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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Wünschelrutengänger, Jahrmarktsgaukler, die ihre Taschenspielertricks vorführen, gegen Kräuterhexen und weise Frauen, aber wenn es wirkliche Zauberei zu sehen bekommt…«
    »Dann reagieren die Leute mit Furcht. Oder Schlimmerem«, warf Grames ein. Er blickte ernst in sein Weinglas. »Ach ja«, seufzte er, »die unvernünftigen Leidenschaften der Unwissenden. Ein Jammer.«
    »Es ist eine verständliche Reaktion. Magie kann die Natur nur missbrauchen und verderben«, sagte ich.
    Das hatte Silvus einmal gesagt, und ich wiederholte es, ohne zu überlegen. Arienne schlug den Blick nieder. Sie sah auf einmal unglücklich aus.
    »Ja, vielleicht«, lamentierte Grames, und Arienne schien noch mehr in sich zusammenzusinken. »Aber wenn die Kraft auch die Natur verändern kann, so gilt dies ebenfalls für alle Werke des Menschen. Ist eine Mühle verwerflich, weil sie den natürlichen Lauf eines Baches verändert?«
    Etwas in dem Blick, den er in diesem Augenblick Arienne zuwarf, ließ mich aufmerken. Es wirkte irgendwie falsch. Als ob er eine genau kalkulierte Menge einer wirksamen und gefährlichen Medizin verabreichte. Doch war es nicht so, dass er gelogen hatte. Nein. Was er gesagt hatte, war zugleich Lüge und Wahrheit. Nein, das war es auch nicht. Vielmehr war es eine Wahrheit, die vorgebracht wurde, um zu lügen. Eine in Wahrheit gehüllte Lüge. Die Wahrheit war, was er gesagt hatte, und das bedeutete, dass die Lüge…
    »Die meisten Leute würden es so nicht wollen«, sagte ich, und sie blickte auf. »Dennoch, die magische Kraft…«
    »Es ist am besten, nicht davon zu sprechen«, sagte Grames. »Nicht wo es andere Ohren gibt.« Sie ließ den Kopf wieder sinken.
    Draußen polterte Donner, nahe, aber nicht über uns. Ich hatte den Blitz nicht gesehen. Augenblicke später setzte der Regen ein und rauschte auf das Strohdach herab.
    »Eine schlimme Nacht«, fuhr Grames behaglich fort. »Es war gut, ein Dach aufzusuchen.«
    Ich stimmte ihm im Stillen zu. Georghe Barras und seine Männer würden jedoch nicht erfreut sein, unsere Tür und unser Fenster von einem Aussichtspunkt auf dem hübsch kalten und nassen Hof des Gasthauses zu beobachten. Und Silvus und ich mussten so tun, als hätten wir keine Ahnung, was vorging.
    Wenn ich es mir recht überlegte, musste ich zugeben, dass ich wirklich keine hatte.
    Ein weiterer fahler Lichtblitz stieß durch die Ritzen in den Fensterläden und erhellte das bescheidene Zimmer mit seinen einfachen Möbeln. Das splitternde Krachen einer riesigen Klinge, die den Himmel spaltete, wurde abgelöst von einem wüst polterndem Donnerschlag, dessen Echos weit über das Land hinrollten. Noch immer gab es viele Landleute, die den alten Donnergott Ogni verehrten, der eine Axt trägt und seinen Wagen über den Himmel fährt. Ich konnte das Rumpeln seiner Räder hören.
    Ich hätte eine entsprechende Bemerkung zu Silvus machen können, ließ es aber sein. Es hatte keinen Sinn. Auch konnte ich über nichts zu ihm sprechen, was einen Sinn gehabt hätte, weil wir uns übernommen hatten, entschieden zu schlau gewesen waren. Wir teilten das Zimmer mit Georghe Barras.
    Er lag in einem vor die Tür geschobenen Rollbett. Wenn er nicht schlief, konnte er das Schnarchen großartig nachahmen; aber Soldaten schlafen mit einem offenen Auge, und Barras war schon Soldat gewesen, ehe ich das Licht der Welt erblickt hatte. Ich konnte mit Silvus über nichts von Bedeutung sprechen, wenn Barras in Hörweite war, schlafend oder wach, und Silvus, der drüben beim Fenster lag, schien genauso glückselig zu schlummern. Also war ich mit meinen Sorgen allein. Soviel zu der Idee, Barras zu ermüden. Wir waren ausmanövriert worden. Die Herren von Stand hatten ein Zimmer, Arienne das andere. Die Gardisten nächtigten auf der Tenne über dem Stall. Grames schlief auf einem Strohsack in der Gaststube.
    Ich konnte noch immer nicht sehen, was er im Tischgespräch beim Abendessen gemeint hatte. Das Volk hasste das Dunkel, gewiss, aber es verstand darunter einen Zauberer mit einer Armee von Kobolden und Ungeheuern und Wiedergängern. Nicht einen rundlichen kleinen Mann, der mit einer Zaubervorstellung von Jahrmarkt zu Jahrmarkt zog. Er sah nicht gefährlich genug aus, um in irgendjemandem Hass zu erzeugen. Ich wusste, wie die Leute dachten; ich hatte selbst genauso gedacht. Silvus hatte mich belehrt. Das Dunkel ist die zu unsauberen Zwecken gebrauchte magische Kraft.
    Das Dumme war, dass Silvus glaubte, die magische Kraft könne

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