Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)
von ihnen hält eine Schusswaffe in der Hand.
Ich weiß nicht was hier los ist, aber das ganze Viertel scheint es auf uns abgesehen zu haben.
Ich habe keine Zeit nach meiner eigenen Waffe zu greifen. Es sind zu viele, um sie zu stoppen, und sie sehen auch nicht so aus, als ließen sie sich von einem einzigen Revolver beeindrucken. Zuerst muss ich Sharon in Sicherheit bringen. Nur wenige Schritte entfernt steht ein marodes Parkhaus. Die Zufahrtsrampe wird von einer Kette versperrt. Ich lege Sharon über meine Schulter und laufe mit wild rudernden Armen los. Der Boden unter meinen Füßen fühlt sich wieder ganz weich an. Ich glaube durch Schlamm waten zu müssen, der sich unerbittlich an meine Schuhe heftet. Zwei Kerle kommen mir auf der Betonrampe entgegen. Sie sind keine zehn Meter entfernt. Als sie Sharon und mich entdecken, zieht der linke von ihnen, ein untersetzter Schwarzer mit enormem Bizeps, ein Schnappmesser. Sein weißer Kumpel breitet die tätowierten Arme wie ein Torwart aus.
Hinter uns brüllt die Verfolgermeute. Sie werden das Parkhaus in Sekunden erreicht haben. Es gibt nur noch den Weg nach oben. Ich halte mit der linken Hand Sharon fest und hole Stanleys Revolver aus der Innentasche hervor. Ich richte den Lauf auf die Wampe des Messerstechers. »Aus dem Weg!«
Der Schwarze bleckt die Zähne. Der Tätowierte presst seine Sätze durch fast geschlossene Lippen: »Wenn du uns umlegst, fressen dich die anderen auf. Aber mit der Fotze werden sie noch viel Spaß haben. Scheißegal, ob sie gerade verreckt oder nicht.«
»Warum tut ihr das?«, schreie ich ihm entgegen.
Er grinst nur.
Der Schuss löst sich wie von selbst. Ich kann mich nicht daran erinnern, meinem Zeigefinger erlaubt zu haben einfach abzudrücken. Der Schwarze gurgelt und presst beide Hände auf die Wunde. Das Blut fließt sehr schnell und heftig aus seinem Bauch. Er torkelt die Rampe hinab und fällt nach zwei Schritten vornüber.
Dem Tätowierten gefriert das Grinsen im Gesicht.
»Hau ab!«, brülle ich, und noch ehe er reagieren kann, habe ich auch auf ihn geschossen. Es ist einfach so passiert, und für den Moment erfüllt mich das mit einem Hochgefühl. Ich stampfe entschlossen die Rampe hinauf.
Auf der Straße fällt ein weiterer Schuss. Es kann mir nur recht sein, wenn die sich gegenseitig über den Haufen schießen.
Lennard Fanlay
Hunters Point wird endgültig zur Hölle. Ein wilder Mob stürmt aus Hauseingängen, Kellerlöchern und klettert aus Autowracks.
Wie durch ein Wunder haben es die beiden aus dem VW geschafft, ehe sie vom Truck zermalmt wurden. Aber sie sind längst noch nicht außer Gefahr, denn der Mob kennt nur ein Ziel: Dave Austen und Sharon Jacinto.
»Was passiert hier?«, fragt Paul Medeski.
»Eine Treibjagd«, erwidere ich. Ich beobachte, wie Austen mit der offensichtlich bewusstlosen Frau versucht ein Parkhaus zu erreichen. »Rufen Sie noch mal bei der Polizei an. Wir brauchen hier eine Hundertschaft.«
Paul muss in sein Handy schreien, um gegen den Lärm der Meute anzukommen. Ein paar junge Kerle, Schlägertypen, haben sich von der Verfolgermenge getrennt und kommen mit grimmigen Mienen auf uns zu. Ich ziehe meine Waffe.
»Verschwindet!«, rufe ich ihnen zu. Sie sind noch ziemlich jung. Vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt. Als sie nicht stoppen, gebe ich einen Warnschuss über ihre Köpfe ab. Paul steht jetzt ebenfalls mit gezückter Waffe neben mir.
Die Jungen ziehen die Köpfe ein und machen kehrt. Nicht ohne uns noch ein paar Beleidigungen zuzurufen.
»Polizei ist unterwegs«, sagt Paul schwer atmend. »Wie geht`s weiter, Chef?«
Die Meute flutet ins Parkhaus. Es sind mindestens zwanzig Gestalten.
»Ich versuche durch einen anderen Zugang ins Parkhaus zu kommen. Sie warten hier auf die Kavallerie.«
»Sie wollen da allein rein?«
»Ich kann doch Austen und die Frau nicht diesem Mob überlassen.«
»Stimmt«, pflichtet mir Paul Medeski bei. »Aber ich komme besser mit.«
Dave Austen
Ich kann sie hören. Sie sind uns ganz dicht auf den Fersen. Ihre Schritte, das Gelächter und die Flüche hallen durch das Gebäude. Ich suche nach einem Versteck, irgendeinem Ort, wo wir uns verschanzen können.
Im ersten Parkdeck stinkt es nach erloschenem Feuer. Ein bitterer und beißender Geruch nach verschmortem Plastik, Gummi und Lack. Er geht von den Skeletten eines ausgebrannten Vans und mehrerer Limousinen aus. Die Betonwände sind von Graffiti übersät. Böse, brutale Symbole und Fratzen in
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