthews?“
„Schieß den Ball ins Tor?“
„So oder so ähnlich.“ Er rieb sich den Nacken und schmunzelte dabei. „Fürs Erste berühr’ einfach den Ball nicht mit den Händen und versuch’ ihn innerhalb dieser weißen Linien zu behalten.“ Er zeigte auf das aufgemalte Rechteck im Gras, welches das Spielfeld eingrenzte.
„Ja, schon klar. Ich bin kein kompletter Schwachkopf, weißt du?“
Oder vielleicht war ich das doch. Bereits in den ersten zehn Minuten verstauchte ich mir das Handgelenk am vorbeirasenden Ball und schoss zweimal weit hinter das gegnerische Tor. Großartig. Zumindest schnauzte mich niemand an, so wie Ryan es gestern beim Training am Strand getan hatte. Jedenfalls nicht, bis ich offenbar den schwerwiegendsten Fehler überhaupt beging, als ich den Ball das nächste Mal in Richtung Tor schoss.
„Abseits!“, schrien einige der Jungs. Manche rollten sogar mit den Augen.
Ich war total verloren.
Ryan kam zu mir gelaufen. „Keine Sorge. Das erkläre ich dir morgen.“ Er schoss den Ball zu jemandem aus Tonys Mannschaft. Bevor er sich wieder voll dem Spiel widmete, blickte er noch kurz zu mir. „Das war ein toller Schuss.“
Er konnte sagen was er woll te, es half nichts gegen meine Verbitterung. Entmutigt stapfte ich ans hintere Ende unseres Spielraums. Für den Rest des Matches hatte ich vor, eine passive Rolle zu übernehmen. Nur hatte Ryan andere Pläne. Aus irgendeinem Grund behielt er mich aktiv im Spiel, kickte Killer-Pässe zu mir und spornte mich an, mein Bestes zu geben.
Und das tat ich. Ganze dreieinhalb Minuten. Dann spürte ich zum ersten Mal am eigenen Leib, wie sich ein Tritt gegen das Schienbein anfühlte. Der Schmerz brachte mich zu Boden. Ich biss mir auf die Lippen, um meine Tränen zurückzuhalten, während Cloey nur dastand und mich schadenfroh angaffte.
„Kommt schon, Leute! Fair Play!“ , schrie Ryan und kam zu uns. Er reichte mir die Hand und zog mich hoch. „Alles okay bei dir?“
Ich sagte nichts, sondern nickte nur. Meine weinerliche Stimme hätte mich sonst verraten. Er schickte mich zurück ins Spiel.
Der Schmerz des ersten Zusammenstoßes war noch nicht ganz abgeklungen, als Cloey mich erneut attackierte. Ich verfluchte sie in einer Lautstärke, welche einer Polizeisirene Konkurrenz machen konnte. Aber das prallte nur an ihrem Dickschädel ab. Beim dritten Foul war mir klar, dass hinter ihren unbeabsichtigten Zusammenstößen ein Vorsatz steckte. Von da an hielt ich mich so weit wie möglich vom Ball entfernt, um ihr keine weitere Chance zu geben, mich auf dem Feld hinzurichten.
Nach dem Abpfiff h ockte ich mich auf die Trainerbank und Tony grub seine Finger tief in meine Nackenmuskeln. „Wenn ich gewusst hätte, dass du so gut Fußball spielst, hätte ich dich gezwungen, jeden Tag mit mir zu trainieren.“
Ich gab nur ein barsches Grunzen von mir.
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