Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)
Rot und Schwarz.
Ich zerre an einer Stahltür, die den Zugang zur Treppenflucht bildet. Sie ist verschlossen. Die Verfolger kommen immer näher. Sie bewegen sich jetzt vorsichtiger und leiser. Ihr Geschrei ist einem Wispern und Flüstern gewichen. Sie werden die beiden Toten entdeckt haben und wissen, dass ich mich zur Wehr setzen kann. Ich habe noch vier Patronen.
Ich renne die Auffahrtrampe zum zweiten Deck hinauf. Ich fühle mich überhaupt nicht erschöpft. Sharon scheint überhaupt nichts zu wiegen. Ich kann sie immer noch atmen hören. Zwar unregelmäßig, aber es der Beweis, dass sie lebt und es einen Grund zum Durchhalten gibt.
Ein Kichern dringt aus meiner Kehle. Eine Stimme in mir sagt, dass es keinen Grund zum Kichern gibt. Im Gegenteil, das Kichern sei kein gutes Zeichen. Ich soll mich zusammenreißen. Ich ignoriere die Stimme. Ich kriege das hier schon noch hin. Habe mich noch nie so lebendig gefühlt.
Auf dem zweiten Parkdeck stehen weitere Fahrzeuge. Sie sind ausgeplündert worden und von einer dicken Staubschicht bedeckt. Hier riecht es nach Pisse. Vermutlich übernachten Obdachlose in den Autowracks..
Sharon wimmert auf meiner Schulter. Es macht keinen Sinn weiter nach oben zu steigen. Ich gehe zu dem letzten Fahrzeug in der Reihe. Es ist ein alter Chevy Geländewagen auf platten Reifen. Ich lege Sharon auf die Rückbank, setze mich auf den Beifahrersitz und behalte die Rampe im Auge. Das Seitenfenster wurde zerschlagen, also habe ich freies Schussfeld.
Das ist der Plan: Jeder Mistkerl, der sich nähert, wird erschossen. Vier Patronen. Vielleicht reichen vier weitere tote Arschlöcher, um den Rest zu vertreiben. Sie wissen ja nicht, dass dann meine Munition verbraucht ist.
Sharon bewegt sich. Ihre Augen sind weit geöffnet. Sie versucht mir etwas zu sagen.
Sharon Jacinto
Mein Kopf schmerzt, und als ich die Augen öffne, betrachte ich die Welt wie durch eine halbtransparente Glasscheibe.
»Dave?«, frage ich.
Ein Schemen taucht vor mir auf. Erst als er ganz nahe kommt, kann ich erkennen, dass es Dave Austen ist.
Es ist nicht nur der Kopf, irgendetwas ist in mir kaputtgegangen. Es fühlt sich an, als ständen meine Eingeweide in Flammen. Die Hitze konzentriert sich in der linken Körperhälfte. Ich glaube, es ist vorbei mit mir.
»Ich bin hier«, sagt Dave Austen.
»Du solltest sterben«, beginne ich.
»Die kriegen uns aber nicht.« Er kichert leise. Warum kichert er? Dann fällt mir wieder ein, dass er irgendetwas eingeworfen hat.
»Du verstehst nicht«, fahre ich fort. »Ich musste dich in eine Falle locken. Dort hätten sie dich getötet.«
Durch einen Nebelschleier sehe ich, wie Dave Austen das Gesicht verzieht. »Wie meinst du das?«
»Du hättest ihnen vorher verraten, wo du die Figur aufbewahrst.«
»Das hätte ich nicht.«
»Oh doch!« Mein Inneres scheint sich jetzt mit glutflüssigem Blei zu füllen. »Ich hätte dich ihnen ausgeliefert. Weil ich nicht anders konnte. Ich dachte, damit wäre mein Fehler wiedergutgemacht. Aber Bronsky wollte mich auch loswerden. Er hat mich reingelegt.«
»Wer ist dieser Bronsky? Ich bringe ihn um.« Dave Austen kommt mit seinem Gesicht noch näher. Wir berühren uns fast. Er schwitzt jetzt stark.
»Das ist nicht möglich«, erwidere ich, und spüre, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt. Ich beschließe gegen die Methode Bronsky zu verstoßen. So, wie es Bronsky selbst getan hat, als er beschlossen hat, mich ebenfalls zu töten.
»Hast du etwas zu schreiben?«, frage ich.
Dave Austen kramt in einem Jackett und bringt schließlich ein kleines Gerät, das wie ein altmodischer Walkman aussieht, zum Vorschein. Er drückt einen Knopf.
»Sprich einfach«, fordert er. Ich sammle meine letzten Kräfte und beginne. Ich verrate die Adressen aller Wohnungen und Namen aller Firmen von Bronsky, die mir bekannt sind. Und vor allem die Adresse meiner Schwester. Sie muss umgehend von der Polizei beschützt werden. Irgendwann muss mit Bronsky Schluss sein. Und mit seiner Methode. Es tut mir leid, dass ich erst im Sterben den Mut dazu habe.
Dave Austen schaltet das Gerät aus.
»Wo sind wir eigentlich?«, frage ich. Nachdem mich Austen aus meinem Wagen gezogen hatte, der Truck erneut heranraste und mir klar wurde, dass es kein Unfall war, verlor ich das Bewusstsein.
Er erklärt mir die Situation, und ich verliere die Hoffnung, dass meine Informationen über Bronsky jemals die Polizei erreichen. Die Verfolger sind bezahlte Handlanger. Ihre Aufgabe ist
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