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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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mich ernst an; insgeheim versuchte ich, den schlammig durchnässten Hosenboden von meinem Hinterteil wegzuziehen, aber es gibt keine geziemende oder bequeme Art und Weise das zu tun.
    Noch immer blickte sie mich an; dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie zitterte, ihre Lippen dehnten sich, die Augen schlössen sich halb, und sie fing an zu kichern. Das Kichern ging in ein Gurgeln und dann in ein glockenhelles fröhliches Gelächter über. Ihre Stimme überschlug sich vor Heiterkeit, und sie lachte und lachte. Ich stand triefend da und lachte mit ihr, stand mit ihr in unserer Schlammpfütze und vergaß alles über dem guten Gefühl zu lachen und sie lachen zu hören. Sogar die Gardisten oben auf der Uferböschung lächelten.
    Grames war in seiner wie üblich nüchternen Art verärgert. Es wäre eine Erleichterung gewesen, wenn er getadelt oder genörgelt oder ein Aufhebens gemacht hätte oder sogar erfreut gewesen wäre, dass wir unverletzt geblieben waren. Natürlich tat er nichts davon – vertropfte bloß graue Missbilligung und empfahl, dass Arienne sich waschen und umziehen solle. Natürlich vergaß er sich nicht so weit, dass er mir den gleichen Vorschlag gemacht hätte. Meister Grames wusste, welcher Platz ihm gebührte. Er zog sich mit einer Verbeugung zurück, um sein ehrerbietig forschendes Gespräch mit Silvus fortzusetzen, während ich auf dem Vordeck zurückblieb, überkrustet von trocknendem Schlamm.
    Ich zog mir einen Eimer Wasser aus dem Fluss herauf und übergoss mich damit. Die Kleider mussten bleiben, bis Arienne wieder zum Vorschein käme und ich hinuntergehen könnte, aber ich schabte und spülte den schlimmsten Dreck herunter und goss Wasser über die Flecken. Ich überlegte, ob es in Conflans eine Wäscherei geben mochte, die bei Nacht arbeitete. Oder – Augenblick mal – berechtigte mich der Umstand, dass ich für Nathan arbeitete, nicht zum Bezug einer neuen Garnitur Kleider? Traditionell zählten neben freier Unterkunft und Verpflegung auch Kleidung und Instandhaltung zu den Leistungen des Lehnsherren an einen in seinem Dienst stehenden Edelmann. Ich zuckte die Achseln und goss mehr Wasser über mich. Lieber nicht. Es würde Nathans Livree sein, und in Gelb und Schwarz sähe ich wie Barras und seine Spießgesellen aus.
    Ich dachte noch eine Weile darüber nach, wie es wäre, wenn ich Nathans Livree trüge, und lächelte. Ich stand auf einem Fuß und schabte Dreck von meinen Stiefeln und dachte sehr eingehend darüber nach.
    Arienne kam auf Deck und ich ging hinunter, um meine einzigen Ersatzkleider anzuziehen. Dabei untersuchte ich die Idee weiter. Es würde mit einer gewissen Feinfühligkeit geschehen müssen, und ich konnte Silvus vorher nicht einweihen. Dies war etwas, was rasch getan werden musste, wie ein Überrumpelungsmanöver. Ich ging wieder auf Deck.
    Wir waren bereits in Bewegung, und das grüne Ufer glitt gemächlich vorüber. Grames stand mit Silvus auf dem Vordeck und redete auf ihn ein. Silvus tat sein Möglichstes, ihn entweder zu ignorieren oder irrezuführen. Ich, ganz Aristokrat, platzte gleich hinein.
    »War es Ihr Plan, in Conflans Station zu machen, Meister Grames?«, fragte ich. Er brach mitten im Satz ab, runzelte ein wenig die Brauen und blinzelte mich an.
    »Einen Tag, Messire de Parkin. Wir wechseln dort das Fahrzeug. Dieses nimmt Ladung auf und geht wieder flussabwärts. Außerdem wäre es für die oberen Schleusen zu lang…«
    »Ausgezeichnet. Ich werde neue Kleider benötigen.« Ich wandte den Kopf zu Silvus und kniff andeutungsweise ein Auge zu. Es war wichtig, dass er mitspielte.
    »Mein grüner Umhang ist zerrissen, und die Hosen kann ich nicht mehr anziehen. Das Wams ist beschmutzt und nicht mehr sauber zu kriegen – Schlamm ist von unten bis oben in das Gewebe eingedrungen. Ich kann mich in solchen Kleidern nicht sehen lassen. In Conflans muss es einen passablen Schneider geben.«
    Silvus schnalzte missbilligend. Grames sah mich an. Er hatte mich nur in den Kleidern gesehen, die ich bei der Zeremonie getragen hatte und die überaus prächtig gewesen waren. Ich hatte sie getragen, als ich in die Hauptstadt gekommen war; sie waren neu und meine besten Sachen. Woher sollte er wissen, wie ich sonst aussah?
    »Ein Edelmann, der unauffällig reist…« begann er.
    »Muss standesgemäß in der Öffentlichkeit erscheinen, Meister Grames«, sagte Silvus. »Ich würde meinem Knappen Kleider leihen, aber wir sind nicht von gleicher Größe. Sie können

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