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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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offener Mord sein. Überdies wusste er, dass Nathan mich nicht ermordet sehen wollte, wenigstens nicht solange ich einen Hebel darstellte, mit dem Silvus unter Druck gesetzt werden konnte.
    »Das war jedenfalls ein Treffer«, sagte ich. »Sagen wir, die Partie ist ausgeglichen. Ich habe genug.« Er nickte langsam. Nun würde er die passende Gelegenheit abwarten. Großartig. Ich hatte ihn warnen wollen, aber nur erreicht, dass er mir erst recht nach dem Leben trachtete. Nun würde er es aus persönlichen Gründen tun, nicht nur im Auftrag oder zum Vergnügen.
    Ich begann meine Ausrüstung abzulegen. Die ganze Geschichte hatte höchstens ein paar Minuten gedauert. Die Sonne war hinter den Hügeln im Westen untergegangen, ließ aber noch genug Licht im Himmel und färbte die kleinen Wolken orangerot und rosig. Silvus schnallte die Brustplatte auf, und ich zog sie herunter, warf den Helm daneben. Mein Haar klebte – von Schweiß durchnässt – am Kopf.
    Ich wandte mich um. Arienne war nicht mehr da.
     

KAPITEL IV
    Silvus wollte höflich sein. »Ich glaube nicht, dass ich es anders gemacht hätte. Bestimmt nicht in deinem Alter.« Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. »Man lernt Umsicht.« »Aber ich habe Barras wirklich verärgert.«
    »Er wird darüber hinwegkommen. Und wenn nicht, könnte es sogar von Vorteil sein. Es wird sein Urteilsvermögen trüben.«
    »In der falschen Weise. Jetzt wird er uns mit Falkenaugen beobachten.«
    Silvus zuckte die Achseln. »Das kann er nicht ewig durchhalten. Selbst Barras braucht seinen Schlaf.«
    Es war der folgende Morgen. Wir saßen auf dem Vordeck der Barke, hatten die Füße auf den Bug gelegt, das Schleppseil zwischen uns. Der Fluss hatte angefangen, Schleifen zu ziehen, und in dieser Schlinge blickten wir beinahe genau gegen Sonnenaufgang, aber die Sonne selbst war verschleiert, und der Wind hatte gedreht. Ich blickte zurück und sah eine tief hängende Decke grauer Schichtwolken von Westen her aufziehen. »Vielleicht bekommen wir doch bald Regenwetter«, bemerkte ich, um das Thema zu wechseln.
    Silvus sah sich nicht um. Er hatte es bereits gesehen; schon vor Sonnenaufgang hatte ich ihn draußen auf Deck angetroffen. Er war meistens vor mir auf den Beinen. »Kann sein«, meinte er.
    Wir waren die Einzigen auf dem Vorschiff, abgesehen von den beiden Gardisten, von denen einer auf dem Ruderhaus saß und uns beobachtete und der andere mit den Treidelpferden ging. Beide waren weit genug entfernt, dass wir Gelegenheit hatten, unter vier Augen zu sprechen. Wenn wir uns davonmachen wollten, mussten wir auf eine dunkle Nacht und eine günstige Gelegenheit warten. Einen Ort, wo wir Pferde bekommen und einen Vorsprung gewinnen konnten, um Verfolger abzuschütteln und schneller als die Nachricht sein konnten.
    Und wohin dann? Norden war die Richtung, in die wir reisten; aus dem Süden waren wir gekommen. Ostwärts erstreckte sich Nathans Herrschaftsbereich über Hunderte von Meilen, alles besiedelt und durchzogen von einem Netz guter Poststraßen, wo Nathans Kuriere eine Botschaft schneller überbringen würden, als wir laufen konnten. Es gab nur eine Richtung, die wir nehmen konnten – Westen. Im Westen lagen die Moore und Heiden und jene unbesiedelten Gebiete, die Nathan dem Orden streitig zu machen gedachte. Im Westen ragte die Kette des Bruchfaltengebirges und jenseits davon waren die Ländereien des Ordens und Schwester Winterridge. Sie waren die Einzigen auf der Welt, die es riskieren mochten, uns vor Nathan zu schützen.
    Alles zusammen war geeignet, ernste Besorgnisse zu wecken. Aber es lag in der Zukunft, und Soldaten lernen die Zukunft annehmen. Das war es nicht, was mich trübselig machte.
    »Sie wird sich schon eines Besseren besinnen«, sagte Silvus unerwartet. »Im Augenblick ist sie eingeschnappt, aber auch gefesselt. Und überhaupt muss sie begreifen, dass du auch noch andere Probleme hast.«
    Ich sah ihn stirnrunzelnd an. War ich so leicht zu durchschauen?
    Aber Arienne ließ sich den ganzen Morgen nicht blicken. Ich beobachtete den Fluss und die langsam vorbeiziehenden Ufer, bis ich der Sache überdrüssig war, dann ging ich eine Weile mit den Pferden, um sie mir aus der Nähe anzusehen. Es waren gute, kräftige Zugpferde und nicht als Reittiere für uns geeignet, doch würde es in jedem Fall eine gute Idee sein, sie wegzutreiben. Wenn wir das täten, würde Barras zu Fuß gehen müssen, um Hilfe zu holen. Allerdings nicht weiter als bis zum nächsten Stall, wo

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